Der teure Sieg der Ideologen

‘Nun ist es also so weit’

Von Stefan Rehder

Die Tagespost, 06. März 2015

Nun ist es also so weit. Ab Mitte des Monats werden auch in Deutschland die als “Notfall-Kontrazeptiva” verharmlosten Prärate der “Pille danach” rezeptfrei in Apotheken erhältlich sein. In der Zentrale des französischen Herstellers HRA Pharma, der zwei der auf dem Markt erhältlichen Präparate mit unterschiedlichen Wirkstoffen bestückt hat, dürften nach der Entscheidung des Bundesrats daher die Champagnerkorken wie wild geknallt haben. Zeigt doch die Erfahrung, die der Konzern bislang in anderen Ländern machen konnte, dass der Absatz der “Pille danach” jedes Mal durch die Decke geht, sobald sie aus der Rezeptpflicht entlassen wird.

Und wer gewohnt ist, vor allem auf die Unternehmenszahlen zu schauen, für den stellt das einwohnerreichste Land Europas natürlich einen besonderen Grund zum Feiern dar.

Feiern dürfte auch die Abtreibungslobby. Sie weiss selbstverständlich längst, dass ihr die Rezeptfreigabe der “Pille danach” neue Kundinnen bescheren wird. Vor allem Mädchen und junge Frauen werden durch den künftig nahezu schrankenlosen Zugang zu “Pille danach”-Präparaten zu dem Irrtum verleitet, anzunehmen, künftig “für alle Fälle” gerüstet zu sein. Da es keinen Anlass gibt, anzunehmen, Deutschlands Jugend sei weit weniger promiskuitiv als die Englands oder Frankreichs werden die Zahlen ungewollter Teenagerschwangerschaften auch hierzulande in absehbarer Zeit wieder steigen. Fragt sich nur, ob die Bundesregierung den Mut haben wird, diese – wie von der Bundesärztekammer gefordert (DT v. 28.2.) – dann auch statistisch zu erfassen. Falls ja, wäre dies nicht bloss eine Überraschung. Es böte die – und nach Lage der Dinge wohl auch einzige – Möglichkeit, mittels empirischer Fakten ein ideologisches Projekt wieder zu Fall zu bringen, dessen Scheitern für jeden, der keine Scheuklappen trägt, völlig vorhersehbar ist. In England etwa sind nach Aufhebung der Rezeptpflicht nicht nur die Teenagerschwangerschaften, sondern auch die übertragbaren Geschlechtskrankheiten rapide angestiegen. Was zeigt: Aus der “Notfall”-Verhütung wurde längst eine Regel-Verhütung.

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