Auch heute wird im Namen Gottes gemordet!

Franziskus-Perle des Tages:

Die Bergpredigt Carl Heinrich Bloch ca. 1890Quelle

Drei Bilder – die Liebe Jesu, die Heuchelei der Herren über die Gewissen, die Freude über das Martyrium. Der Papst weint angesichts der Christen, die heute gekreuzigt werden.

Von Armin Schwibach

Rom, kath.net/as, 02. Mai 2014

Das Evangelium von der wunderbaren Brotvermehrung (Joh 6,1-15) sowie die erste Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 5,34-42) über die Jünger Jesu, die der Hohe Rat auspeitschen liess, standen im Mittelpunkt der Predigt von Papst Franziskus am Freitag der zweiten Woche im Osterkreis in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses “Domus Sanctae Marthae”.

Der Papst konzentrierte sich auf drei Bilder. Das erste Bild war das Bild der Liebe Jesu zu den Leuten, seine Aufmerksamkeit gegenüber den Problemen der Menschen. Der Herr mache sich keine Sorgen um jene, die ihm nachfolgten, es komme ihm zum Beispiel nicht in den Sinn, eine Zählung vorzunehmen, um zu sehen, ob die Kirche gewachsen sei: “Nein, er spricht, predigt, liebt, begleitet, geht den Weg gemeinsam mit den Leuten, sanftmütig und demütig”. Jesus spreche mit seiner Vollmacht, das heisst: mit der Kraft der Liebe.

Das zweite Bild erkannte Franziskus in der Eifersucht der religiösen Obrigkeiten jener Zeit: “Sie ertrugen es nicht, dass die Leute Jesus nachfolgten! Sie ertrugen es nicht! Sie waren eifersüchtig. Das ist eine hässliche Haltung. Und aus der Eifersucht entsteht Neid, und wir wissen, dass der Vater des Neids der Teufel ist, aufgrund dessen Eifersucht das Böse in die Welt gekommen ist”. Diese Leute “wussten gut, wer Jesus war: sie wussten es! Diese Leute waren dieselben, die die Wachen bezahlt hatten, damit sie sagen, dass die Apostel den Leib Jesu geraubt hatten”.

“Sie hatten bezahlt“, so der Papst, “um die Wahrheit zum Schweigen zu bringen. Ja, diese Leute sind schlecht, wirklich! Denn wenn man bezahlt, um die Wahrheit zu verbergen, stehen wir in einer sehr grossen Schlechtigkeit. Und deshalb wussten die Menschen, was das für welche waren. Sie folgten ihnen nicht, sie ertrugen sie, weil sie die Vollmacht hatten: die Vollmacht über den Gottesdienst, die Vollmacht über die Kirchendisziplin jener Zeit, die Vollmacht über das Volk… und die Leute gehorchten. Jesus sagt von ihnen, dass sie die Gläubigen mit erdrückenden Lasten gebunden und sie ihnen auf die Schultern gelegt hatten. Diese Leute ertragen die Sanftmut Jesu nicht, sie ertragen die Sanftmut des Evangeliums nicht, sie ertragen die Liebe nicht. Und sie zahlen aus Neid, aus Hass”.

Während der Versammlung des Hohen Rates fordere Gamaliël, ein weiser Mann, die Anführer auf, die Apostel zu befreien. So stünde man vor diesen beiden ersten Bildern: vor Jesus, der Mitleid empfinde, als er die Menschen “ohne Hirten” sehe, und vor den religiösen Oberhäuptern:

“Letztere mit ihren politischen Manövern, mit ihren kirchlichen Manövern, um das Volk weiter zu beherrschen… Und so lassen sie die Apostel kommen, nachdem jener weise Mann gesprochen hatte, sie rufen die Apostel herein und lassen sie auspeitschen: ‘Dann verboten sie ihnen, im Namen Jesu zu predigen, und liessen sie frei’ (vgl. Apg 5,40). ‘Irgendetwas müssen wir mit ihnen anstellen, wir prügeln sie richtig und dann ab nachhause’. Das ist ungerecht, aber sie haben es getan. Sie waren die Herren über die Gewissen, und fühlten sich in der Macht, dies zu tun. Herren über die Gewissen… Auch heute gibt es auf der Welt viele davon”.

“Als ich”, so Franziskus, “in den Medien die Nachrichten über die Christen gesehen habe, die in einem gewissen nichtchristlichen Land gekreuzigt wurden, habe ich geweint. Auch heute gibt es diese Leute, die im Namen Gottes morden, verfolgen. Und auch heute sehen wir viele, die sich wie die Apostel freuen, ‘dass sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden’ (vgl. Apg 5,41). Das ist heute das dritte Bild. Die Freude des Zeugnisses”:

“Erstes Bild: Jesus mit den Leuten, die Liebe, der Weg, den er uns gelehrt hat und auf dem wir gehen müssen.
Zweites Bild: die Heuchelei der religiösen Anführer des Volkes, die das Volk mit diesen vielen Geboten gefangengenommen hatten, mit dieser kalten, harten Gesetzlichkeit, und die auch dafür bezahlt hatten, die Wahrheit zu verbergen.
Drittes Bild: die Freude der christlichen Märtyrer, die Freude so vieler unserer Brüder und Schwestern, die in der Geschichte diese Freude verspürt haben, diese Freude, gewürdigt worden zu sein, für den Namen Jesu Schmach zu erleiden.

Und heute gibt es viele! Denkt daran, dass man in einigen Ländern allein deshalb ins Gefängnis kommt, weil man ein Evangelium besitzt. Ein Kreuz – das darfst du nicht tragen: sie werden dich eine Strafe zahlen lassen. Doch das Herz ist freudig. Die drei Bilder: blicken wir auf sie heute. Das ist Teil unserer Geschichte des Heils”.

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