Es gibt kein gutes Töten

‘Liebe will Leben. Leben will Liebe. Das ist human’

Von Martin Lohmann

Die Tagespost, 16. September 2015

Der Marsch für das Leben: Wie gut, wenn es diese Demonstration nicht mehr geben müsste – weil das Lebensrecht nicht mehr bedroht würde. Doch so weit sind wir noch nicht. Leider. Im Gegenteil. Noch immer ist das Selbstverständlichste für viele nicht selbstverständlich: Es gibt kein gutes Töten. Und: Jeder Mensch ist lebenswert. Liebenswert. Hat ein Recht auf Leben. Jeder.

Es gibt viel Angst vor dem Leben, Angst vor der Liebe. Und Angst vor Verantwortung. Es braucht Hilfe. Hilfe, dass niemand getötet werden “muss”. Weder der ganz kleine Mensch im Mutterleib, noch der alte und schwache. Liebe will Leben. Leben will Liebe. Das ist human. Das Ja zum Leben ist menschlich. Darum geht es. Das ist wichtig.

Immer mehr Menschen entdecken das. Immer mehr wollen Zeugnis geben für diese Freiheit. Friedlich. Tolerant. Einfühlsam. Ohne Willkommenskultur gibt es keine Zukunft, kein Leben. Auch die zahlreichen, die als ganz kleine Menschen allein in Deutschland jährlich getötet werden, verdienen eine echte Willkommenskultur. Wer da ist, hat ein Recht auf Leben. Wer da ist, braucht unsere Liebe. Vorwürfe helfen nicht. Hass sowieso nicht. Wegschauen ebenfalls nicht. Hinschauen und Dasein hingegen öffnet Horizonte des Herzens und des Geistes. Wer teilnimmt am Marsch für das Leben, tut etwas Gutes, etwas Notwendiges. Etwas die Not Wendendes. Es ist ein Zeugnis für das Leben aller. Es darf nicht sein, dass aus Verzweiflung getötet wird! Töten ist nie gut. Hilfe zum Leben aber immer.

Es ist eine Schande, wenn Menschen im Mittelmeer ertrinken müssen. Es ist eine Schande, wenn wir Alten sagen, sie stören, seien zu teuer. Es ist eine Schande, wenn wir ungeborene Menschen “einfach” auseinanderreissen. Jeder Teilnehmer des Lebensmarsches bezeugt: Hilfe zum Leben ist gut, sehr gut. Wer für das Leben ist, ist Anwalt für Frieden und Toleranz. Wer aber tötet, ist Extremist, hat die schlimmste Form des Extremismus gewählt. Auch wer das Töten aus Angst vor Verantwortung zulässt, handelt extremistisch. Ganz zu schweigen von denen, die damit noch Geld verdienen. Wir brauchen keinen tödlichen Extremismus!

Papst Franziskus hat Recht, wenn er mit Blick auf den Marsch in Berlin jetzt sagte: Das ist sehr, sehr wichtig, was Ihr da tut. Und er segnete ein kleines Embryomodell, das allen zeigt, worum es letztlich wirklich immer geht. Um Menschen. Mit Würde. Zum Leben. Gemeinsam für das Leben. Immer. Jetzt erst recht.

Der Autor ist Vorsitzender des Bundesverbands Lebensrecht (BVL)

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