Papst ruft Staaten zur Einheit gegen Terrorismus auf

Verfolgungen im Mittleren Osten: Franziskus wendet sich in einem Brief an die Teilnehmer des G20-Gipfels in Brisbane

Guido Horst Von Guido Horst

Erneut hat sich Papst Franziskus an die Spitzenvertreter führender Staaten der Welt gewandt. Diesmal, um zur Bekämpfung der Wurzeln des Terrorismus aufzurufen.

Rom, Die Tagespost, 12. November 2014

Wieder hat sich Papst Franziskus in einem eigenen Brief an die Spitzenvertreter führender Staaten in der Welt gewandt, diesmal, um zu einer Bekämpfung der Wurzeln des internationalen Terrorismus aufzurufen.

Im Juni vergangenen Jahres hatte der Papst vor dem G8-Gipfel in Grossbritannien in einem Brief an den britischen Premierminister David Cameron dafür plädiert, den Menschen in der Mittelpunkt der wirtschaftlichen Ordnung zu stellen und ihn nicht auf einen rein ökonomischen Faktor zu reduzieren.

In einem Schreiben an die Teilnehmer des G20-Gipfels im Vorjahr in Russland rief Franziskus die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer dazu auf, ein Massaker in Syrien zu verhindern.

Jetzt hat sich der Papst schriftlich an den australischen Ministerpräsidenten Tony Abbott gewandt, mit Blick auf das Treffen der G20-Mitgliedsstaaten vom 15. bis 16. November in Brisbane. Ausgangspunkt ist für Franziskus die Verfolgung religiöser und ethnischer Gruppen im Nahen und Mittleren Osten. In dem Brief, der das Datum vom 6. November trägt, bittet der Papst die Regierungschefs um eine “substanzielle und effektive Einheit”.

Zunächst aber geht der Papst auf das Thema des Gipfeltreffens ein, auf die nachhaltige Förderung des Wachstums der Weltwirtschaft. Wenn es dabei um die Sicherung der Beschäftigung gehe, stünden hinter diesen politischen und technischen Diskussionen immer viele Menschenleben, schreibt Franziskus. Zu viele Menschen in der Welt, auch in Staaten, die zu den G20 gehörten, litten an Unterernährung und Arbeitslosigkeit. Besonders unter Jugendlichen sei die Erwerbslosigkeit “extrem hoch”, die zum Ausschluss aus dem sozialen Leben bis hin zur Kriminalität und sogar zur Anwerbung durch Terroristen führen könne. Auch “konstante Angriffe auf die Umwelt” und ungezügeltes Konsumverhalten hätten schwerwiegende Folgen für die Weltwirtschaft.

Die G20-Gipfel hätten mit der Wirtschafts- und Finanzkrise des Jahres 2008 begonnen, heisst es in dem Schreiben weiter. Sie hätten sich dann im weiteren Verlauf vor dem dramatischen Hintergrund militärischer Konflikte fortgesetzt, die wiederum zu Uneinigkeiten in der Gruppe der zwanzig Staaten geführt hätten. Der Dialog innerhalb der G20 sei weitergegangen, doch das reiche nicht, erklärt der Papst. “Die ganze Welt erwartet sich von den G20 eine breitere Einigkeit, die im Rahmen der Ordnung der Vereinten Nationen zu einem definitiven Ende der ungerechten Aggression führt, die sich im Mittleren Osten gegen unterschiedliche religiöse und ethnische Gruppen richtet”, so Franziskus. Es müsse ebenso darum gehen, die tieferen Ursachen des Terrorismus zu beseitigen, darunter “Armut, Unterentwicklung und Exklusion”. Ein rein militärisches Eingreifen in den entsprechenden Ländern greife zu kurz, meint der Papst weiter: Terroristischen Gruppen müsse die politische und wirtschaftliche Unterstützung entzogen werden, schreibt Franziskus mit Blick auf illegale Erdöl- und Waffengeschäfte. Insbesondere die zahlreichen Flüchtlinge bräuchten jetzt die Unterstützung der Weltgemeinschaft, so der Papst weiter. “Es wäre wirklich misslich, wenn die Debatten lediglich auf der Ebene von Grundsatzerklärungen stehenblieben.” Sowohl auf nationaler wie auf internationaler Ebene müsse die Verantwortung für die Armen und Ausgegrenzten deshalb das entscheidende Kriterium für jede politische Entscheidung sein.

Der G20-Gipfel kommt dieses Jahr im australischen Brisbane zusammen. Auf dem Programm des Gipfels stehen die Themen globales Wachstum, Arbeitsplätze, die Abschaffung von Steuertricks, mit denen international operierende Grosskonzerne legal massiv Steuern sparen, neue Regeln für Grossbanken, die Ebola-Epidemie sowie der Kampf gegen die Terrormiliz “Islamischer Staat”.

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