Sri Lankas schwieriger Weg zur Versöhnung

6 Jahre nach Ende des Bürgerkrieges

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Die Wunden sind nicht verheilt: Seit dem Ende des verheerenden Bürgerkriegs auf Sri Lanka im Mai 2009 sind wenige Jahr vergangen. Schätzungen zufolge starben mehr als 100.000 Menschen, die meisten in den letzten Kriegsmonaten. 2010 wurde eine Versöhnungskommission, “Lessons Learnt and Reconciliation Commission” (LLRC), einberufen, die die Kriegsverbrechen aufarbeiten sollte, die im Norden und Osten der Insel begangen wurden. Eine Reihe von Vorschlägen wurde erstellt.

Danach ist jedoch wenig geschehen. Es ist längst zweifelhaft, ob die Regierung unter Präsident Mahinda Rajapaksa eine Aufarbeitung überhaupt wünscht. Nach dem Sieg der Armee über die “Liberation Tigers of Tamil Eelam” (LTTE) 2009 hat in Sri Lanka ein neuer singalesisch-buddhistischer Nationalismus Raum gewonnen. Die gegenwärtige Lage des Landes sieht Bischof Joseph Rayappu von Manar im Nordwesten Sri Lankas denn auch äusserst skeptisch. “Es entspricht einer gewissen buddhistischen Mentalität, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und vergessen zu wollen. So ist es natürlich schwierig, zu Vereinbarungen zu kommen”, betont er im Gespräch mit Mitarbeiter des internationalen katholischen Hilfswerks Kircche in Not.

Papst Franziskus in Sri Lanka

Ohne den Willen zur Versöhnung lässt sich der 2009 nur militärisch gelöste Konflikt zwischen Singhalesen und Tamilen nach Ansicht von Bischof Rayappu aber nicht befrieden. Schon gibt es neue Spannungen. Hoffnung setzt der Bischof von Manar auf den Besuch von Papst Franziskus, der vom 12. bis 15 Januar den Inselstaat im Indischen Ozean besuchen will. Für Irritationen hat die Ankündigung von Präsidenten Rajapaksa gesorgt, die Präsidentschaftswahlen auf den 8. Januar 2015 vorzuziehen. Die katholische Kirche hatte darum gebeten, den Wahltermin nicht zeitnah zum Papstbesuch abzuhalten.

Orientierung auf dem schwierigen Weg der Versöhnung gibt nach Ansicht von Bischof Rayappu der Pastoralbrief “Auf dem Weg der Versöhnung und Erneuerung unseres Landes” der katholischen Bischofskonferenz vom 8. Dezember 2013. Darin fordern die 15 Bischöfe Sri Lankas einen grundlegenden Wandel und Neuanfang: “In diesem Sinne müssen die Vorschläge der Versöhnungskommission zur schrittweisen Integration der verschiedenen Gemeinschaften im ganzen Land, und vor allem im Norden und Osten, sehr ernst genommen werden.” Neben einer Verpflichtung zur Dreisprachigkeit – Singalesisch, Tamilisch und Englisch – für Schule und Universität mahnen die Bischöfe unter anderem eine enge Kooperation der verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen des Landes an sowie Aufklärung über die dunklen Seiten des Bürgerkriegs.

Schlüsselrolle der Katholiken

Rund 70 Prozent der 21 Millionen Sri-Lanker sind Buddhisten, 12 Prozent Hindus, knapp 10 Prozent Muslime und um die 8 Prozent Christen, darunter 6 Prozent Katholiken. Ethnisch gesehen ist das Land weniger vielfältig: 75 Prozent sind Singhalesen, etwa 15 Prozent Tamilen und rund 10 Prozent Moors, in der überwiegenden Mehrheit Muslime, die Tamilisch sprechen. Obwohl die katholische Kirche nur eine Minderheit repräsentiert, kommt ihr eine Schlüsselrolle zu. Denn sie ist die einzige Glaubensgemeinschaft, deren Anhänger verschiedenen ethnischen Gruppen angehören.

Das Wort der Bischöfe, die unermüdlich für Frieden und Versöhnung werben, wird gehört. In ihrem Pastoralbrief betonen sie, dass “die unendliche Würde des Menschen in Gott gründet”, und dass “jeder Mensch bedeutsamer und wertvoller (ist) als die gesamte Schöpfung. Er trägt diese Würde in sich unabhängig von allen Unterschieden.”

Seit langem unterstützt Kirche in Not die pastorale Arbeit der katholischen Kirche in Sri Lanka, die direkt oder indirekt vor allem dem Bemühen um Versöhnung gilt. So liegt allein das Volumen noch laufender Projekte der Jahre 2012 bis 2014 bei CHF 2 Millionen. Unter anderem gefördert wurden und werden Weiterbildungsmassnahmen sowie verschiedene Bauvorhaben.

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