Transparenz im Internet

Der Heilige Stuhl informiert online über das vatikanische Bankinstitut IOR

VatikanfahneWie das IOR entstand
Website des IOR online
Dem Papst Otionen schaffen

Vatikan, 3. August 2013, Ulrich Nersinger

 In den Bemühungen, das “Istituto per le Opere di Religione” zu reformieren, setzt der Vatikan auf Transparenz. Im Internet hat der Heilige Stuhl in dieser Intention einen weiteren wichtigen Schritt gesetzt und eine neue Webseite freigeschaltet. “Unsere Aufgabe ist es, das IOR so zu führen, dass es alle internationalen Regeln erfüllt, dass es ein sauberes Institut ist, dass es ein dienendes Institut ist, und dem Papst damit die Option zu verschaffen, für die Zukunft zu entscheiden, welches die richtige Form des IOR sein wird”, so Ernst von Freyberg, der Präsident des Aufsichtsrates und interimistischer Generaldirektor des vatikanischen Bankinstituts.

Mit der Webseite “www.ior.va” soll hierfür nun eine Informations- und Kommunikationsplattform geschaffen werden. “Die Webseite dient dazu, unsere Mitarbeiter, unsere Kunden, die Kirche und die interessierte Öffentlichkeit über das Institut und die Ziele zu informieren”, betonte Ernst von Freyberg gegenüber Radio Vatikan. Auf der Internetseite finde man “eine Vorstellung der Dienstleistungen, die wir anbieten, ferner eine Erläuterung, wer unsere Kunden sind, die wichtigsten historischen Meilensteine des IOR, unsere Reformarbeit, die wir im Augenblick durchführen, und die handelnden Personen”. Im Oktober 2013 soll erstmals der bereits seit langem testierte Jahresbericht des “Istituto per le Opere di Religione” publiziert werden.

Das Internetangebot präsentiert sich zurzeit auf Italienisch und Englisch. Es gibt Überlegungen, es in naher Zukunft dem Nutzer auch in anderen Sprachen zur Verfügung zu stellen. Das Design der Webseite ist bewusst nüchtern, minimalistisch gehalten. “Die Information zählt, nicht die Aufmachung”, heisst es erklärend aus dem Vatikan. Auf der Internetseite können die neuesten Pressemitteilungen und Dokumente zum IOR abgerufen werden, ebenso die Texte der Gesetze, die von der Regierung des Staates der Vatikanstadt zur Verhinderung und strafrechtlicher Verfolgung des Delikts der Geldwäsche sowie der Finanzierung terroristischer Akte erlassen worden sind. Ein Manko von www.ior.va;  muss in der Darstellung der Geschichte des IOR gesehen werden. Zwar werden die historischen Daten zur Gründung des päpstlichen Bankinstitutes aufgeführt, nicht jedoch die weitaus wichtigeren Beweggründe.

1887 hatte Leo XIII. (Gioacchino Pecci, 1878–1903) eine Kardinalskommission “ad pias causas” eingesetzt. Die Purpurträger sollten sich unter Mitwirkung fachkundiger Laien um die Aufbewahrung der Gelder kümmern, die aus Testamenten, Schenkungen und Stiftungen an den Heiligen Vater geflossen waren. Mit nur geringfügigen Änderungen – 1904 und 1908 liess Pius X. (Giuseppe Sarto, 1903–1914) die Statuten verbessern – bestand diese Kommission bis 1942. Als Italien im Dezember 1941 den USA den Krieg erklärte, gerieten die italienischen Ordensgemeinschaften in grosse finanzielle Bedrängnis. Sie hatten all ihr Geld bei italienischen Banken angelegt; es gab für sie nun keine Möglichkeiten mehr, Gelder ins Ausland zu transferieren. Dies traf mit besonderer Härte die weltweit wirkenden Missionsgemeinschaften.

Um hier Abhilfe zu schaffen, entschloss sich Pius XII. (Eugenio Pacelli, 1939–1958), am 27. Juni 1942 das “Istituto per le Opere di Religione/ IOR” (Institut für die Werke der Religion) als eine auf dem Gebiet des neutralen Vatikanstaates ansässige Bank zu gründen. Als autonome juristische Körperschaft sollte sie unabhängig von jeglichem Einfluss der Kurie sein und nur dem Heiligen Vater Rechenschaft schulden. Der Gründung eines vatikanischen Bankinstitutes lag auch die Sorge zugrunde, dass nach einem Sieg des faschistischen Italiens das Regime eine Konfiszierung von Kirchenbesitz hätte durchführen können. Die gleiche Gefahr hätte bei einer Kriegsniederlage durch eine linksorientierte oder kommunistische Regierung bestanden.

Konten beim IOR durften eröffnen: Behörden der Römischen Kurie, Bistümer, Pfarreien, Ordensgemeinschaften, religiöse Stiftungen, Bürger des Vatikanstaates und Bedienstete der Kurie, beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten sowie einige wenige Privatpersonen. Das vatikanische Institut nahm Einlagen entgegen, ermöglichte den Transfer auf ausländische Konten und investierte oder reinvestierte in Verwahrung genommene Depots; erst in den folgenden Jahrzehnten stieg es dann verstärkt in den Devisen- und Aktienmarkt ein und erweiterte den Kundenkreis. Ende 2012 verfügten 5 200 katholische Institutionen und 13 700 Einzelpersonen über ein Konto; das IOR zahlt aktuell die Pensionen und Gehälter von rund 5 000 im Dienst des Vatikans stehenden Personen aus.

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