Evangelisieren heisst die Antwort

Es waren nur wenige Worte, dafür war die Äusserung von Kardinalstaatssekretär Parolin zum Irland-Votum umso deutlicher

Von Markus Reder

Die Tagespost, 27. Mai 2015
Parolin: Irische Abstimmung ist “Niederlage für die Menschheit”

Es waren nur wenige Worte, dafür war die Äusserung von Kardinalstaatssekretär Parolin zum Irland-Votum umso deutlicher. Nein, das irische Referendum zur Homo-“Ehe” ist kein Fortschrittsmodell, zu dem irgendwann auch die Kirche ihren Segen geben wird. Ja sicher, man muss die Lebenswirklichkeit zur Kenntnis nehmen. Das ist die Wirklichkeit, in die hinein die Kirche spricht und wirkt. Lebenswirklichkeit ernst nehmen, heisst aber eben nicht, sich Lifestyle und Mehrheitsmeinung immer mehr zu eigen machen, sondern in diese Wirklichkeit, die nun einmal so ist wie sie ist, das Evangelium tragen.

Die Zukunft der Kirche wird davon abhängen, ob es ihr in dieser Situation gelingt, als kreative und glaubwürdige Minderheit die Anziehungskraft des Evangeliums auszustrahlen und ihren Evangelisierungsauftrag wieder ernster zu nehmen. Das ist keine ganz neue Situation. Auch die junge Kirche war Sauerteig einer völlig anders lebenden Mehrheitsgesellschaft. Der Unterschied heute: Die Kirche sieht sich einer Gesellschaft gegenüber, die sich von ihren christlichen Wurzeln gelöst hat und zu wissen meint, was Christentum und Kirche ist, obwohl es sich dabei meist um Zerrbilder und Karikaturen handelt, an deren Entstehen Vertreter der Kirche – das sind nicht nur Amtsträger, sondern alle Christen – mitunter nicht unschuldig sind. Das Evangelium in eine Gesellschaft tragen, die mit dem Christentum “durch” ist, genau das ist die besondere Herausforderung der Neuevangelisierung. Gerade in dieser Situation ist die Klarheit des kirchlichen Zeugnisses von zentraler Bedeutung. Wenn selbst innerhalb der Kirche nicht mehr klar ist, was die sakramentale Ehe von einer Zivilehe oder einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft unterscheidet, ist Evangelisierung zum Scheitern verurteilt.

Die gesellschaftspolitischen Schlachten sind geschlagen und verloren. Da braucht man sich nichts vorzumachen. Darauf gibt es nur eine Antwort: Evangelisieren! Kommende Generationen müssen inmitten des gigantischen Wertechaos der Mehrheitsgesellschaft die Chance haben, zu erfahren, dass es einen alternativen christlichen Lebensstil gibt, der glücklich macht. Das Christentum ist eben keine Moral. Es ist lebendige Begegnung mit Christus. Genau darum geht es auch im Sakrament der Ehe.

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