Hinter verschlossenen römischen Türen

Sondertagung zur Familiensynode – Bischofsrat berät zwei Tage mit Papst Franziskus

Vatikan Messe auf dem PetersplatzDer Schlussbericht zur Familiensynode

In Rom laufen die Vorbereitungen zur Synode.

Von Guido Horst

Rom, Die Tagespost, 27. Mai 2015

“Überlegungen zu einer katholischen Bibelhermeneutik auf der Grundlage der Worte Jesu zur Eeologie der Liebe“, welche die Sexualität “als kostbare Gabe Gottes zum Ausdruck von Liebe versteht“, sowie die Folgen “biographischer Entwicklungen“ für die moralische Sicht auf das Leben und die entsprechenden Antworten der Ehe- und Familienpastoral waren Gegenstand eines Studientags an Päpstlichen Universität Gregoriana, zu dem die drei Vorsitzenden der deutschen, der französischen und der schweizerischen Bischofskonferenzen eingeladen hatten. Etwa fünfzig Teilnehmer diskutierten bei der vertraulichen Zusammenkunft, zu der nur einige ausgewählte Journalisten zugelassen waren, mit Blick auf die kommende Bischofssynode zu Ehe und Familie im Oktober.

Zu dem Teilnehmerkreis gehörten Bischöfe, Kurienmitarbeiter und Theologen, von denen einige auch Teilnehmer der kommenden Synode sind. Unter dem Eindruck, dass diese ordentliche Bischofssynode scheitern würde, wenn sie nur das wiederholt, was die Kirche immer gesagt hat, versuchten die Referenten, neue Wege auszuloten, wie man zum Beispiel in Zukunft in der Pastoral den wiederverheirateten Geschiedenen begegnen könne.

Auch der Umgang mit Personen homosexueller Orientierung kam zur Sprache. Kardinal Reinhard Marx hatte den Studientag gemeinsam mit den Vorsitzenden der beiden anderen Bischofskonferenzen, Markus Büchel und Georges Pontier, bei einem ebenfalls vertraulichen Treffen in Marseille im Januar dieses Jahres angeregt.

Eine der Teilnehmerinnen, die französische Theologin Anne-Marie Pelletier, Ratzinger-Preisträgerin des Jahres 2014, erklärte nach dem Studientag in einem Interview, man habe sich “dem Risiko der Neuheit” in der “Treue zu Christus“ gestellt. “Wir haben völlig reale Probleme aufgezeigt, die Probleme des Lebens der Kirche in der Gesellschaft von heute sind – und das mit dem Gedanken, dass wir nur glaubwürdige und Christus treue Worte sprechen, wenn wir auf diese Probleme hören.“ Die Kirche müsse nicht das Alphabet ändern, aber ihre Sprache.

Ähnlich unbestimmt formulierte eine Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz nach dem Studientag. Darin heisst es: “In einer sozial hoch komplexen und pluralen Gesellschaft kommt dem Einzelnen eine grössere Verantwortung für die eigene Lebensgestaltung zu. Oftmals folgt sie nicht mehr tradierten Mustern. Die persönlichen Lebensentwürfe und das Gewissensurteil des Einzelnen spielen eine grössere Rolle. Biographische Entwicklungen haben Folgen für die moralische Sicht auf das Leben. Darauf muss die Ehe- und Familienpastoral reagieren.“ Und: “Jesu Worte zur Ehe und zur Ehescheidung müssen im Kontext seiner gesamten Verkündigung und der Tradition der Kirche gedeutet werden. Nach der Offenbarungkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils “Dei verbum“ (Nr. 8) schafft das Verständnis der Überlieferung einen Fortschritt in der Geschichte und zwar aufgrund des Studiums und der Betrachtung der Gläubigen, ihres Verständnisses der geistlichen Dinge und aufgrund der Verkündigung des Lehramtes.“

Unterdessen hat im Vatikan unter Vorsitz von Papst Franziskus am Montag und Dienstag der Ordentliche Rat der Bischofssynode getagt. Am Dienstag dann empfing der Papst den Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, und Untersekretär Fabio Fabene in Audienz. Dabei dürfte er das Arbeitspapier für die Synode im Oktober im Vatikan erhalten haben. Das Papier, das die inhaltliche Grundlage für die kommende Familiensynode im Oktober im Vatikan ist, war jetzt bei der Sitzung des Rates der Bischofssynode besprochen worden. Es basiert auf dem Schlussdokument der vergangenen Familiensynode und den anschliessenden Eingaben der Ortskirchen nach dem Erhalt des Fragebogens des Synodensekretariats. Es sei nun zur Schlussredaktion und zur Übersetzung in verschiedene Sprachen dem Generalsekretariat übergeben worden. Darüber informiert eine Vatikannote vom Dienstag. Mit einer Veröffentlichung sei in den nächsten Wochen zu rechnen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel