Franziskus Perle des Tages

Die Kriege kommen vom Kampf der Leidenschaften in unserem Innern!

Franziskus-Perle des Tages: Gewöhnt euch nicht an den Skandal des Krieges! Auf der einen Seite die hungernden und kranken Kinder in den Flüchtlingslagern, auf der anderen das schöne Leben der Waffenfabrikanten, die Feste feiern.

Von Armin Schwibach

Rom, kath.net/as, 25. Februar 2014

“Woher kommen die Kriege bei euch, woher die Streitigkeiten?” Dies fragte sich Papst Franziskus am Dienstag der siebten Woche im Jahreskreis in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses “Domus Sanctae Marthae”.

Der Papst ging bei seinen Betrachtungen von der ersten Lesung aus dem Brief des Apostels Jakobus aus (Jak 4,1-10) und verurteilte scharf alle Kriege. In Bezug auf das Tagesevangelium (Mk 9,30-37), das von der Diskussion der Jünger berichtet, wer von ihnen der Grösste sei (V. 34), unterstrich Franziskus, dass Kriege dann entstünden, wenn das Herz sich entferne. Jeden Tag fänden wir in den Zeitungen Berichte über Kriege, Spaltungen, Tote und Opfer:

“Und die Toten scheinen zur täglichen Buchhaltung zu gehören. Wir sind es gewohnt, diese Dinge zu lesen! Und wenn wir die Geduld hätten, alle Kriege aufzuzählen, die es in diesem Moment auf der Welt gibt, dann hätten wir gewiss viel beschriebenes Papier. Es hat den Anschein, dass sich der Geist des Krieges unserer bemächtigt hat. Da gibt es Gedenkveranstaltungen anlässlich jenes Grossen Krieges, viele Millionen von Toten… Und alle sind empört! Doch heute ist es genauso! Statt eines grossen Krieges überall kleine Kriege, gespaltene Völker… Und sie bringen sich um, um die eigenen Interessen zu wahren, sie töten einander gegenseitig”.

“Woher kommen die Kriege bei euch, woher die Streitigkeiten?” (Jak 4,1), wiederholte der Papst eindringlich: “Die Kriege, der Hass, die Feindschaft — sie kauft man nicht auf dem Markt: sie sind hier, im Herzen”. Franziskus rief in Erinnerung: “Als man uns Kindern die Geschichte von Kain und Abel erklärte, waren wir alle empört”. Es sei unannehmbar gewesen, dass einer den Bruder töte. Heute jedoch töteten sich Millionen von Menschen unter Brüdern: “Aber wir haben uns daran gewöhnt”. Der Erste Weltkrieg erwecke in uns Empörung, aber dieser grosse Krieg sei ein wenig überall im Verborgenen gegeben: “Und er empört uns nicht! Und viele sterben wegen einem Stück Land, wegen einem Ehrgeiz, wegen einem Hass, wegen einer Eifersucht aus Gründen der Rasse“. Zusammen mit Jakobus unterstrich der Papst, dass die Kriege vom Kampf der Leidenschaften in uns kämen (vgl. V. 1) und diese uns zum Geist der Welt führten:

“Angesichts eines Konflikts finden wir uns gewöhnlich in einer merkwürdigen Situation vor: man schreitet zu seiner Lösung voran, indem man streitet. Mit kriegerischer Sprache. Es kommt nicht zuerst die Sprache des Friedens! Und die Folgen? Denkt an die hungernden Kinder in den Flüchtlingslagern… Denkt nur an das: das ist die Frucht des Krieges! Und wenn ihr an die grossen Salons denken wollt, an die Feste, die jene feiern, die die Herren der Waffenindustrien sind, jene, die Waffen produzieren — die Waffen enden dort! Das kranke, hungernde Kind, ein Flüchtlingslager — und die grossen Feste, das schöne Leben, das jene führen, die Waffenfabrikanten”.

“Was geschieht in unserem Herzen?” fragte Franziskus erneut. Der Apostel Jakobus gebe uns einen einfachen Rat: “Sucht die Nähe Gottes; dann wird er sich euch nähern” (V. 8). Der Geist des Krieges, der uns von Gott entferne, sei dabei nicht nur etwas, das weit weg von uns sei. Vielmehr könne er auch “bei uns zuhause” gefunden werden:

“Wie viele Familien werden zerstört, weil der Papa, die Mama nicht fähig sind, den Weg des Friedens zu finden und den Krieg vorziehen, es vorziehen, vor Gericht zu gehen… Der Krieg zerstört! ‘Woher kommen die Kriege bei euch, woher die Streitigkeiten? Doch nur vom Kampf der Leidenschaften in eurem Innern!’. Im Innern, im Herzen! Ich schlage euch heute vor, für den Frieden zu beten, für jenen Frieden, der anscheinend nur zu einem Wort geworden ist und nichts mehr. Damit dieses Wort wirksam zu sein vermag, wollen wir dem Rat des Apostels Jakobus folgen: ‘Erkennt eure Armseligkeit an'”.

Jene Armseligkeit, aus der die Kriege entstehen: “Die Kriege in den Familien, die Kriege im Stadtviertel, die Kriege überall“. “Wer von uns hat geweint“, fragte sich der Papst abschliessend, “wenn er eine Zeitung liest, wenn er im Fernsehen jene Bilder sieht? So viele Tote.“ “‘Klagt und trauert und weint! Euer Lachen verwandle sich in Trauer, eure Freude in Betrübnis. Demütigt euch vor dem Herrn‘“ (Jak 4,9-10): das sei es, “was ein Christ heute, am 25. Februar, angesichts der vielen Kriege überall tun muss: weinen, trauern, sich demütigen. Der Herr möge uns dies verstehen lassen und bewahre uns davor, dass wir uns an die Nachrichten von Kriegen gewöhnen”.

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Zwanzig Kriege weltweit und fünfundvierzig “hochgewaltsame Konflikte”: sie verzeichnet
das sogenannte “Konfliktbarometer 2013” des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung  (HIIK), das am heutigen Dienstag vorgestellt wurde. Das Konfliktbarometer der Heidelberger Politikwissenschaftler bietet seit 1991 einen jährlichen Überblick über Krisen, Konflikte und Kriege und gibt einen Überblick über die Ursachen und Opferzahlen.

Elf Konflikte in Afrika, sechs im Nahen und Mittleren Osten, zwei in Asien sowie der Kampf zwischen mexikanischer Regierung und Drogenkartellen in Lateinamerika werden als Kriege eingestuft. Insgesamt verzeichnete das Institut im Jahr 2013 414 Konflikte: “Wir blicken mit grosser Sorge auf diese stetig hohe Anzahl an kriegerischen Auseinandersetzungen”, so HIIK-Vorstand Simon Ellerbrock.

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