Kardinal Müller

Kardinal Müller: “Ich erwarte Klarheit von der Synode”

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Ehe und Familie sind heute durch den “Laizismus, der die Religionsfreiheit beseitigt”, gefährdet. Das sagte der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller, bei einer Buchpräsentation in Rom. Vorgestellt wurde ein Werk des ehemaligen italienischen Senatspräsidenten Marcello Pera, der über Menschenrechte und Christentum geschrieben hat. Im Anschluss sagte Kardinal Müller unseren Kollegen der italienischen Abteilung von Radio Vatikan:

“Der Heilige Vater betont ständig die Bedeutung der Familie und der Ehe. Es handelt sich ja um die Zelle der Gesellschaft, aber auch der Kirche. Jede Familie ist eine sogenannte ‘Hauskirche’. Ich erwarte deshalb von der Synode, dass sie in dieser Hinsicht mehr Klarheit schaffen wird, bezüglich der Bedeutung der Ehe als Sakrament und an sich die sakrale Bedeutung der Ehe.”

Bei der Synode, die am Sonntag mit einem Gottesdienst im Petersdom feierlich eröffnet wird, sollen auch “klare Worte” zur Bedeutung von Ehe und Familie gesprochen werden, so Kardinal Müller.

“Die Ehe ist nicht nur eine ideale oder menschliche Vorstellung, sie ist vor allem ein Geschenk Gottes. Ich erwarte deshalb von den Synodenvätern Diskussionen, die nicht minderwertig sein werden, sondern die sich auf eine tiefe Kenntnis der Lehre Jesu, des Alten und Neuen Testaments und auf die wahre Bedeutung der Offenbarung von Seiten des Lehramtes stützen.”

Eine Gefahr sieht Kardinal Müller in der Vorstellung, dass dem Staat mehr Bedeutung zugemessen werde als dem Gewissen eines jeden einzelnen. Eine wichtige Rolle spielten diesbezüglich die Medien, so Kardinal Müller. Das sehe man bei der Debatte um die sogenannte Gender-Theorie.

“Es gibt Medien, die uns diese Gender-Ideologie unbedingt aufzwingen wollen. Und dabei geht es um etwas, das die komplette Zerstörung der menschlichen Grundlagen vorsieht. Das hat schreckliche Konsequenzen für unsere Kinder, Jugendlichen und auch für die Ehepaare. Deshalb müssen wir die Würde der Menschen verteidigen, die vom Schöpfergott her kommt, der uns all seine Güte schenkt und alle Voraussetzungen, damit wir nicht nur die natürliche Glückseligkeit erreichen, sondern auch die übernatürliche Freude. Und die ist das ewige Leben.”

Zur der Buchpräsentation war auch der emeritierte Kardinalvikar Roms Camillo Ruini anwesend. Er verwies auf den Unterschied zwischen Menschenrechten – also jene Rechte für alle – und den eigenen Wünschen. Viele verwechselten die “eigene Wunschliste” mit dem Recht, an das Allgemeinwohl zu denken, so Ruini.

rv 02.10.2015 mg

2 Antworten auf Kardinal Müller

  • Rohner Markus:

    Ich kann die Wichtigkeit der Ehe aus Sicht der Kirche verstehen. Ich teile jedoch die Einschätzung einer fast apokalyptischen Entwicklung der Menschheit durch Anpassungen an den Regeln für übertrieben und in diese Übertreibung nicht sachdienlich. Auch Wortwendungen des Kardinals, laut einem andern Presseartikel in der “Ostschweiz am Sonntag” dass jetzt eine wichtige Schlacht bevorstehe an der Synode, finde ich selbst im bestgemeinten Zusammenhang als erschreckend. Ich bin betroffen über diese Formulierung von einem Kirchenmann, der in solchen Sätzen kaum vermuten lässt, dass er zur Nächstenliebe zu fundamental anders denkenden Menschen.

    Selber geschieden kenne ich die seelischen Auseinandersetzungen, mich meiner Ambivalenz und Widersprüchlichkeit zu stellen. Die Regelungs-Tatsachen der katholischen Kirche liessen mich zurückschrecken, mit einem Seelsorger zu reden, da dieser aus meiner Wahrnehmung an diese Regelungen gebunden ist. Ich stellte mich so allein vielen Lebensfragen und bin dankbar, dass ich die Stärke meines Gewissens mit Gottes Hilfe kennenlernen durfte.

    Andere Lebensformen verunsichern mich auch, weil ich sie nicht kenne. Mir fehlt aber die wahrnehmbare Nächstenliebe, wenn “Sünder und Ehebrecher” (Homosexuelle, Geschiedene) pauschal von Sakramenten ausgeschlossen sind. Was ich mir wünsche – ob die Regelungen bleiben oder nicht – eine barmherzige Kirche, die persönliche Wege und das Gewissen von Menschen achten kann, die nach den kirchlichen Regeln nicht der Norm entsprechen. Es könnte durchaus Leute darunter haben, die nicht nur oberflächlich oder hartherzig sich den Lebensweg gestalten. Es tut wohl, von Papst Franziskus zu hören: Wer bin ich, um über diesen Menschen zu urteilen?
    Ich wünsche Herrn Müller, dass seine Sorge um eheliche und kirchliche Fragen von Nächstenliebe und Achtsamkeit getragen ist, auch in der erkennbaren Verstörtheit über Abgründe, die sich auftun können. Solchen sehen sich Menschen, die nicht in die Kirchennorm entsprechen, auch gegenüber und werden doch, vielleicht erst recht, von Gott getragen.

  • Hubert Pongratz:

    Ich kann den Anliegen von Kardinal Müller nur voll zustimmen.

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