Die Menschen spüren die Nähe des Papstes

Franziskaner Ricardo Bustos kennt Franziskus seit Jahren

Ut unum sintLateinisches Patriarchat von Jerusalem

Am Sonntag begleitet er ihn in Bethlehem zur Geburtsgrotte. Von Oliver Maksan

Die Tagespost, 23. Mai 2014

Pater Ricardo, am Sonntag empfangen Sie den Heiligen Vater in der Geburtskirche zu Bethlehem. Haben Sie schon eine Botschaft, die Sie ihm mitteilen möchten?

Ich werde ihn bitten, uns auf dem Weg der Einheit der Christen weiter zu begleiten, der ja sehr lang ist. Das ist ja der Hauptzweck des Besuchs. Wir werden aber wohl nur kurz Gelegenheit haben, zu sprechen. Ich werde den Heiligen Vater nach dem Mittagessen zum privaten Gebet in die Geburtsgrotte begleiten. Dort wird er vor dem Stern, der die Geburtsstelle des Herrn kennzeichnet, und am Krippenaltar, dem katholischen Teil der Grotte, im stillen Gebet verweilen. Neben mir werden wohl noch unser Ordensgeneral und einige wenige andere zugegen sein, sowie Vertreter der griechischen und armenischen Gemeinschaft der Geburtskirche. Das sieht der Status quo so vor. Wir werden anwesend sein, uns aber dann im Hintergrund halten, während der Papst betet.

Wann haben Sie den Heiligen Vater kennengelernt?

Das war etwa um das Jahr 2000. Damals war ich in Buenos Aires für die Kustodie tätig. Dabei bin ich oft mit Erzbischof Bergoglio zusammengetroffen. Als ich dann später auf Heimatbesuch in Argentinien war, habe ich auch immer bei ihm vorbeigeschaut.

Haben Sie mit ihm im Vorfeld über den Besuch gesprochen?

Nein. Unser letzter Kontakt war per E-Mail. Als ich im September nach Bethlehem versetzt wurde, habe ich ihm das geschrieben. Er hat mir auch geantwortet. Er hat mich um mein Gebet gebeten, wie er das immer tat, und mir aufgetragen, ein gutes Zeugnis in meiner neuen Aufgabe zu geben. Danach habe ich ihm nochmal geschrieben, dass die Anbetungsschwestern, die hier in Bethlehem neben der Milchgrotte leben, besonders für ihn und seine Anliegen beten. Das wollte ich ihm mitteilen.

Haben Sie Angst, dass dieser Besuch mit politischen Erwartungen überfrachtet wird?

Nun, wir wissen, dass der Papst keine politischen Lösungen bringen wird. Die Erwartungen der Menschen gehen natürlich weit über das hinaus, was ein Besuch leisten kann. Aber Franziskus ist der, der er ist. Spontan und direkt. So war er schon als Erzbischof von Buenos Aires. Die Dinge, die er sagen muss, sagt er auch. Sicher mit Respekt und Klugheit, aber doch direkt. Was weiss ist, ist weiss, was schwarz ist, ist schwarz. Wer Papst Franziskus von früher kennt weiss auch, dass sich der Papst nicht lenken lässt. Dass er aber den Leidenden nahe sein will, ist auch klar.

Wird der Besuch die Präsenz der Christen hier stärken?

Ja. Er kommt als Nachfolger des heiligen Petrus, um unseren Glauben zu stärken und zu bekräftigen. Es geht nicht um Zahlen, sondern um die Qualität des Glaubens. Wenn wir als Christen respektiert werden wollen, dann müssen wir das auch tun, woran wir vorgeben zu glauben. Darauf legt der Heilige Vater ja viel Wert. Er wird uns daran erinnern, was wir sind, und wie wir leben müssen. Wir Christen müssen das Weizenkorn sein, das in die Erde fällt und stirbt, um Frucht wie Friede und Gerechtigkeit zu bringen.

Welchen Stellenwert hat für die Katholiken im Heiligen Land ihre Verbundenheit mit dem Nachfolger Petri?

Natürlich respektieren sie den Heiligen Vater. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass sie hier im Nahen Osten von Kirchen umgeben sind, die kein universales Oberhaupt haben, die unabhängig sind und nicht dieses weltkirchliche Bewusstsein haben. Papst Franziskus hat jetzt aber sogar orthodoxe Christen mit seiner Einfachheit und Direktheit beeindruckt. Mit ihm und seinen konkreten Gesten spüren die Christen hier, dass der Papst nah ist und nicht weit weg in Rom.

Haben Sie schon Ideen, wie man den Besuch später pastoral verlängern kann?

Wir werden sicher noch mehr das Wort des Papstes berücksichtigen müssen, an die Ränder zu gehen. Die gibt es auch hier, wenn man etwa an die materielle Not denkt. Wir können nicht in der Vergangenheit leben. Es muss auch Schluss sein mit den Sakristeichristen. Wir müssen als Kirche im Heiligen Land jetzt und konkret an den Rändern präsent sein.

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