Begegnung zwischen dem Papst und den Töchtern von Esther Ballestrino

Die paraguayische Frau war 1977 von Bediensteten der politischen Polizei der Diktatur in Argentinien entführt worden und blieb für immer verschwunden

argentinien bergePapst trifft Argentinier

Rom, Salvatore Cernuzio

​Emotionen und Bewegtheit verdichteten sich bei dem heutigen Zusammentreffen zwischen dem Papst und Ana Maria und Mabel Careaga Ballestrino in der Nuntiatur von Asunciòn. Die der breiten Öffentlichkeit unbekannten Namen der beiden Frauen sind für Franziskus insofern von Bedeutung, als es sich um die Töchter der Paraguayerin Esther Ballestrino de Careaga handelt, der ersten Arbeitgeberin des im Jahre 1953 17-jährigen Jorge Mario Bergoglio, der damals seine erste berufliche Tätigkeit in einem Chemielabor absolvierte.

Die Berichterstattung von dem Zusammentreffen stammt von der Seite “Il Sismografo”. Daraus geht hervor, dass der Papst nach der Mitteilung über die Gegenwart der Töchter Esthers eilends die Nuntiatur verlassen habe, um ihnen zu begegnen und sie in einer herzlichen Umarmung an sich zu drücken.

Wenn es nur möglich gewesen wäre, hätte Bergoglio ihre Mutter umarmen wollen, “jenen Menschen, der mich das Denken gelehrt hat”, wie er sich gerne an sie erinnert. Allerdings fehlt von der Frau seit Dezember 1977 jegliche Spur; d.h. seit dem Jahr ihrer Entführung durch Bedienstete der politischen Polizei, wodurch auch sie in die Liste der mehr als 30.000 Desaparecidos, der während der Diktatur Verschwundenen, aufgenommen wurde..

Nach ihrem Studienabschluss in Biochemie und Pharmazie an der Universität Asunción musste sie die Flucht nach Argentinien ergreifen und sich in Buenos Aires niederlassen, wo sie sich mit Raymundo Careaga vermählte. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: Esther, Mabel und Ana María.

Im Jahre 1956 lernte sie den jungen Biochemiestudenten Jorge Mario kennen, der auf Wunsch seines Vaters praktische Erfahrungen in dem von ihr geleiteten Labor sammelte. Diesen Lebensabschnitt hat Bergoglio selbst in dem 2012 erschienenen Buch “El jesuíta” (von Sergio Rubin und Francesca Ambrogetti, Verlag Vergara) festgehalten. Darin ist zu lesen: “In dieser Funktion hatte ich eine aussergewöhnliche Arbeitgeberin: Esther Ballestrino de Careaga, eine mit dem Kommunismus sympathisierende Paraguayerin. Jahre später wurden ihre Tochter und ihr Schwiegersohn unter der letzten Diktatur entführt. Sie selbst wurde dann gemeinsam mit den Ordensfrauen Alice Domon und Léonie Duquet entführt und ermordet.” Abschliessend betonte Kardinal Bergoglio: “Esther vermittelte mir den Ernst der Arbeit. Dieser Frau habe ich viel zu verdanken.”

Heute schenkten die Töchter Ana María und Mabel dem Papst eine alte Fotografie, auf der die Angestellten des Labors unter der Führung Esthers abgebildet sind. Unter ihnen befindet sich auch der junge Jorge Mario. “Das ist unglaublich! Hier ist eure Mutter und auch ich bin zu sehen!”, so der Ausruf von Papst Franziskus beim Anblick der Fotografie. Die in Schweden lebende dritte Tochter, die sich ebenso Esther nennt, war bei der Begegnung nicht anwesend.

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