Neues Papstinterview

Neues Papstinterview – “Gesunde Portion Gewissenlosigkeit”

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Papst Franziskus hat erneut ein grosses Interview gegeben. Im Gespräch mit der argentinischen Tageszeitung “La Nacion” ging der Papst auf verschiedenste Themen ein: Auf die Familiensynode, die Kurienreform, die nächsten Papstreisen, auf das Papstsein im Allgemeinen und die Abberufung des Kommandanten der Schweizer Garde.

Die Synode sei kein Parlament, so der Papst, sondern ein offener, vom Hl. Geist geschützter Raum. Die Behauptung, die Väter der Familiensynode hätten sich in zwei Gruppen gespalten, sei zu einfach. Es sei nun mal wichtig, “deutlich zu sprechen und in Demut zuzuhören”.

Die Familien befänden sich heute in grossen Schwierigkeiten, denn viele Ehe würden nur aus sozialer Konvention heraus geschlossen. Man müsse sich fragen, inwieweit es sich überhaupt um gültige, sakramentale Ehen handele. Schon Benedikt XVI. habe diese Frage aufgeworfen. Zum Thema Homosexualität betonte Franziskus, es sei bei der Familiensynode gar nicht um die “Homoehe” gegangen, sondern um Ehen mit homosexuellen Familienmitgliedern. Das seien Dinge, die einem in der pastoralen Praxis begegneten. Mit Blick auf die Kritik am Synodenzwischenbericht, sagte er, dieser sei nur vorläufig. Es zähle am Ende der Nachsynodale Bericht, die Abschlussbotschaft und die Papstansprache. In seiner Abschlussansprache habe er unterstrichen, dass kein Punkt der Lehre der Kirche über die Ehe angerührt worden sei. Wiederverheirateten Geschiedenen die Kommunion zu geben, sei hingegen keine Lösung, so Franziskus. Die Lösung sei die “Integration”, es müssten die Türen weiter geöffnet werden. Einige behaupten, dass wiederverheiratete Geschiedene kein gutes Zeugnis für den Glauben gäben. Andererseits würde man einem korrupten Politiker erlauben, Taufpate zu werden, weil er kirchlich verheiratet ist. Hier müsse einiges gerade gerückt werden und die richtigen Wertmassstäbe wiedergefunden werden. Auf den Vorwurf einer gewissen “Konfusion”, antwortet Papst Franziskus: “Ich halte ständig Reden, Predigten, und das ist das Lehramt.” Das sei, was er denkt und nicht das, was die Zeitungen behaupten: “Evangelii Gaudium ist sehr klar.” Man dürfe jedenfalls keine Angst haben, vorwärts zu gehen unter der Leitung des Heiligen Geistes.

Auch auf die Kurienreform ging der Papst ein. Dieser sei ein langsamer Prozess, der 2015 wohl noch nicht abgeschlossen sein werde. Ihm sei aber noch viel mehr die spirituelle Reform ein Anliegen, die Reform der Herzen. Er halte die Meinungsverschiedenheiten in diesem Prozess für unproblematisch. Die Reform der Kurie sei von den Kardinälen in den Generalkongregationen beim Vorkonklave beschlossen worden. Er kündigte er an, dass er neben dem traditionellen Weihnachtsempfang für die römische Kurie – an der bisher faktisch nur die Behördenleiter teilnahmen – auch eine Audienz für alle Angestellten des Vatikan in der Audienzhalle des Vatikan plane.

Über seine Wahl zum Papst sagt Franziskus, er habe sich damals geschworen “Jorge, verändere Dich nicht, bleib wie Du bist und sei Du selbst. Denn in deinem Alter sich zu ändern ist lächerlich.” Auch seine Gesundheit war Thema des Interviews: Er habe die altersüblichen Beschwerden, aber er sei in der Hand Gottes, und bis jetzt habe er sein Arbeitspensum gut erfüllen können. Ausserdem habe ihm Gott, was seine Gesundheit angeht, eine “gesunde Portion Gewissenlosigkeit” geschenkt, so der Papst ironisch.

2016 wolle er vielleicht nach Argentinien reisen, 2015 seien bereits drei Reisen geplant: eine nach Lateinamerika und zwei nach Afrika. Er kündigte an, im kommenden Jahr auch keine argentinischen Politiker in Privataudienz empfangen zu wollen, um die anstehenden Wahlen nicht zu beeinflussen.

Zu Gerüchten über die Gründe der Abberufung des Kommandanten der Schweizer Garde sagte er, das Mandat Anrigs sei schon vor einiger Zeit geendet, und er habe ihn persönlich darüber informiert, dass die laufende Verlängerung “donec aliter provideatur” demnächst enden würde. Es sei ihm nur um eine gesunde und normale Erneuerung gegangen. Anrig sei eine “hervorragende Person, ein guter Katholik, mit einer hervorragenden Familie”, so Franziskus.

rv 07.12.2014 mc

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