Der Schatten des Geheimnisses Gottes und die Stille

Franziskus-Perle des Tages

Die Wolke der Stille behütet und überschattet das Geheimnis der Beziehung des Menschen mit Gott. Das Geheimnis darf nicht der Öffentlichkeit preisgegeben werden. Maria – das Urbild der Stille. Von Armin Schwibach

Rom, kath.net/as, 20. Dezember 2013

In der Heilsgeschichte sind weder das Glamouröse noch das Dramatische Orte, an denen sich Gott offenbart, sondern der Schatten und die Stille. Dies erklärte Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe am Freitag der dritten Woche im Weihnachtskreis in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses “Domus Sanctae Marthae”.

Dabei handle es sich um flüchtige Grenzen, aus denen heraus sein Geheimnis von Mal zu Mal eine sichtbare Form und Fleisch angenommen habe, so der Papst ausgehend vom heutigen Tagesevangelium der Verkündigung (Lk 1,26-38), in dem es heisst: “die Kraft des Höchsten wird dich überschatten” (V. 35). Im Grunde habe gleichsam aus derselben “Schattensubstanz” auch die Wolkensäule bestanden, mit der Gott die Juden in der Wüste geschützt habe (vgl. Ex 13, 21-22):

“Der Herr hat immer für das Geheimnis gesorgt und das Geheimnis verhüllt. Er hat das Geheimnis nicht öffentlich gemacht. Ein Geheimnis, das sich der Öffentlichkeit preisgibt, ist nicht christlich, es ist nicht das Geheimnis Gottes, sondern eine Fälschung! Und das ist es, was der Gottesmutter geschehen ist, als sie seinen Sohn empfängt: das Geheimnis ihrer jungfräulichen Mutterschaft ist überschattet. Es bleibt ihr ganzes Leben lang überschattet! Und sie wusste es. Dieser Schatten Gottes in unserem Leben hilft uns, unser Geheimnis zu entdecken: unser Geheimnis der Begegnung mit dem Herrn, unser Geheimnis des Wegs des Lebens mit dem Herrn”.

Jeder von uns wisse, dass der Herr auf geheimnisvolle Weise in unserem Herzen, in unserer Seele wirke. “Was ist die Wolke, die Macht, wie ist der Stil des Heiligen Geistes, um unser Geheimnis zu überschatten?”, fragte sich Franziskus:

“Diese Wolke in uns, in unserem Leben heisst Stille: die Stille ist die Wolke, die das Geheimnis unserer Beziehung mit dem Herrn, unserer Heiligkeit und unserer Sünden überschattet. Dieses Geheimnis, das wir nicht erklären können. Wenn aber die Stille in unserem Leben fehlt, geht das Geheimnis verloren, es verschwindet. Das Geheimnis mit der Stille behüten! Das ist die Wolke, das ist die Macht Gottes für uns, das ist die Kraft des Heiligen Geistes”.

Die Mutter Jesu “ist das vollkommene Bild der Stille gewesen”, so der Papst weiter, angefangen bei der Verkündigung ihrer ausserordentlichen Mutterschaft bis hin zu Golgota. Franziskus hob hervor, wie viele Male sie geschwiegen habe und wie viele Male sie nicht das gesagt habe, was sie verspüren musste, um das Geheimnis der Beziehung mit ihrem Sohn zu bewahren, bis hin zur grausamsten Stille zu Füssen des Kreuzes:

“Das Evangelium überliefert uns nichts: ob sie ein Wort gesagt hat oder nicht… Sie war in Stille, doch in ihrem Herzen – wie viel sagte sie doch dem Herrn! ‘Du hast mir damals gesagt – das ist es, was wir soeben gelesen haben –, dass er gross sein wird. Du hast mir gesagt, dass du ihm den Thron seines Vaters David geben wirst, dass er über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen wird. Und jetzt sehe ich ihn dort!’ Die Gottesmutter war menschlich! Und vielleicht hätte sie Lust gehabt zu sagen: ‘Lügen! Ich bin getäuscht worden!’. Johannes Paul II. sagte dies, als er von der Gottesmutter in jenem Moment sprach (vgl. Redemptoris mater 18). Sie aber hat mit der Stille das Geheimnis überschattet, das sie nicht begriff, und mit dieser Stille hat sie es zugelassen, dass das Geheimnis wachsen und in der Hoffnung erblühen kann”.

“Die Stille behütet das Geheimnis”, so der Papst abschliessend. Aus diesem Grund “darf das Geheimnis unserer Beziehung mit Gott, unseres Wegs, unseres Heils nicht an die frische Luft gesetzt, der Öffentlichkeit preisgegeben werden. Der Herr schenke uns allen die Gnade, die Stille zu lieben, sie zu suchen und ein Herz zu haben, das von der Wolke der Stille behütet wird”.

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