Synode: Licht und Schatten
Die katholische Lehre wurde nicht im Entferntesten berührt
Die Tagespost, 26. Oktober 2015
Die katholische Lehre wurde nicht im Entferntesten berührt. Es bleibt dabei, dass die Kirche für alle offen ist, gerade auch für Menschen mit Verletzungen, Lebensbrüchen – und natürlich ebenso für Paare, die (noch) nicht in einer geregelten ehelichen Beziehung leben. Nach wie vor gilt für zivil Wiederverheiratete das Gebot – wenn sie denn katholisch sind –, möglichst jeden Sonntag eine Messe zu besuchen. Geschiedene und von ihrem Partner getrennt Lebende können, wenn sie – das gilt für jeden – durch das Busssakrament vorbereitet sind, die Eucharistie empfangen.
Nach wie vor sind die Seelsorger gehalten, im Einzelgespräch und in der Beichte die konkrete Situation, die Gefühlslage und die Vorgeschichte ihres Gegenübers zu beachten. Dass Priester um die rechten Worte ringen müssen, um “ihren Leuten“ das Evangelium zu verkünden, war schon immer so und wird auch so bleiben.
Für Wiederverheiratete einen Weg der Umkehr und Busse generell, als Regel für den Einzelfall, mit der Ermöglichung des Kommunionempfangs zu verbinden, war bisher nicht vorgesehen und ist es jetzt auch nicht. Das “Forum internum“ als geschützter Raum der Seelenführung bleibt erhalten. Und wenn eine Familie entdeckt, dass jemand in ihrem Kreis homosexuell empfindet, gilt weiterhin das Respekt-Gebot des Katechismus der Katholischen Kirche aus dem Jahr 1992.
Es fällt nicht so einfach, das wirklich Neue am Ende des fürs Erste nun abgeschlossenen synodalen Prozesses zu Ehe und Familie auf den Punkt zu bringen. Als auf einer der letzten Pressekonferenzen im Vatikan der für das Abschlussdokument mit zuständige indische Kardinal Oswald Gracias seine Schlussworte zur diesjährigen Synode sprach, hätte man die mit “Schön, dass wir darüber gesprochen haben” zusammenfassen können.
“The medium is the message” – das Medium selbst ist die Botschaft. Vielleicht könnte man diesen Satz aus der Kommunikationswissenschaft auch auf die Synode anwenden. Der synodale Prozess selbst war die Botschaft. Zwei Jahre hat die katholische Kirche die in der Welt so stark gebeutelten Institutionen von Ehe und Familie in das Zentrum ihrer Aufmerksamkeit gestellt. Wer tut das sonst noch? Die Vereinten Nationen? Die Öl-Konzerne? Das Show-Business? Die Medien-Welt? Das Scheinwerferlicht auf die Grundzelle jeder menschlichen Gesellschaft zu richten, war dem Papst und der Weltkirche wichtig.
Aber da mischten sich auch Schatten in den Lichtkegel. Nachdem vor allem die Kardinäle Walter Kasper und Christoph Schönborn viel Aufmerksamkeit auf zwei Nebenfragen gelenkt hatten – die Kommunionzulassung der zivil Wiederverheirateten und die Wertschätzung positiver Elemente in homosexuellen Partnerschaften – bissen sich die säkularen, aber auch einige kirchliche Medien an diesen Themen fest. Und zogen enttäuscht aus Rom ab, nachdem die jüngste Synode keine kopernikanische Wende vollzogen hatte. Spannungen im Weltepiskopat zwischen zwei sogenannten “Lagern” wurden ausgebügelt, aber nicht beseitigt. Für den nachsynodalen Prozess, der nun beginnt, ist das nicht die allerbeste Voraussetzung.
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