19. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium nach Matthäus 14,22-33

Tagesheiliger: Hl. Laurentius

Nachdem Jesus die Menge gespeist hatte, forderte er die Jünger auf, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken.

Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um in der Einsamkeit zu beten. Spät am Abend war er immer noch allein auf dem Berg.
Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind.

In der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen; er ging auf dem See.
Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst.
Doch Jesus begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!

Darauf erwiderte ihm Petrus: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme.
Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und ging über das Wasser auf Jesus zu.
Als er aber sah, wie heftig der Wind war, bekam er Angst und begann unterzugehen. Er schrie: Herr, rette mich!

Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?
Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind.
Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn.

Kommentar zum heutigen Evangelium

Origenes (um 185 – 253), Priester und Theologe
Kommentar zum Matthäusevangelium, 11,5-6

“Fahren wir ans andere Ufer” (Lk 8,22)

“Jesus drängte die Jünger, in das Schiff zu steigen und ihm ans andere Ufer vorauszufahren, während er die Menschenmenge verabschiedete.” Die Menschen konnten nicht ans andere Ufer gehen, da sie keine Hebräer im geistlichen Sinn des Wortes waren, das sich so übersetzen lässt: “die Leute vom anderen Ufer”. Dieses Werk jedoch war das der Jünger Jesu: ans andere Ufer zu gehen, das Sichtbare und Fleischliche übersteigen, diese zeitlichen Wirklichkeiten, und als erste bei dem Unsichtbaren und Ewigen anzukommen…
Die Jünger allerdings konnten Jesus nicht ans andere Ufer vorauseilen… Er wollte sie möglicherweise durch die Erfahrung lehren, dass es ohne ihn nicht möglich ist, dorthin zu kommen… Was ist das für ein Schiff, in das Jesus die Jünger einsteigen heisst? Ist es nicht der Kampf gegen die Versuchungen und die schwierigen Lebensbedingungen?…

Dann stieg er auf einen Berg – allein -, um zu beten. Für wen betet er? Möglicherweise zuerst für die Menschenmenge, damit sie, weggeschickt, nachdem sie das gesegnete Brot gegessen hat, nicht etwas machen kann, was dieser Sendung Jesu entgegensteht. Auch für die Jünger…, auf dass sie auf dem Meer nicht von den Wellen und vom Gegenwind bedrängt werden. Ich habe Lust zu sagen, dass es Jesu Gebet zu verdanken ist, das er zum Vater empor sendet, dass die Jünger keinen Schiffbruch auf dem Meer erlitten haben.

Und wir, wenn wir eines Tages den Zwängen der Versuchungen unterliegen, erinnern wir uns daran, dass es nicht möglich ist, ans andere Ufer zu kommen, ohne die Prüfung der Wellen und des Gegenwindes auszuhalten. Und dann, wenn wir uns umgeben sehen von zahlreichen und anstrengenden Angelegenheiten, schon ein bisschen ermüdet durch eine sich hinziehende Überfahrt, dann denken wir daran, dass unser Schiff gerade inmitten des Meeres fährt und dass diese Wellen versuchen, “uns im Glauben Schiffbruch erleiden zu lassen” (vgl. 1 Tim 1,19)… Glauben wir dann daran, dass das Ende der Nacht unmittelbar bevorsteht: “Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe” (Röm 13,12). Der Sohn Gottes wird zu uns kommen, um das Meer für uns zu beruhigen, indem er über die Wasser geht.

Lesungen

Erstes Buch der Könige

In jenen Tagen kam Elija zum Gottesberg Horeb. Dort ging er in eine Höhle, um darin zu übernachten.
Der Herr antwortete: Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben.
Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln.
Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.

Psalm 85(84),9ab-10.11-12.13-14

Ich will hören, was Gott redet:
Frieden verkündet der Herr seinem Volk
und seinen Frommen, den Menschen mit redlichem Herzen.
Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten.
Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land.

Es begegnen einander Huld und Treue;
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
Treue sprosst aus der Erde hervor;
Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.

Auch spendet der Herr dann Segen,
und unser Land gibt seinen Ertrag.
Gerechtigkeit geht vor ihm her,
und Heil folgt der Spur seiner Schritte.

Brief des Apostels Paulus an die Römer 9,1-5

Brüder! Ich sage in Christus die Wahrheit und lüge nicht, und mein Gewissen bezeugt es mir im Heiligen Geist:
Ich bin voll Trauer, unablässig leidet mein Herz.
Ja, ich möchte selber verflucht und von Christus getrennt sein um meiner Brüder willen, die der Abstammung nach mit mir verbunden sind.
Sie sind Israeliten; damit haben sie die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihnen ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die Verheissungen, sie haben die Väter, und dem Fleisch nach entstammt ihnen der Christus, der über allem als Gott steht, er ist gepriesen in Ewigkeit.

Amen.

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