Glocken geben den Lebenstakt an
Wil. Stadtparlamentarier möchten das Kirchengeläut in der Nacht abschalten
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Die Sirnacher Kirchen verzichten auf den nächtlichen Stundenschlag. Die Wiler Kirchbehördevorsitzenden sehen keinen Grund, es dem Nachbarn gleich zu tun.
Die kirchlichen Glockenschläge in der Nacht, ein umstrittenes, zuweilen emotionales Thema. Die einen halten das Kirchengeläut für unnötigen Lärm, anderen ist es ein lieb gewonnenes Geräusch, das ihnen den Nachtrhythmus gibt, und wieder anderen sind die Glockenklänge vom hohen Turm egal.
In Sirnach verstummen die nächtlichen Stundenschläge. Dies hat die katholische Kirchenvorsteherschaft vor kurzem beschlossen, wie unsere Zeitung berichtete. Damit ziehen die Katholiken mit den Reformierten gleich, die an einer Kirchgemeindeversammlung beschlossen hatten, das weltliche Geläut in der Nacht stillzulegen. Für die Vorsitzenden der Wiler Kirchenbehörden kommt ein solcher Schritt allerdings nicht in Frage.
Eine Tradition
“Wir sehen keinen Bedarf, das Glockengeläut in der Nacht einzustellen”, sagt Jürg Grämiger, Präsident des katholischen Kirchenverwaltungsrats. Er sieht im Zeitschlag eine Tradition, “die, gäben wir sie auf, von vielen vermisst werden würde”. Für Grämiger ist der Stundenschlag eine Orientierungshilfe, “ein Instrument, das den Lebenstakt angibt”. Grämiger sieht gegenwärtig keine Veranlassung, der Kirchbürgerversammlung einen Antrag auf Ausschalten der Kirchenglocken in der Nacht vorzulegen. Einerseits müsste Pfarrer Roman Giger sich einverstanden erklären, anderseits “akzeptieren wir den politischen Entscheid”.
An der letzten Parlamentssitzung diskutierten die Volksvertreter und Volksvertreterinnen über das nächtliche Kirchengeläut im Rahmen der Debatte über das neue Immissionsschutzgesetz. Mark Zahner (SP) wollte aus Solidarität mit den Altstadtbewohnern und Daniel Stutz (Grüne Prowil) zur Vermeidung von Lärmquellen ohne unmittelbaren Nutzen das nächtliche Glockenklingen einstellen lassen. Die Stadtparlamentarierinnen und Stadtparlamentarier sprachen sich allerdings mit 31 zu 13 Stimmen für das Beibehalten des Kirchengeläuts aus.
‘Ein Stück Heimat’
Ein Ergebnis, das Sybille Pelzmann freut. In den Augen der Präsidentin der evangelischen Kirchenvorsteherschaft bedeutet das nächtliche Glockengeläut ebenfalls eine Tradition, eine Kultur der christlichen Werte “sowie ein Stück Heimat”. Auch Sybille Pelzmann sieht derzeit keinen Beweggrund, den Kirchbürgerinnen und Kirchbürgern das Abschalten zu beantragen. Sie ist überzeugt, ein solches Ansinnen wäre chancenlos.
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