Korruption und Sünde
Korruption und Sünde: Eine Einladung zur Aufrichtigkeit
Ein Nachdenken über den Zusammenhang von persönlichem und sozialem Handeln am Beispiel von Korruption und Sünde, über Verstrickungen aufgrund persönlicher Schwäche und über Möglichkeiten der Wachsamkeit und Prävention. Dass der Mensch Fehler macht, sich sogar mit Schuld belädt, ist für den Einzelnen gar nicht völlig zu vermeiden. Korruption hingegen erfordert in jedem Fall eine persönliche Entscheidung. Jorge Bergoglio legt hier eine tiefe, beispielhafte ethische Meditation vor, inspiriert vom Evangelium und von ignatianischer Spiritualität. Es geht um die Entscheidung, nicht nur das eigene Wohl, sondern das Wohl aller im Blick zu haben. Hier erstmals auf Deutsch und mit einer Einleitung von Michael Sievernich.
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Jorge Mario Bergoglio, geb. 1936, Jesuit, 1998-2013 Erzbischof von Buenos Aires, 2001-2013 Kardinal, seit dem 13.3.2013 Papst Franziskus.
Michael Sievernich, geb. 1945, Jesuit, Professor em. für Pastoraltheologie an der Universität Mainz, Prof. an der Phil.-Theol. Hochschule St. Georgen in Frankfurt/Main.
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Persönliche Verantwortung
Von Christoph Müller
Es ist eine grundsätzliche Weise, auf die sich Papst Franziskus in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires zu Wort gemeldet hat. Umso wertvoller ist es, dass der Herder-Verlag die früheren Schriften Jorge Mario Bergoglios in die deutsche Sprache übersetzen lässt. Mit dem Büchlein “Korruption und Sünde” ist ein weiterer Ruf in die Gegenwart getan, den es zu lesen lohnt.
Der Jesuit Michael Sievernich beschreibt in seiner Einführung, was den Kern des Bergoglio-Textes ausmacht: “Es kommt also darauf an, Teufelskreise der privaten und institutionellen Korruption zu durchbrechen und an der Hervorbringung positiver Regelkreise des Guten mitzuwirken, die Anreize zur Verantwortung bieten. Es geht also nicht nur um ein persönlich reines Gewissen, sondern auch um die ethische Sorge für nicht – korrupte Institutionen in Verantwortung vor Gott und in Solidarität mit den anderen.” (27)
Papst Franziskus scheint es schon in früheren Jahren nicht um Anklage und Furcht gegangen zu sein. Vielmehr wird in seinen Gedanken spürbar, dass er Kirche und Gesellschaft gestalten will. Er schaut realistisch auf den Alltag der Menschen und der Gesellschaft. Bergoglio rechnet mit der Anfälligkeit des einzelnen Menschen, wenn er über das Ordensleben heute schreibt: “Dann beginnt sich die Seele mit den Produkten zu befriedigen, die der Supermarkt des religiösen Konsumismus bereithält. Mehr als je zuvor wird das Ordensleben im Sinne einer immanenten Verwirklichung in der Erlangung beruflicher Zufriedenheit bestehen, bei anderen in der Selbstgefälligkeit, der man sich aufgrund der entgegengebrachten Hochschätzung hingibt …” (73)
Die Weitsichtigkeit des heutigen Papstes Franziskus wird erkennbar. Er schaut nicht nur auf den Begriff der Sünde und der Korruption im wirtschaftlichen und politischen Kontext. Er macht Sünde und Korruption zu einem ganz persönlichen Thema eines jeden Zeitgenossen. Die Korruption sei keine Handlung, sondern ein Zustand, ein persönlicher und gesellschaftlicher, “in dem jemand sein Leben einrichtet” (65). Dies lässt die Idee wachsen, die dem westeuropäischen bzw. insbesondere dem deutschen Denken naheliegt, sich immer erst einmal an die eigene Nase zu fassen, bevor der Balken im Auge des Gegenübers gesucht wird.
Das Buch “Korruption und Sünde” ist durchzogen vom jesuitischen Geist, den Jorge Mario Bergoglio ein Ordensleben lang geprägt hat. Es ist durchzogen von einem klaren Denken und hoffentlich auch gleichfalls konsequenten Handeln. Das Buch “Korruption und Sünde” ist einmal mehr geeignet, ein Wochenende nach einer arbeitsreichen Woche zur geistigen und geistlichen Anregung zu nutzen.
Korruption und Sünde: Eine Einladung zur Aufrichtigkeit
Autor: Jorge Mario Bergoglio
Mitarbeiter: Michael Sievernich
Übersetzer: Ulrich Ruh
Taschenbuch: 80 Seiten
Verlag: Verlag Herder; Auflage: 1 (1. April 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 345106684X
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