Mehr als ein Besuch
Chaldäischer Patriarch hofft auf eine Reise von Papst Franziskus in den Irak
Der irakische Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche, Louis Raphael I. Sako, hofft auf einen Besuch des Papstes im Irak. Das sagte das Oberhaupt der mit Rom unierten chaldäischen Kirche gegenüber Kirche in Not in der nordirakischen Stadt Erbil.
“Sein Besuch wäre mehr als nur ein Besuch. Er hätte hohen pastoralen und geistlichen Symbolwert. Er könnte für einen Tag kommen. Der Besuch von Papst Franziskus wäre eine grosse Unterstützung für uns, nicht nur für die Christen, sondern den ganzen Irak”, so der Patriarch. Bei einem Treffen in Rom habe er Franziskus kürzlich persönlich eingeladen.
Patriarch Louis Raphael glaubt, dass zur Befreiung der im Sommer von der islamischen Terrormiliz IS eroberten christlichen Siedlungsgebiete im Nordirak Bodentruppen nötig sind.
Er zeigte sich zuversichtlich, dass die meisten christlichen Flüchtlinge in ihre befreiten Heimatorte zurückkehren werden. Es würden aber nicht alle zurückgehen. “Viele glauben, dass der Westen das Paradies ist. Aber wenn sie dann da sind, sind sie schockiert. Denn alles ist anders: die Sprache, die Kultur, die Gesellschaft.”
Bereits jetzt verlassen Sako zufolge täglich zwischen fünf bis zehn christliche Familien das Land. “Es gehen nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Menschen, die noch immer gute Positionen und Häuser haben. Sie haben Angst vor der Zukunft und sorgen sich um ihre Kinder. Deswegen gehen Christen aus Bagdad, Basra und auch Erbil-Ankawa.”
Moderate Sunniten hätten Angst, IS öffentlich zu verurteilen, betonte das chaldäische Kirchenoberhaupt. “Sie können nicht. Sie haben Angst. Wer kann sie schützen? Selbst die Imame schweigen. Sie könnten geköpft werden.” Es habe deshalb auch nur sehr schüchterne Verurteilungen dessen gegeben, was Christen und Jesiden angetan wurde, erklärte Louis Raphael I.
Seit Juni dieses Jahres mussten mehr als 120 000 Christen Mossul und die Ninive-Ebene wegen des Vordringens von IS verlassen. Sie fanden zumeist Zuflucht in den kurdischen Autonomiegebieten des Landes. Ihre humanitäre Lage ist angespannt. Kirche in Not hilft den irakischen Christen unter anderem mit Nahrungsmitteln, der Errichtung von Schulgebäuden und Wohncontainern.
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