Im Blickpunkt

Im Blickpunkt: Wir sind eben doch nicht Kirche

Hl. Pfarrer von ArsDie Tagespost, 23. Mai 2014, von Stephan Baier

Die Exkommunikation der Vorsitzenden von “Wir sind Kirche”, Martha Heizer, war unvermeidlich. Bischof Manfred Scheuer von Innsbruck, dem niemand vorwerfen kann, ein Scharfmacher zu sein, hatte am Ende des dreijährigen Verfahrens keine andere Wahl, als die Tat- strafe der Exkommunikation festzustellen. Und ganz offensichtlich leidet der Bischof unter dieser Konsequenz mehr als die Betroffene, die jetzt unbekümmert erklärt, ihre “privaten Eucharistiefeiern” ohne Priester weiter abhalten zu wollen, auch weiter zur Messe gehen zu wollen und überdies Vorsitzende von “Wir sind Kirche” zu bleiben.

Realitätsverlust nennt man das: Der promovierten Pädagogin, die seit fast zwei Jahrzehnten von österreichischen Medien als Reformkraft in der Kirche hofiert wird, ist die Realität abhanden gekommen – und zwar die der Kirche. Wer zuhause im kleinen Kuschelkreis Eucharistiefeier spielt, weil ihm das gerade gut tut, hat das Geheimnis der Eucharistie nicht einmal ansatzweise verstanden. Und das der Kirche auch nicht.

Doch genau deshalb kann man den “Fall Heizer” jetzt nicht einfach mit dem Vermerk “Exkommunikation leider unvermeidlich” zu den Akten legen. Es wäre zu kurz gegriffen, zu meinen, hier sei einer Spielerin nach wiederholtem Foul endlich die rote Karte gezeigt worden. Es wird der Kirche in Österreich nicht erspart bleiben, jenen Eisberg anzublicken, dessen Spitze die jahrelange Sakramentensimulation in Tirol ist. Das eigentliche Problem des Vereins mit dem anmassenden Namen “Wir sind Kirche” ist ein tiefsitzendes Missverständnis darüber, was die Kirche überhaupt ist. Von Anfang an ging es hier nicht um legitime Reformanliegen, sondern um die Profanierung des Sakralen, um die Verweltlichung des Geistlichen, um die Schrumpfung der Kirche zu einem Verein oder einer Partei. Wenn Martha Heizer nun sagt, sie und ihr ebenfalls exkommunizierter Mann hätten sich selbst dazu ermächtigt, diese “privaten Eucharistiefeiern” im kleinen Kreis zu halten, dann offenbart das den Webfehler, der dem “Kirchenvolks-Begehren” und “Wir sind Kirche” von Anfang an innewohnte. Niemand ermächtigt sich selbst, niemand nimmt sich das Heilige selbst. Die Grundstruktur der Kirche – und aller Offenbarungsreligion – ist der Vorrang der Gabe. Auch die Kirche als Ganze hat keine freie Verfügungsgewalt über das, was ihr von Gott anvertraut ist. Alles Heilige ist Gabe und Geschenk, und bringt Verantwortung statt Besitz oder Macht. Wer über die Kirche und ihre Sakramente nach eigenem Gutdünken frei verfügen will, ist nicht katholisch.

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