Bischöfe warnen vor Scheidungsmentalität
Polen: Stellungnahme der Hirten unterstreicht traditionelle Lehre und Praxis Johannes Pauls II.
Polnische Bischofskonferenz
Von Stefan Meetschen
Warschau, Die Tagespost, 23. September 2015
In einer am Montag vorgestellten Stellungnahme haben die polnischen Bischöfe sich zu den zentralen Themen der im Oktober in Rom stattfindenden Bischofssynode geäussert. So weisen sie in dem Schreiben, das auf der Website der Polnischen Bischofskonferenz gelesen werden kann, ausdrücklich auf die Worte Jesu im Markus-Evangelium hin, wo geschrieben steht: “Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen”. (Mk 10, 9). “Deswegen”, so heisst es in der Stellungnahme, sei die sakramentale Ehe “ihrem Wesen nach unauflösbar”.
Doch die polnischen Bischöfe beziehen sich nicht nur auf die Heilige Schrift und die Tradition der Kirche, um die Unauflösbarkeit der Ehe zu untermauern, auch anhand von Aussagen von Papst Johannes Paul II. wird daran erinnert, dass die Ehe “eine göttliche und menschliche Realität” sei, “die Jesus zur Würde eines Sakraments erhoben” habe.
Ausdrücklich warnen die polnischen Bischöfe in dem in neun Punkte gegliederten Dokument, in dem auch Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus zitiert werden, vor einer “Scheidungsmentalität”. Wörtlich heisst es im Text: “In der katholischen Kirche gibt es weder Scheidungen noch Prozesse, die zur Scheidung führen. Es gibt nur Prozesse, bei denen man individuell erkennt, ob diese bestimmte Ehe gültig oder nicht gültig geschlossen wurde. Alle sollten eine Scheidungsmentalität meiden.” Sie fordern eine grössere Wertschätzung der Familie. “Jedes Auseinandergehen der Eheleute beleidigt Gott und bringt viel Schaden mit sich, es lässt nicht nur an ihnen Wunden zurück, sondern wirft auch einen schmerzhaften Schatten auf ihre Kinder, die nächste Familie, Freunde, Bekannte und zerstört die Grundlagen der ganzen Gesellschaft.” Ebenso deutlich und klar äussern sich die polnischen Bischöfe gegenüber der Forderung, katholische Gläubige, die in irregulären Beziehungen leben, die Absolution zu geben und diese zur Kommunion zuzulassen. Die polnischen Bischöfe lehnen eine solche Praxis entschieden ab, denn “um die heilige Kommunion zu empfangen, muss man sich in der heiligmachenden Gnade befinden”. Stattdessen appellieren sie dafür, die Begleitung von Personen, die in derartigen Beziehungen leben, zu verstärken, da diese nicht aus der Kirche ausgeschlossen seien.
Die pastorale Sorge der polnischen Bischöfe gilt aber auch den kinderlosen Ehen, denn sie betonen in der Stellungnahme, dass die künstliche Befruchtung nicht der “richtige Weg” sei, um das Problem der Unfruchtbarkeit zu lösen. Katholiken, dabei berufen sich die Bischöfe ausdrücklich auf Papst Franziskus, dürften diese Methode nicht anwenden. Allgemein bedanken sich die Bischöfe bei allen Eheleuten, welche ein Zeugnis geben davon, dass “eine schöne und treue Liebe” möglich und lebbar sei.
Was auch in dem Schlusssatz der Stellungnahme anklingt: “Die Familie ist das Werk und der Besitz Gottes. Deshalb bereiten wir uns auf die kommende Synode mit Glaube, Hoffnung und Liebe vor.”
Bei der Vorstellung der Stellungnahme sagte der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, nach Angaben der Katholischen Nachrichtenagentur Polens (KAI) hinsichtlich der Vorschläge zur Kommunion von Wiederverheirateten, dass “das Verbleiben in einer zweiten Beziehung” ein “Verbleiben im Ehebruch” sei und “auf gar keinen Fall vereinbar mit dem Empfang der heiligen Kommunion” sei.
Bei dem ersten Teil der Synode vor einem Jahr, so Gadecki, sei diese Frage “bagatellisiert” worden und “eher in soziologischer als theologischer Weise” behandelt worden. “Und doch bezieht sich diese Frage auf das Wesentliche der Kirchenlehre.”
Ferner wies Gadecki darauf hin, dass die polnischen Bischöfe bei der Synode in Rom eine Forderung verteilen wollen, welche sich auf homosexuelle Beziehungen beziehe, die man – Gadecki zufolge – “auf gar keinen Fall” als “Ehen” bezeichnen dürfe.
Im Rahmen der Präsentation wurde auch ein polnisches Ehepaar vorgestellt, das von Papst Franziskus zum Kreis der Laien-Auditoren ernannt worden ist: Jadwiga und Jacek Pulikowski.
Jacek Pulikowski sagte gegenüber den Medien, dass die Leute, die sich vom Glauben und den religiösen Praktiken entfernten, sehr viel häufiger scheiden lassen würden, als diejenigen, die aktive Mitglieder der Kirche seien. Er betonte, dass Ehen, die eine Krise durchleben würden, sehr schnell durch die Beichte und die heilige Kommunion wiederhergestellt werden könnten.
Abgerundet wurde die Präsentation durch die Vorstellung des neuen purpurfarbenen Logos der Polnischen Bischofskonferenz, das ab jetzt aus einem Hirtenstab in Form des Buchstaben “P” für “Polska” (Polen) und einem Kreuz im Zentrum besteht.
Ich bin mit den Aussagen der polnischen Bischofskonferenz vollkommen einverstanden und freue
mich im Namen Jesu Christi herzlich darüber; hoffentlich haben sie eine Vorbildwirkung für
alle anderen Bischöfe.
mfg H. P.