“Gott allein genügt” – ‘Sucht mich, dann werdet ihr leben’
Pontifikalamt, Prozession und Empfang am Libori-Sonntag UPDATE
Quelle: Erzbistum Paderborn
KathTube: 26. Juli 2014 – Pontifikalvesper zur Eröffnung des Liborifestes im Paderborner Dom mit Erzbischof Hans-Josef Becker
Hl. Liborius von Le Mans
Paderborn, 27. Juli 2014
“Die Frage nach Gott ist kein Thema, das nur die Experten angeht. Die Frage nach Gott, die Suche nach Gott ist unser aller Thema.”
Das sagte Erzbischof Hans-Josef Becker in seiner Predigt im Pontifikalamt am Libori-Sonntag im Hohen Dom zu Paderborn. Im Hinblick auf das Leitwort des diesjährigen Libori-Festes “Sucht mich, dann werdet ihr leben” (Am 5,4) betonte er, die Glaubensgemeinschaft sei ein Ort wechselseitiger Ermutigung auf dem Weg zu Gott. Nach dem Festgottesdienst wurde der goldene Libori-Schrein in einer Sakramentsprozession durch die Stadt getragen. Anschliessend fand ein Empfang im Haus Maria Immaculata statt, bei dem sich der neue Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, ins Goldene Buch des Erzbistums Paderborn eintrug.
Erzbischof Hans Josef Becker betonte in seiner Predigt, die Glaubensgemeinschaft sei ein Ort wechselseitiger Ermutigung auf dem Weg zu Gott. .
Erzbischof Hans-Josef Becker thematisierte zu Beginn seiner Predigt den diözesanen Prozess der “Perspektive 2014”, in dem seit 2004 die Herausforderungen der künftigen Pastoral im Erzbistum Paderborn von Vielen ausgelotet wurden. “Im Jahr 2014 soll es nun um eine gemeinsame Orientierung auf dem Weg unseres Erzbistums Paderborn in die Zukunft”, so Erzbischof Becker. Auf diesem Weg stehe die Kirche in der Nachfolge des auch in die heutige Zeit hinein wirkenden Jesus Christus und müsse immer wieder neu die Frage nach Gott wecken. “Glaube” sei eine Weise, Gott zu suchen und sich von ihm suchen zu lassen: “Jede aufrichtige Erfahrung, die der einzelne Mensch im Lauf seines Lebens gemacht hat, ist ein Beitrag dazu. Jeder von uns hat im Glauben unmittelbar Zugang zu Gott und darum hat jeder sein Wort zu dieser Frage zu sagen”, sagte der Paderborner Oberhirte.
Bei der Frage, wovon Menschen lebten, gehe es darum, durch das eigene Leben Erfüllung zu finden: “Der Mensch ist zu gross, als dass er an sich selbst oder an den Dingen der Welt genug finden könnte. In all dem ist etwas zu wenig. Gott allein genügt”, erklärte Erzbischof Becker. Jedoch verliere der christliche Glaube zunehmend an Akzeptanz, stattdessen breite sich Desorientierung aus. “An die Stelle des ererbten Glaubens an den menschenfreundlichen Gott ist längst die gnadenlose ‘Religion des Marktes’ getreten. Solidarität ist ein rares Gut geworden”, so Erzbischof Becker. Christen dürften jedoch keine Einzelkämpfer sein. Für sie dürfe nicht das “Recht des Stärkeren” gelten. Auf diesen besonderen Auftrag der christlichen Sendung mache Papst Franziskus immer wieder nachdrücklich aufmerksam.
In einer Gesellschaft, in der das “Haben” und “Besitzen” zunehmend Vorrang hätten, sei es notwendig, zu erkennen, dass dies nicht alles sein könne: “Wer hinter Jesus her ist und dem folgen will, der gesagt hat: ‘Sucht mich, dann werdet ihr leben’, der nimmt nur das Notwendigste mit. Werden wir diese Erfahrung teilen und vermitteln können, dass ‚weniger’ ein ‚mehr’ an Freiheit sein kann?“, so der Paderborner Oberhirte zum Abschluss seiner Predigt.
Erzbischof Becker feierte das Pontifikalamt in Konzelebration mit vielen bischöflichen Gästen aus der Weltkirche und spendete am Ende des Gottesdienstes allen Gläubigen den päpstlichen Segen. Nach dem Festgottesdienst wurden das Allerheiligste und der vergoldete Silber-Schrein mit den Reliquien des Heiligen Liborius in einer Sakramentsprozession, die von zahlreichen Gläubigen begleitet wurde, durch die Paderborner Innenstadt getragen. Musikalisch wurde das Pontifikalamt mit der “Grossen Missa brevis in B” von Wolfgang Amadeus Mozart durch Solisten, den Domchor, die Domkantorei und durch das Orchester der Philharmonischen Gesellschaft Paderborn gestaltet. Die Gesamtleitung hatte Domkapellmeister Thomas Berning.
Die Prozession durch die Stadt endete im Hohen Dom zu Paderborn.
Beim anschliessenden Empfang im Haus Maria Immaculata trug sich der Erzbischof von München und Freising, Erzbischof Dr. Reinhard Kardinal Marx, der erstmals als neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz das Libori-Fest besuchte, in das Goldene Buch des Erzbistums Paderborn ein. Erzbischof Hans-Josef Becker begrüsste zudem besonders zwei Arbeitsgruppen unter den Gästen: die Gruppe, durch deren mehrjährige Arbeit der “Paderborner Anhang” des neuen Gotteslobes entstanden ist, welches seit Pfingsten im ganzen Erzbistum Paderborn eingeführt ist, sowie die Arbeitsgruppe, die für die Gestaltung und Umsetzung des neuen Libori-Ornats verantwortlich war.
In seiner Ansprache sagte Erzbischof Becker, trotz der fröhlichen Libori-Feierlichkeiten sei es wichtig, sich auch “ganz andere Wirklichkeiten” bewusst zu machen: Bilder des Krieges im Nahen Osten, der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine oder von brennenden Kirchen in Syrien und im Irak würden die Krisenherde in zahlreichen Ländern deutlich machen, so der Paderborner Erzbischof: “Unser Libori-Fest steht unter dem Leitwort ‘Sucht mich, dann werdet ihr leben!’. Angesichts der Weltlage können wir dieses Fest nicht feiern, ohne daran zu denken, dass Leben an vielen Orten bedroht und gefährdet ist. Wir dürfen zu Libori feiern und uns freuen. Wir dürfen aber auch beten – für den Frieden in der Welt, für ein Ende der Gewalt, für Gerechtigkeit, für die Mächtigen, die Verantwortung für ihre Völker tragen.” Die Frohe Botschaft Jesu Christi erinnere daran, dass die Sorge für die Armen und Notleidenden zum Wesen des Christseins gehöre. “Viele Mitbrüder aus der Weltkirche sind heute hier zu Gast – sie können von den Nöten der ihnen anvertrauten Menschen berichten”, so der Paderborner Erzbischof. Libori sei auch ein Fest der Weltkirche und so immer auch Anregung für konkretes soziales Engagement, schloss Erzbischof Hans-Josef Becker seine Ansprache.
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