Armenisch apostolische Kirchen
Kleine Geschichte der armenisch-apostolischen Kirchen
Seine Heiligkeit, Karekin II.
Armenische Kirche
Kirche in Not
Rom, 9. Mai 2008, zenit.org
Aus Anlass des Besuches von Karekin II. im Vatikan veröffentlichen wir eine kleine Geschichte der armenisch-apsotolischen Kirche.
Die armenisch-apostolische orthodoxe Kirche zählt sechs Millionen Gläubige in Armenien, Libanon, Syrien, Iran, Europa, Amerika und in der weltweiten Diaspora (davon fünf Millionen in Armenien, 500.000 im Libanon, 5.000 im Heiligen Land, 70.000 in der Türkei). Die autokephale Kirche besteht aus zwei Katholikosaten und zwei Patriarchaten, dem Katholikosat von Etschmiadin (20 Diözesen, 7 Klöster) und dem Katholikosat von Kilikien (7 Diözesen, 1 Kloster) sowie dem Patriarchat von Jerusalem (3 Diözesen, 5 Klöster) und dem Patriarchat von Konstantinopel (4 Diözesen, 1 Kloster). Die Kirchensprache ist armenisch.
Seine Heiligkeit Karekin II. Nersessian (geb. 1951) ist seit 1999 Oberster Patriarch und Katholikos aller Armenier. Seine Heiligkeit Aram I. Keshishian (geb. 1947) ist seit 1995 Katholikos des Grossen Hauses von Sis (Kilikien). Seine Seligkeit Torkom II. Manoogian (geb. 1919) ist seit 1990 Armenischer Patriarch von Jerusalem, und Seine Seligkeit Mesrob Mutafyan (geb. 1956) ist seit 1999 Armenischer Patriarch von Konstantinopel.
Die Geschichte der armenischen Kirche ist vor allem in den letzten 100 Jahren eine Geschichte der Verfolgung und Unterdrückung gewesen. Höhepunkt der Verfolgung war das Jahr 1915, als im Schatten des Ersten Weltkrieges das jungtürkische Regime in Istanbul fast die gesamte armenische Bevölkerung Anatoliens in die mesopotamische Wüste deportierte. Mehr als eine Million Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Dieses Geschehen wird allgemein als der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts angesehen.
Der österreichische Schriftsteller Franz Werfel hat mit seinem 1933 erschienenen Roman “Die 40 Tage des Musa Dagh” diesem ersten grossen Völkermord des 20. Jahrhunderts ein literarisches Denkmal gesetzt. Werfel schrieb dazu: “Dieses Werk wurde im März des Jahres 1929 bei einem Aufenthalt in Damaskus entworfen. Das Jammerbild verstümmelter und verhungerter Flüchtlingskinder, die in einer Teppichfabrik arbeiteten, gab den entscheidenden Anstoss, das unfassbare Schicksal des armenischen Volkes dem Totenreich alles Geschehenen zu entreissen.” Für den Juden Werfel war das Schicksal der Armenier vor allem eine Warnung. Sein Roman wurde 1934 von den Nationalsozialisten wegen “Gefährdung öffentlicher Sicherheit und Ordnung” verboten.
Nach dem Genozid entstand im Kaukasus wieder ein selbständiger armenischer Staat um die traditionellen Zentren Jerewan und Etschmiadin, dem Sitz des Patriarchen und Katholikos aller Armenier. Um sich vor weiteren türkischen Übergriffen zu schützen, suchte der junge Staat Hilfe in Moskau. Armenien wurde für 70 Jahre zu einer sozialistischen Sowjetrepublik als Teil der Sowjetunion. Seit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 gibt es eine freie und unabhängige Republik Armenien, in der rund vier der insgesamt acht Millionen Armenier leben.
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