Skandale müssen kommen, aber …
Es sei unvermeidlich, so der Papst mit Berufung auf ein Wort Jesu, dass es in der Welt zu Skandalen kommt aber wehe denen, die dafür verantwortlich sind
Die Tagespost, 16. Oktober 2015
Es sei unvermeidlich, so der Papst mit Berufung auf ein Wort Jesu, dass es in der Welt zu Skandalen kommt aber wehe denen, die dafür verantwortlich sind. Und vor den Teilnehmern der vergangenen Generalaudienz fügte Franziskus noch vor Beginn seiner Katechese eine Entschuldigung an, für das, was in letzter Zeit an Skandalösem in Rom und im Vatikan geschehen sei. Vatikansprecher Federico Lombardi stellte noch am gleichen Tag klar, dass es dem Papst dabei nicht um die italienische oder römische Politik gegangen sei, sondern allein um den Raum der Kirche.
Skandale müssen kommen. Ein Skandal war es, dass ein polnischer Prälat der Glaubenskongregation sich zum Synodenauftakt outete und der römischen Hauptstadtpresse seinen Geliebten vorstellte. Bevor er sich nach Barcelona, in eine der heimlichen Hauptstädte der internationalen Schwulen-Bewegung, absetzte, kündigte er werbewirksam sein Buch zu dem Thema an, auf das man jetzt im Vatikan mit Sorge wartet – oder besser gesagt auf die Namen, die in diesem Buch stehen. Ein Skandal war es, dass Rom einen ehemaligen Nuntius vor ein Vatikangericht stellen musste, weil sich der Diplomat des Papstes polnischer Herkunft in Lateinamerika des Missbrauchs und der Pädopornografie schuldig gemacht hat. Der Erzbischof verstarb vor dem Urteilsspruch, aber seine Untaten bleiben in Erinnerung. Ein Skandal war es, dass die Gemeinde der Kirche “Santa Teresa d’Avila“ mitten im römischen Stadtzentrum Anfang Oktober aus den Zeitungen erfahren musste, dass das Generalat der Unbeschuhten Karmeliten, dem die Seelsorge in dieser Pfarrei anvertraut war, zu einem Tummelplatz für Stricher und homosexuelle Praktiken geworden war – und das im fünfhundertsten Geburtsjahr der Ordensgründerin und heiligen Teresa von Ávila. Man muss Papst Franziskus nicht besser kennen. Man spürt schon aus der Entfernung, dass diese Vorfälle den Argentinier vor Wut beben lassen, weil sie das Vertrauen in die Kirche, die jetzt auf der Synode auch mit einem gewissen moralischen Anspruch auftreten will, in den Grundfesten erschüttern. So hat sich Franziskus jetzt zu Beginn der Generalaudienz bei allen entschuldigt. Wer die Geschichte der Kirche und des Christentums als Kriminalgeschichte beschreiben will, kann das gerne tun. An Skandalen hat es nie gefehlt. Nur waren sie nie das Schlusswort. Das weiss auch der Nachfolger Petri. Auf den dreimaligen Verrat des Apostels folgte die Erwählung durch Jesus Christus. Die eigenen Schwächen zwingen das Bodenpersonal Gottes, immer schön demütig zu bleiben. Dafür wollte Franziskus öffentlich ein Zeugnis ablegen.
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