Flucht aus Lager 14

Ein erschütternder Bericht aus der Hölle Nordkorea

Folgeliteratur zum Thema

Kurzbeschreibung

Das diktatorisch regierte Nordkorea ist fast völlig isoliert, aggressiv und bettelarm. Und es hält rund 150.000 seiner Bürger in Lagern gefangen, die vergleichbar sind mit NS-Konzentrationslagern oder dem Gulag. Da die Lager seit Jahrzehnten existieren, gibt es inzwischen Tausende, die dort aufgewachsen sind. Einer von ihnen ist Shin Dong-hyuk.

Blaine Harden erzählt die Geschichte des 1982 im sogenannten Lager 14 geborenen Shin, der bis zu seiner Flucht nie etwas anderes kennengelernt hatte als die grausame und primitive Lagerwelt. Menschlichkeit, Vertrauen, Wärme, Zuneigung und jegliche Errungenschaften der Zivilisation waren ihm unbekannt, Hunger, Misstrauen und brutale Züchtigungen hingegen Alltag.

Shins Zeugenbericht gibt einen tiefen Einblick in die unmenschlichen Lebensverhältnisse, die in dieser Lagerhölle herrschen, und schildert das berührende Schicksal eines jungen Mannes, dem wie durch ein Wunder die Flucht in die Freiheit gelang.

Pressestimmen

“Hardens Buch ist ein notwendiges Dokument gegen die Gleichgültigkeit.” (WELT ONLINE, 20.09.2012)

“Sie erzogen uns von Geburt an so, dass wir zu normalen menschlichen Gefühlen nicht im Stande waren. Jetzt, da ich draussen bin, lerne ich, Gefühle zu haben.” (Shin Dong-hyuk)

“Das Resultat suggeriert eine Glaubwürdigkeit, die den Atem stocken lässt.” (NZZ am Sonntag – Bücher am Sonntag (CH), 30.09.2012)

Über den Autor

Blaine Harden, geboren 1952, ist Autor des “Economist”. Zuvor war er Korrespondent der “Washington Post” in Asien, Osteuropa und Afrika und arbeitete eine Zeitlang für die “New York Times”. Er veröffentlichte bereits zwei Bücher, darunter eines über Afrika.

Shin Dong-hyuk, geboren 1982 im Lager 14, lebt heute in Seoul.

Rezension amazon (68)

Ein wichtiges Buch

27. November 2012, von Bernhard Fabian

Das Buch “Flucht aus Lager 14” ist das Resultat jahrelanger journalistischer Recherchen. Es ist sachlich und in keiner Weise reisserisch oder sensationslüstern geschrieben. Wen in jeglicher Beziehung ungewöhnliche Lebenswege interessieren, dem sei dieses Buch empfohlen. Geschickt webt der Autor die Ereignisse des Shin Dong-hyuk mit nordkoreanischem Hintergrundwissen zu einem Geflecht, das einerseits das Geschriebene besser verständlich macht und andererseits den Kopf über das “System” Nordkorea bis zum Erbrechen ungläubig schütteln lässt.

Es gibt zwingende Gründe, das Geschilderte des Shin Dong-hyuk nicht anzuzweifeln. Der amerikanische Journalist Blaine Harden interviewte den ehemaligen Gefangenen eines nordkoreanischen Straflagers lange und ausführlich. Er liess die niedergeschriebenen Geschehnisse von Amnesty International, anderen mit dem Thema Nordkorea betrauten südkoreanischen Organisationen und einst in nordkoreanischen Straflagern gehaltenen Gefangenen und Wärtern überprüfen – mit dem Resultat, dass die Geschichte absolut glaubhaft ist. Es galt diese Geschichte genauer zu durchleuchten, denn erstmals gelang es einem Gefangenen sich eines nordkoreanischen Gulags, obendrein eines des am brutalsten geführten, durch Flucht zu entziehen.

Er hat nichts verbrochen in seinem jungen Leben, dieser Shin Dong-hyuk. Er wurde lediglich als Ergebnis einer Belohnungsehe im Lager gezeugt und in dieses hineingeboren. Brutale Aufseher, Lügen, der Zwang zu denunzieren und andauernder Hunger sind alsdann Wegbegleiter des jungen, hoffnungslosen Lebens. Shin hasst seine Eltern, verrät die Fluchtpläne seiner Mutter und seines Bruders. Dafür wird er auch noch brutal gefoltert und muss letztendlich der Hinrichtung von Mutter und Bruder zusehen. Selbst hier findet er nichts dabei, Trauergefühle sind ihm fremd und beide haben in seiner verkrüppelten Gefühlswelt den Tod verdient.

Shin weiss nichts von der Aussenwelt, was sich paradoxerweise noch als Glück erweist. Sehnsüchte nach einer anderen, besseren Welt sind ihm daher fremd. Bis er Park kennenlernt, der ihm als ehemaliger Elitebürger dieses korrupten “Systems” und jetzt selbst Gefangener vom Leben hinter dem mit Selbstschussanlagen gesicherten Zaun erzählt. Shin verzichtet erstmals zu denunzieren, liebt er doch zu sehr die Geschichten, besonders die über gutes Essen. Shin und Park beschliessen zu fliehen. Aber nur Shin gelingt die Flucht, begünstigt durch aussergewöhnlich glückliche Umstände. Park überwindet die Selbstschussanlagen nicht und stirbt. Eine weitere Odyssee von mehreren Jahren bringt Shin am Ende über China nach Südkorea.

Happy End? Von wegen! Als Shins Verhörprotokolle der südkoreanischen Behörden in Buchform herausgegeben werden, interessieren sich nur wenige dafür; die Resonanz unter den Südkoreanern ist gering. Diese haben in ihrem hochkapitalistischen Südkorea andere Fokussierungen: arbeiten und Geld verdienen. Die südkoreanische Gesellschaft ist eine der am meist gestressten weltweit und hat kein besonderes Interesse am Schicksal nordkoreanischer und in deren Augen meist ungebildeter Flüchtlinge.

Die Geschichte des Shin geht weiter – in den USA. Sie erscheint in der amerikanischen Presse und eine Hilfsorganisation bietet Shin an, für sie in den USA tätig zu werden. Menschen, die es gut mit ihm meinen, nehmen sich seiner an. Ihm fällt es jedoch schwer, strukturiert und systematisch zu arbeiten. Er lebt jetzt in den USA. Mal abwarten, ob man irgendwann über den Shin Dong-hyuk liest, dass er Fuss gefasst hat in seinem neuen Leben.

Flucht aus Lager 14

Autor: Blaine Harden
Übersetzer: Udo Rennert
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: Deutsche Verlagsanstalt; Auflage: 10 (10. September 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3421045704

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