23. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium nach Lukas 14,25-33

Kloster Mor Gabriel Südosten der Türkei by Nevit Dilmen (talk)Hl. Sergius I. TagesheiligerIn jener Zeit als viele Menschen Jesus begleiteten, wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.

Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen.

Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden. Darum kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Philoxenos von de Mabbog (? ca. 523), Bischof in Syrien
Homilien, Nr. 9

Sein Jünger sein

Höre auf die Stimme Gottes, die dich antreibt, aus dir herauszutreten, um Christus zu folgen, … und du wirst ein vollkommener Jünger sein: “Wer nicht auf alles verzichtet, der kann nicht mein Jünger sein.” Was kannst du sagen? Was hierauf antworten? All dein Zögern und deine Fragen verschwinden vor diesem einzigen Wort; das Wort der Wahrheit ist der erhabene Weg, auf dem du voranschreitest. … Jesus hat … an anderer Stelle gesagt: “Wer sein Leben gering achtet in dieser Welt, wird es bewahren bis ins ewige Leben… Wenn einer mit dient, wird der Vater ihn ehren.” (Joh 12,25 ff.)

Er sprach auch zu seinen Jüngern: “Steht auf. Lasst uns weggehen von hier.” (Joh 14,31) Mit diesen Worten hat er gezeigt, dass weder sein Platz, noch der seiner Jünger hier auf Erden ist. Herr, wohin sollen wir aber gehen? “Wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein.” (Joh 12,26). Wenn Jesus uns zuruft: “Steht auf. Wir wollen weggehen von hier”, wer wird dann dumm genug sein, darin einzuwilligen, mit den Toten in den Gräbern dazubleiben und zwischen den Bestatteten auszuharren? Jedesmal also, wenn die Welt dich zurückhalten will, erinnere dich an die Worte Christi: “Steht auf. Wir wollen weggehen von hier.” … Immer, wenn du dich setzen willst, dich niederlassen willst, du dir darin gefällst, zu bleiben, wo du bist, dann erinnere dich an diese flehende Stimme, die dir sagt: “Steht auf. Lasst uns weggehen von hier.”

Gehen musst du auf jeden Fall; doch brich auf, so wie Jesus aufgebrochen ist. Brich auf, weil er es dir gesagt hat, und nicht, weil die Naturgesetze es dir wider Willen auferlegen. Ob du es willst oder nicht, du bist auf dem Weg derer, die aufbrechen. Erhebe dich also aufgrund der Worte deines Meisters, und nicht einfach aus Zwang. “Diese Stimme weckt die Schlafenden auf; sie ist die Trompete, die den Schlaf der Faulheit vertreibt durch ihren Klang. Sie ist eine Kraft, nicht ein Wort: Plötzlich bekleidet sie den, der sie hört, mit neuer Kraft und treibt ihn von einer Sache zur anderen in einem Augenblick. “Steht auf, gehen wir weg von hier!”: Auch er wird mit dir gehen. Warum zögerst du? … Gott ruft dich, dass auch du mit ihm zusammen gehst.

Lesungen

Buch der Weisheit 9,13-18

Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, oder wer begreift, was der Herr will?
Unsicher sind die Berechnungen der Sterblichen und hinfällig unsere Gedanken;
denn der vergängliche Leib beschwert die Seele, und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Geist.
Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht, und finden nur mit Mühe, was doch auf der Hand liegt; wer kann dann ergründen, was im Himmel ist?
Wer hat je deinen Plan erkannt, wenn du ihm nicht Weisheit gegeben und deinen heiligen Geist aus der Höhe gesandt hast?
So wurden die Pfade der Erdenbewohner gerade gemacht, und die Menschen lernten, was dir gefällt;

Psalm 90(89),3-6.12-14.17

Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub
und sprichst: “Kommt wieder, ihr Menschen!”
Denn tausend Jahre sind für dich wie der Tag,
der gestern vergangen ist,
wie eine Wache in der Nacht.
Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus;
sie gleichen dem sprossenden Gras.

Am Morgen grünt es und blüht,
am Abend wird es geschnitten und welkt.
Unsere Tage zu zählen, lehre uns!
Dann gewinnen wir ein weises Herz.
Herr, wende dich uns doch endlich zu!
Hab Mitleid mit deinen Knechten!

Sättige uns am Morgen mit deiner Huld!
Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.
Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres Gottes.
Lass das Werk unsrer Hände gedeihen,
ja, lass gedeihen das Werk unsrer Hände!

Brief des Paulus an Philemon 1,9-10.12-17

Lieber Bruder! Ich, Paulus, ein alter Mann, der jetzt für Christus Jesus im Kerker liegt,
ich bitte dich für mein Kind Onesimus, dem ich im Gefängnis zum Vater geworden bin.
Ich schicke ihn zu dir zurück, ihn, das bedeutet mein eigenes Herz.
Ich würde ihn gern bei mir behalten, damit er mir an deiner Stelle dient, solange ich um des Evangeliums willen im Gefängnis bin.
Aber ohne deine Zustimmung wollte ich nichts tun. Deine gute Tat soll nicht erzwungen, sondern freiwillig sein.
Denn vielleicht wurde er nur deshalb eine Weile von dir getrennt, damit du ihn für ewig zurückerhälst,
nicht mehr als Sklaven, sondern als weit mehr: als geliebten Bruder. Das ist er jedenfalls für mich, um wieviel mehr dann für dich, als Mensch und auch vor dem Herrn.
Wenn du dich mir verbunden fühlst, dann nimm ihn also auf wie mich selbst!

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