Leib, Bindung, Identität

Entwicklungssensible Sexualpädagogik? Neuer Studiengang an Hochschule Heiligenkreuz

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Quelle

Von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz

Die Tagespost, 24, August 2015
 
Wie schwierig der Umgang mit Sexualität, mit Leiblichkeit, mit Bindung oder Bindungsängsten und der eigenen Identität ist, zeigt der tägliche Blick in unterschiedlichste Medien. Zudem überschlagen sich Entwürfe für eine “vielfältige”, “bunte” Sexualpädagogik der “Diversität” – und wie immer die lockenden Euphemismen für eine ausufernde Sexualkunde lauten, deren Abgrenzung zur Pornografie wenig deutlich wird. Die Herausforderung an das Christentum wächst, Antworten zu geben auf Entwicklungen, die christliche Werte und langerprobte Ethiken deutlich in Frage stellen.Nach wie vor gehören in allen Umfragen ein gelingendes Leben, eine gelingende Ehe und Familie zu den vordringlichsten Wünschen junger Männer und Frauen. Vor diesem Hintergrund ist das Anliegen entstanden, Pädagogen, Lehrern, Erziehern, Eltern und allen, die mit jungen und erwachsenen Menschen im Bereich der Leiblichkeit, Sexualität und Identität zusammenarbeiten, eine sachgerechte, umfassende und wissenschaftlich ausgewiesene Aus- oder Weiterbildung anzubieten, die auf dem christlichen Menschenbild beruht und klassische europäische Ethiken einschliesst.

So ist in einem Team von Anthropologen, Sexualwissenschaftlern und Pädagogen ein neuer Studiengang entwickelt worden mit dem umfassenden Thema: “Leib – Bindung – Identität. Entwicklungssensible Sexualpädagogik”. Dieser Studiengang LBI will auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes jene Inhalte wissenschaftlich reflektieren und in die didaktische Kompetenz der Teilnehmer vermitteln, welche die junge Generation heute braucht, um eine wertorientierte Sexualität zu entwickeln.

Darin wird der argumentative Umgang mit gängigen ideologischen Gesichtspunkten gelehrt. Der Inhalt zielt auf eine entwicklungssensible, das heisst alters-, geschlechts- und reifespezifische Vermittlung einer wertorientierten und gleichzeitig unverkrampften Sexualität. Sie schliesst Erkenntnisse der Bindungs- und Hirnforschung ein, ebenso eine philosophisch entwickelte Phänomenologie der Leiblichkeit – die geschlechtsspezifische “Sprache des Leibes”. Die Zielgruppe sind Multiplikatoren unterschiedlicher Art: LBI richtet sich an Personen, die aufgrund ihres haupt- oder nebenberuflichen Einsatzes in Schule, Gruppen, Gesellschaft und Kirche in besonders qualifizierter Weise fachlich kompetent Kenntnisse über die Themen und Begründungszusammenhänge entwicklungssensibler Sexualpädagogik vorweisen müssen. Am Ende wird das Zertifikat “Sexualpädagoge/Sexualpädagogin LBI” erworben.

Ziel: Integration einer elementaren Lebenskraft

Es ist unbestreitbar wichtig, Kindern und Jugendlichen eine positive und ganzheitliche Sicht von Sexualität zu vermitteln, damit sie eine möglichst natürliche und angstfreie Haltung zur Sexualität entwickeln können. Sie soll als elementare Lebenskraft verstanden werden, die zu kultivieren ist. Ebenso müssen Kindern und Jugendlichen aber auch Gefahren im Bereich der Sexualität aufgezeigt werden.

Eine wesentliche Entwicklungsaufgabe der Heranwachsenden besteht in der Integration der Sexualität in ihre Gesamtpersönlichkeit, in Auseinandersetzung mit dem sozialen und kulturellen Umfeld. Ist dies gelungen, bildet das eine wichtige Grundlage für den achtsamen Umgang mit sich selbst und anderen. Daher brauchen Kinder und Jugendliche eine Erziehung und Förderung, die sie in ihrer persönlichen Gesamtentwicklung berücksichtigt. Eine Reduzierung auf eine rein technische oder biologische Aufklärung greift zu kurz. Da die sexuelle Entwicklung der positiven Formung bedarf, ist Sexualerziehung das primäre Recht und die Pflicht der Eltern. Familie ist der wichtigste Lernort für eine gesunde sexuelle Entwicklung. Die Schule hat die Aufgabe, die Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung zu unterstützen.

Um den Studiengang LBI zu flankieren, wurden “Prinzipien Sexualpädagogik” entwickelt, die bereits im Internet zu finden sind. Mit dem Studiengang selbst haben sie nur mittelbar zu tun, befördern aber dieselbe Grundidee. Mittlerweile sind sie als Webseite, auch in mehreren europäischen Sprachen, aufbereitet: www.prinzipien-sexualpaedagogik.org

Dazu sind bereits gut 25 Unterschriften prominenter Fachvertreter oder prominenter Unterstützer eingegangen. Die “Prinzipien” sind gedacht als Alternative zu anderen sexualpädagogischen Theorien, ohne diese namentlich zu erwähnen, da gerade nicht gegen, sondern für etwas gearbeitet wird.

Um in das “verminte Gebiet” der Sexualpädagogik einzusteigen, weckt der neue Studiengang Hoffnung. Wenn er sich bewährt, soll er nach Deutschland und in andere europäische Länder exportiert werden; Anfragen aus Polen und Italien dazu liegen schon vor. Unverändert aktuell erscheint in diesem Zusammenhang die Frage Romano Guardinis: “Haben wir denn den richtigen Begriff von der Liebe? Er ist bei uns oft sentimental, weichlich geworden. (…) Die Moderne muss die Liebe als etwas viel Weiträumigeres, Furchtbareres und Gewaltigeres denken, als sie es tut.” Auf diesen Horizont zuzugehen lohnt sich.

Nachgefragt: Der neue Studiengang beginnt zum Wintersemester 2015/16 in acht Block-Modulen über vier Semester (zwei Jahre) an der Phil.-theol. Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz/Wienerwald. Der Folder mit den Zugangsbedingungen liegt bereits gedruckt vor, oder:

christlichefamilie.at/angebote/leiblichkeit-bindung-identitaet/; auch wird es binnen kurzem eine Homepage geben.

Bestell-Adresse: Initiative Christliche Familie (ICF), Husarentempelgasse 4, 2340 Mödling, Tel. 00 43 / 22 36 /30 42 80, Fax 00 43 / 22 36 / 30 40 71, office@christlichefamilie.at, auch: lbi@christlichefamilie.at hbgf

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