Impuls zum 23. Sonntag im Jahreskreis A, Mariae Geburt

Mutters Geburtstag – dürfen die Kinder dann streiten?

Mariä Geburt

Münster, Msgr. Dr. Peter von Steinitz 

Im Sonntagsevangelium spricht der Herr ein disziplinarisches Problem an: was macht die Kirche mit Menschen, die sich nicht versöhnen wollen.

Der Toleranzspielraum ist sehr viel grösser als in der weltlichen Jurisprudenz. Wer “sündigt” (worin, ist nicht gesagt), soll zurecht gewiesen werden. Zuerst unter vier Augen. Wenn das nicht verfängt, soll man einen oder zwei weitere Männer mitnehmen. Wenn der Betreffende wieder nicht hört, dann soll man es der Gemeinde sagen. Erst dann, wenn er auch auf die Gemeinde nicht hört, soll er wie ein Heide, also als nicht mehr dazu gehörend, betrachtet werden.

In der heutigen, meist öffentlich ausgetragenen Vorwurfskultur wäre es wahrscheinlich sehr reizvoll, an diese Mahnungen Jesu zu erinnern.

Zunächst einmal erleben wir häufig, dass der Spiess umgedreht wird. Nicht die Kirche ermahnt die Gläubigen, sondern die Gläubigen sagen der Kirche, was sie falsch macht. Sollte dagegen die Kirche im allgemeinen oder auch im konkreten Fall jemanden, der “sündigt”, zur Ordnung rufen, sorgen schon die Medien dafür, dass es auf die Kirche selbst zurückfällt.

Wie dieser Tage der Kirchenredakteur der FAZ die Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. in scharfer Weise kritisiert, und obendrein dafür massregelt, dass sie die überkommene Lehre der Kirche vertreten haben, ist nachgerade grotesk.

Wer eine andere Kirche will, soll am besten nicht darauf warten, dass die Gemeinde ihn als “Heide oder Zöllner” einstuft. Da “seine” Kirche dann ohnehin andere Kriterien hat, kann er dorthin gehen, und alle werden im Frieden sein.

Dem Herrn aber geht es offensichtlich darum, dass man den Bruder zurückgewinnt. Der Wunsch Christi “dass alle eins seien” ist für uns alle verpflichtend, und jeder muss sich überlegen, was er im Sinne dieser Einheit tun kann und eventuell lassen muss. Dass berechtigte Kritik geäussert werden darf, ja geäussert werden muss, ist sicher der Wille Gottes. Allerdings kommt es dabei nicht nur auf das “Wie” an (bekanntlich macht der Ton die Musik), sondern auch auf das “Was”.

Wenn ich unbedingt Frauen als Priester wünsche, und gleichzeitig die Kirche seit Jahrzehnten immer wieder sagt, dass das nicht geht, und ich doch immer wieder darauf beharre, gibt es Blockaden, die nur den Feinden der Kirche nützen.

Der Herr hat diese Situationen natürlich vorher gesehen, daher sagt er im heutigen Evangelium mit Blick auf die Autorität der Kirchenleitung: “Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein” (Mt 18,19).

Wirksamer als streiten ist das gemeinsame Gebet. Der Herr sagt: “Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen” (Mt 18,20).

Das ist wohl die entscheidende Haltung: dass wir nicht fordern, sondern erbitten. Nicht nur gegenüber Gott, sondern auch innerhalb der Kirche. Schon die Klugheit und die Erfahrung können uns lehren, dass das demütige Bitten sehr viel mehr erreicht, als unbescheidene Forderungen.

Ja aber, ist das noch zeitgemäss, gegenüber den Kirchenoberen in der Haltung des demütigen Bittstellers aufzutreten? Sehen wir einmal davon ab, was der Stil unserer Zeit ist. Er ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Betrachten wir, wie die Apostel mit Jesus gesprochen haben, und später die Gläubigen mit den Aposteln.

C´est le ton qui fait la musique!

Und schauen wir auch auf das Beispiel Mariens, der Mutter Jesu.

Am Montag (8.9.) feiern wir ihren Geburtstag, ein paar Tage später ihren Namenstag (12.9.). Nutzen wir diese Feste, von ihr zu lernen!

Was hat Maria getan, wenn sie etwas erreichen wollte? Sie hat denjenigen, der es ihr geben konnte, gebeten. Bei der Hochzeit zu Kana war es sicher ein berechtigtes Anliegen, dass die Brautleute vor der drohenden Blamage bewahrt blieben.

Können wir uns vorstellen, dass Maria gefordert hätte, dass Jesus ihnen helfen sollte?

Bitten wir also, so wie sie gebeten hat! Und richten wir unsere Bitten an sie, die für all die vielen Menschen, die heute die Kirche bilden, Mutter ist, denn die wichtigsten Dinge, Eintracht und Frieden können uns nur geschenkt, nicht eingefordert werden.

Msgr. Dr. Peter von Steinitz, war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“ und „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich).

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