2. Sonntag in der Weihnachtszeit

Evangelium nach Johannes 1,1-18

Bischof Johannes Nepomuk NeumannQuelle
Tages-Heiliger: Johannes Nepomuk Neumann

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
Im Anfang war es bei Gott.
Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.
Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.

Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.
Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.
Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.
Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.
Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.
Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.
Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Johannes Tauler (um 1300-1361) Dominikaner in Strassburg, Weihnachtspredigt, Gesammelte Werke, t. 1,p.109f (tr. alt. Tournai) (Übers.: Sr. M. Franziska OSCCap)

“Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt”

“Als tiefes Schweigen das All umfing, da stieg dein allmächtiges Wort herab.” (Weish 18, 14-15) Von diesem Wort ist heute die Rede…
Welches ist also der Ort, wo Gott sein Wort ausspricht und seinen Sohn zeugt? Das Herz, in dem sich eine solche Geburt vollenden soll, muss sich in grosser Reinheit bewahren, ein intensives inneres Leben führen, in tiefer Vereinigung mit Gott. Wenn es sich nicht an Äusserliches verliert, sondern gesammelt bleibt, vereint mit Gott im tiefsten Grund seines Seins, wird Gott es erwählen, um darin zu wohnen.

Wie kann man bei dieser Geburt mitwirken, bei dieser geheimnisvollen Einhauchung des Wortes? Wie kann man würdig werden, dass sie sich in uns erfüllt? Muss man sich abmühen mit Vorstellungen und Gedanken über Gott? Kann man diese neue Geburt Gottes in uns beschleunigen? Oder wäre es im Gegenteil besser, sich leer zu machen von allen Gedanken, von jedem Wort, von aller Aktivität und von jedem Bild und vor Gott in völliger Stille zu verharren, um ihn in uns handeln zu lassen? …
Die Schrift selbst gibt darauf die Antwort: “Mitten im Schweigen hat sich zu mir ein heimliches Wort gestohlen.” (Ijob 4,12)

Sammle dich also, wenn du kannst; vergiss alles in deinem Gebet; befreie dich von den Vorstellungen, von denen du erfüllt bist. Umso mehr vergisst du den Rest, umso mehr bist du fähig, dieses Wort aufzunehmen, das dir so geheimnisvoll bleibt…
Flieh also vor der Aktivität und den Gedanken, die dich treiben, denn sie verhindern den inneren Frieden. Damit Gott sein Wort in uns sprechen kann, ist es notwendig, dass wir selbst im Frieden und in der Stille sind. Nun kann er uns sein Wort hören lassen; er selbst spricht sich in uns aus.

Lesungen

Buch Jesus Sirach 24,1-4.12-16

Die Weisheit lobt sich selbst, sie rühmt sich bei ihrem Volk.
Sie öffnet ihren Mund in der Versammlung Gottes und rühmt sich vor seinen Scharen:
Ich ging aus dem Mund des Höchsten hervor, und wie Nebel umhüllte ich die Erde.
Ich wohnte in den Höhen, auf einer Wolkensäule stand mein Thron.
Ich fasste Wurzel bei einem ruhmreichen Volk, im Eigentum des Herrn, in seinem Erbbesitz.
Wie eine Zeder auf dem Libanon wuchs ich empor, wie ein wilder Ölbaum auf dem Hermongebirge.
Wie eine Palme in En-Gedi wuchs ich empor, wie Oleandersträucher in Jericho, wie ein prächtiger Ölbaum in der Schefela, wie eine Platane am Wasser wuchs ich empor.
Wie Zimt und duftendes Gewürzrohr, wie beste Myrrhe strömte ich Wohlgeruch aus, wie Galbanum, Onyx und Stakte, wie Weihrauchwolken im heiligen Zelt.
Ich breitete wie eine Terebinthe meine Zweige aus, und meine Zweige waren voll Pracht und Anmut.

Psalm 147,12-13.14-15.19-20

Jerusalem, preise den Herrn,
lobsinge, Zion, deinem Gott!
Denn er hat die Riegel deiner Tore festgemacht,
die Kinder in deiner Mitte gesegnet;

er verschafft deinen Grenzen Frieden,
und sättigt dich mit bestem Weizen.
Er sendet sein Wort zur Erde,
rasch eilt sein Befehl dahin.

Er verkündet Jakob sein Wort,
Israel seine Gesetze und Rechte.
An keinem andern Volk hat er so gehandelt,
keinem sonst seine Rechte verkündet.

Brief des Apostels Paulus an die Epheser 1,3-6.15-18

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.
Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott;
er hat uns aus Liebe im voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn;

Darum höre ich nicht auf, für euch zu danken, wenn ich in meinen Gebeten an euch denke; denn ich habe von eurem Glauben an Jesus, den Herrn, und von eurer Liebe zu allen Heiligen gehört.

Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr ihn erkennt.

Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt.

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