Eine Wende, aber wohin

‘Papst Franziskus hat Katechese-Reihe zum familiären Leben begonnen’

Heiliger Geist Die Tagespost, 12. Dezember 2014

Von Guido Horst

Das grosse Thema der Familienpastoral, das die Weltkirche noch mindestens ein Jahr beschäftigen wird, hat die Synodenaula als “geschützten Raum” (Papst Franziskus) wieder verlassen und wird nun wieder im freien und frisch belüfteten Raum der Weltkirche ventiliert. Und zwar gründlich und unter Beteiligung kirchlicher Einrichtungen und Gemeinschaften, wie es das Generalsekretariat der römischen Bischofssynode und damit auch der Papst wünschen.

Mit dieser ausdrücklichen Bitte hat der Vatikan am Dienstag das Vorbereitungsdokument und einen dazu gehörenden Katalog von 46 Fragen an die Ortskirchen geschickt. Und um zu unterstreichen, wie wichtig ihm die Sorge um die Familie ist, hat Franziskus in der Generalaudienz seine Katechese zur Kirche abgeschlossen und am Mittwoch mit einer Reihe zum familiären Leben begonnen. Der Papst spricht zu Ehe und Familie und wird in den kommenden Wochen vielleicht auch ausführlicher zu Aspekten Stellung nehmen, die er bisher nur am Rande, zum Beispiel in Interviews, angeschnitten hat.

Das Vorbereitungsdokument, die so genannten “Lineamenta”, gehen auf den Abschlussbericht der Synode vom vergangenen Oktober zurück. Diese Bischofsversammlung, so heisst es jetzt in dem Fragenkatalog der “Lineamenta”, habe begonnen, eine “pastorale Wende” vorzuzeichnen, indem sie sich auf das Zweite Vatikanum und das Lehramt von Papst Franziskus berief. Es gehe darum, “alles zu tun, damit man nicht wieder bei Null anfängt, sondern den Weg aufgreift, für den die ausserordentliche Synode ein Ausgangspunkt war” (DT vom 11. Dezember). Nach dem “geschützten Raum” der Synodenaula wird es sich nicht vermeiden lassen, dass jetzt wieder innerkirchliche Strömungen wie auch Einflusskräfte von aussen und die “Synode der Medien” versuchen werden, die Deutungshoheit zu erlangen, etwa in der Frage, wie denn die besagte “pastorale Wende” zu interpretieren sei. Immer noch ein strittiger Punkt ist die Kommunion-Zulassung von Personen, die “nicht ganz” im Einklang mit der kirchlichen Lehre leben. Heisst “pastorale Wende” hier, die Latte tiefer zu hängen oder sie in dem Sinne höher zu hängen, dass man den Kirchgängern wieder genauer erklärt, welche Voraussetzungen sie erfüllen müssen, damit sie kommunizieren können? Der synodale Weg zu Ehe und Familie bleibt ein Wagnis und Franziskus hat die Gläubigen gebeten, für den guten Ausgang dieses Wegs zu beten. Vielleicht sollte man wieder vertrauensvoller daran glauben, dass es am Ende der Heilige Geist sein wird, der die Herzen und den Verstand der Synodenväter lenkt und diese zur Einheit in der Wahrheit führt.

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