“Exekution Akt der Selbstverteidigung”

Rifat Bader leitet das katholische Medienzentrum in Amman und meint: Jordaniens Christen sind nicht allein

Quelle

Die Tagespost, 06. Februar 2015

Von Oliver Maksan

Vater Rifat, die Kirchen Jordaniens liessen jetzt die Glocken läuten, um in die Trauer über die Ermordung des Kampfpiloten einzustimmen. Stehen alle Jordanier unabhängig von der Religion zusammen?

Ja, natürlich. Die jordanische Nation ist geeint. Die Menschheit selbst wurde angegriffen. Da spielt es keine Rolle, ob jemand Moslem oder Christ ist. In Jordanien sind alle entsetzt und traurig. Man kann es nicht glauben, was passiert ist. Die Verbrennung war jenseits unserer Vorstellungskraft. Jordanien wird aber seinen Krieg gegen den Terrorismus fortsetzen. In diesem Zusammenhang sehe ich auch das Opfer des Piloten. Unsere Führung ist sich darüber im klaren, dass ein solcher Krieg Opfer fordert. Wir werden aber nicht nachlassen, den Terrorismus zu bekämpfen.

Jordanien hat am Mittwoch als Reaktion auf den Mord zwei Terroristen hingerichtet und damit ein mehrjähriges Moratorium für die Todesstrafe beendet. Wie sieht die katholische Kirche Jordaniens das? Normalerweise ist die Kirche gegen die Todesstrafe.

Ja, das ist unter normalen Umständen richtig. Aber wir sprechen hier von einer Kriegssituation. Ich sehe die Hinrichtungen deshalb nicht als Todesstrafe, sondern als Massnahme in einem Krieg. Sie müssen sehen, wir haben ja den Austausch der jetzt hingerichteten Terroristin für den Piloten angeboten. Ich will damit nicht sagen, dass ich Hinrichtungen unter normalen Umständen gut finde. Aber das ist jetzt eben keine normale Situation, sondern eine ausserordentliche. Ich sehe das als Akt der Selbstverteidigung, die nach katholischer Lehre erlaubt ist.

In Jordanien gibt es eine starke Bewegung der Muslimbrüder. Wie reagieren die Islamisten auf den Mord?

Wir hören zweierlei. Sie haben den Terrorismus verdammt, aber in sehr abstrakter Weise. Und wenn man sie dann fragt, dann weigern sie sich, den Islamischen Staat als terroristische Gruppe zu bezeichnen. Es gibt aber auch Stimmen, die den IS und den Akt verurteilen. Es ist also ein unklares Bild. Einige haben aber Jordanien auch dazu aufgerufen, dass Jordanien sich aus der Anti-IS-Koalition zurückzieht. Das sei nicht Jordaniens Krieg. Aber insgesamt stehen die Islamisten unter Druck, weil das ganze Land gegen den IS ist.

Fühlen sich Jordaniens Christen durch den IS bedroht? Immerhin steht er im Irak und Syrien an den Landesgrenzen.

Ich denke, wir sollten den IS nicht als Bedrohung nur für die Christen auffassen. IS führt einen Terrorkrieg gegen die Menschheit an sich. Wir und die moderaten Muslime stehen dabei auf einer Seite. Wir Christen stehen der IS nicht allein gegenüber. Natürlich hat der IS die Christen im Irak schrecklich behandelt, weil sie Christen waren. Und wir haben hier in Jordanien viele christliche Flüchtlinge aus dem Irak. Aber wie gesagt, wir fühlen uns als Menschen angegriffen, nicht in erster Linie als Christen.

Aber fühlen sich die etwa 250 000 jordanischen Christen noch sicher?

Wir denken nicht an so etwas. Jordanien ist stark aus vielen Gründen. Wir haben eine weise Führung und sehr starke Sicherheitskräfte. Wir Christen haben zudem gute Beziehungen zur ganzen Gesellschaft aufgebaut. Wir haben durch unsere Schulen und Krankenhäuser viel für die Gesellschaft getan. Wir leisten unser Gesellschaft einen guten Dienst. Und der richtet sich nicht nur an Christen, sondern an die ganze Gesellschaft, Muslime und Christen. Das macht uns stark. Ausserdem haben wir ausgezeichnete Beziehungen zu den grossen Stämmen und Familien des Landes. Sollte in der Zukunft etwas passieren, denken wir nicht, dass die muslimischen Stämme uns Christen und die gemeinsame Geschichte vergessen werden.

Eine Antwort auf “Exekution Akt der Selbstverteidigung”

  • maralkos:

    Ja, es ist Krieg, ok. Und schon wird die kath. Religion benutzt, um Morde zu rechtfertigen.
    .
    Der Teufel hat immer nur ein Ziel: Die Schöpfung GOTTES zu zerstören.

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