“Man kann mich gemein behandeln, aber nicht gemein machen!”
Pater Alojzy Liguda SVD (1898 – 1942)
Biographie von Pater Alojzy Liguda SVD
Rom, 9. Dezember 2014, zenit.org, Britta Dörre
Pater Alojzy Liguda SVD zählt zu den 108 polnischen Märtyrern, Laien und Klerikern, die der heilige Johannes Paul II. am 13. Juni 1999 seligsprach: “Gerade heute feiern wir den Sieg derer, die in unserem Jahrhundert für Christus das Leben, das irdische Leben, gegeben haben, um es in Ewigkeit in seiner Herrlichkeit zu besitzen. Es ist ein besonderer Sieg, denn er wird geteilt von Vertretern des Klerus und der Laien, jungen und alten Leuten, Menschen unterschiedlicher Schichten und Stände”.
Pater Alojzy Liguda wurde am 23. Januar 1898 in Winów geboren. Er wuchs in einer christlich geprägten Familie auf. Schon als Jugendlicher fasste er den Entschluss, ein gottgeweihtes Leben zu führen, und trat mit 15 Jahren in das Kleine Seminar der Steyler Missionare in Neisse ein. Eine besondere Berufung fühlte er von Beginn seiner Tätigkeit an für die missionarische Arbeit.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs legte der Selige 1920 sein Abitur ab und begann das Noviziat in Mödling bei Wien. Im Anschluss daran unterrichtete er als Lehrer im Seminar von Pieniezno. 1927 empfing Pater Liguda seine Priesterweihe. Seine nächste Station war das Provinzialhaus in Gorna Grupa. Gerne wäre er als Missionar in Übersee tätig geworden, doch hatten die Oberen für den Pater einen anderen Weg vorgesehen. Er sollte ein Studium an der Universität in Posen beginnen. Während seines Studiums arbeitete er seelsorgerisch und erteilte Exerzitienkurse.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs änderte sich die Situation drastisch. Das Missionshaus in Gorna wurde ein Internierungslager. 1939 war Pater Liguda zum Rektor in Gorna ernannt worden. In welcher Lebensgefahr sich damals die internierten Priester und Seminaristen befanden und wie bedeutend die Rolle von Pater Liguda war, veranschaulicht ein Zeitzeugenbericht: “P. Rektor Liguda heisst uns willkommen. Seine hochgewachsene Gestalt im schwarzen Talar bewegt sich mutig und sicher unter den SS-Männern. Das gab uns Mut. In den kommenden Tagen und Wochen verstand er es, uns immer wieder mit freundlichen Worten und seinem ihm eigenen Humor Mut zu machen. Zunächst hatten wir alle damit gerechnet, dass die Priester und Seminaristen bald freigelassen werden. Doch es sollte anders kommen. Am 11. November 1939 fuhr ein Bus vor und nahm 15 Priester und zwei Seminaristen aus der Diözese Wloclawek mit. Pater Liguda erhob Einspruch, ohne den Abtransport verhindern zu können. Später erfuhren wir, dass die Verschleppten in einem nahen Wald erschossen wurden. Wieder war es P. Liguda, der uns Trost und neuen Mut machte. Dabei liess er keinen Zweifel, dass er sich der ernsten Lage wohl bewusst war. Typisch für diese Situation und charakteristisch für unseren Rektor ist ein Bildchen, dass er Weihnachten seiner Familie schickte. Voran schreitet Christus mit einem Kreuz, ihm folgt eine Schar Priester: alle mit einem Kreuz.”
Die Internierten wurden Anfang des folgenden Jahres, am 5. Februar 1940, nach Danzig deportiert, wo sie Zwangsarbeit, Misshandlungen, Hunger und Kälte erleiden mussten. Von dort erfolgten weitere Transporte, bis die Gruppe schliesslich nach Sachsenhausen geschickt wurde. Nach einigen Monaten im Lager wurde Pater Liguda am 14. Dezember 1940 nach Dachau verlegt und erhielt die Häftlingsnummer 22604. Seine Familie und die Generalleitung der Steyler Missionare hatten versucht, seine Freilassung zu erwirken, was aber abgelehnt wurde. Pater Liguda stand seinen Mithäftlingen stets bei und versuchte sie trotz der entsetzlichen Bedingungen aufzuheitern und ihnen Hoffnung zu vermitteln.
Als Pater Liguda an Tuberkulose erkrankt war, durfte er nach seiner Genesung jedoch nicht zu seiner bisherigen Einheit zurückkehren, sondern wurde der Gruppe der Invaliden und Behinderten zugewiesen, was einem Todesurteil gleichkam. Pater Liguda war sich seiner aussichtslosen Lage sehr wohl bewusst und schrieb in einem Brief: “Meine Mutter wird bald 84 Jahre alt. Wie sehr ich ihr auch ein langes Leben wünsche, so möchte ich doch nicht, dass sie ihren jüngsten Sohn überlebt. Das wäre für sie eine schmerzvolle Tragödie. Ich selbst trage mich mit dem Gedanken, dass ich bald im Hause meines Vater zu meinen Brüdern komme. Ich hoffe, dass mich die göttliche Vorsehung durch alle Wirrnisse und Irrungen führt, um mich geistlich und geistig reifer zu machen.”
Pater Liguda starb in der Nacht vom 8. auf den 9. Dezember 1942. Als Todesursache wurde eine Tuberkuloseerkrankung angegeben. Sein Motto hatte stets gelautet: “Man kann mich gemein behandeln, aber nicht gemein machen!”
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