Päpstliches Ballgeflüster

Ein Tango-Ereignis zu Ehren von Papst Franziskus macht in Rom von sich Reden

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Doch die Päpste kamen schon früher mit einem Tanzvergnügen in Berührung.

Von Ulrich Nersinger

Vatikan, kath.net, 17. Dezember 2014

Nach einem Ball des Jahres 1836 im Palast einer römischen Adelsfamilie macht man der Fürstin Carlotta Amalia Chigi, einer geborenen Barberini-Colonna, Komplimente zu ihrem Sohn Flavio. Der junge Offizier der Päpstlichen Nobelgarde sei ein ausgezeichneter Tänzer. “Ich weiss”, stimmt die Principessa zu, “doch ich erinnere mich an ein weitaus besseres Ballwunder”.

Donna Carlotta Amalia schweift in die Vergangenheit zurück, in das Jahr 1814, und sieht vor ihrem geistigen Auge den Grafen Giovanni Maria Mastai Ferretti.

Der Graf ist ein Liebling der Römischen Gesellschaft. Auf einem Ball an den Karnevalstagen brilliert er, von der Damenwelt tief bewundert und angebetet. Er beabsichtigt, der adeligen Leibwache des Papstes beizutreten. Doch die Aufnahme wird ihm aus gesundheitlichen Gründen verwehrt. Er entscheidet sich nun für den Geistlichen Stand, der ihn in das höchste Amt der Kirche führen wird. 1846 wird er als Pius IX. den Stuhl des heiligen Petrus besteigen. Als der Papst 1849 nach dem Ausbruch der Revolution aus Rom nach Gaeta, ins Königreich Beider Sizilien, fliehen muss, folgen ihm Offiziere der Päpstlichen Nobelgarde. Unter ihnen auch Flavio Chigi.

In Gaeta erwähnt der Adelige im Gespräch mit dem Heiligen Vater die Erinnerung seiner Mutter an den einst begnadeten Tänzer. Die Umgebung des Papstes erschrickt und erbleicht. Für sie ist die Erwähnung aus der Vergangenheit des Pontifex ein Fauxpas. Nur der Papst bleibt gelassen – und lächelt zufrieden. Das Tanzen hat weder ihm noch Flavio Chigi geschadet. Auch Chigi entscheidet sich, Geistlicher zu werden; 1853 empfängt er die Priesterweihe, wird bereits drei Jahre später zum Bischof geweiht und 1873 mit dem Kardinalsrang ausgezeichnet. Und Pius IX. wird sogar als Seliger zur Ehre der Altäre erhoben.

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