Slowenien

Vatikan greift in Slowenien durch

Hl. Hemma von Gurk
Quelle
Heiligenlexikon: Hl. Hemma von Gurk
Stift Gurk

Mit harter Hand hat Papst Franziskus die kirchlichen Strukturen in Slowenien nach einem Finanzskandal neu geordnet. Dabei entliess er die beiden einzigen Erzbischöfe des Landes aus ihren Ämtern.

Die abgesetzten Erzbischöfe von Ljubljana und Maribor, Anton Stres und Marjan Turnsek, äusserten sich reumütig und zeigten Verständnis für das entschlossene Vorgehen des Papstes. Nach einem Bericht der italienischen Tageszeitung “La Stampa” (Onlineausgabe) teilte Stres in Ljubljana nach Bekanntwerden der Entscheidung mit, Papst Franziskus habe ihn bereits am 29. April zum Rücktritt aufgefordert.

Anlass für den ungewöhnlichen Schritt sind finanzielle Fehlentscheidungen der beiden Kirchenmänner, die dem Erzbistum Maribor Schulden in Höhe von rund 800 Millionen Euro beschert haben. Der angerichtete Schaden wird nach Korrespondentenberichten inoffiziell sogar auf bis zu 1,7 Milliarden Euro beziffert. Als grösster Kreditgeber blieb auch die größte slowenische Bank NLB auf einem Schuldenberg sitzen.

Finanzskandal schwelt seit 2010

Laut “Stampa” betrieben Stres und Turnsek riskante Spekulationsgeschäfte, unter anderem auf dem Telekommunikations- und Fernsehmarkt. Unter den Spekulationsobjekten seien auch “Sender mit pornografischen Programmen” gewesen, hiess es. Nach Canon 401 Paragraf 2 des Kirchenrechts kann der Papst einen Diözesanbischof, der wegen seiner angegriffenen Gesundheit oder aus einem anderen schwerwiegenden Grund nicht mehr in der Lage ist, seine Amtsgeschäfte ausreichend wahrzunehmen, zum Amtsverzicht auffordern. Bereits im Jahr 2010 hatte Papst Benedikt XVI. den Vorgänger Turnseks, Erzbischof Franc Kramberger, entlassen, als erste Details des Finanzskandals bekannt geworden waren. Offiziell wurde sein Alter als Grund für den Wechsel angegeben

Turnsek war seit 2011 Erzbischof von Maribor; Stres wirkte dort von 2000 bis 2009 als Weihbischof, bevor er Erzbischof in Ljubljana wurde. Stres räumte nun seine Verantwortung für das finanzielle Desaster ein. “Ich bitte Gott, dass dieser Schritt dazu beiträgt, der slowenischen Kirche wieder die Reputation zurückzugeben, die sie verdient”, erklärte er laut der italienischen Zeitung. Turnsek teilte in einem Schreiben mit, er habe versucht, die Situation in seinem Erzbistum unter Kontrolle zu bekommen, dies sei ihm aber nicht gelungen.

Neuanfang für die gesamte Kirche im Land

Der päpstliche Botschafter in Slowenien, Juliusz Janusz, sprach von einem nötigen Neuanfang für die gesamte Kirche im Land. Nach Angaben von Radio Vatikan ernannte der Papst Andrej Glavan, Bischof von Novo Mesto, zum Apostolischen Administrator für die Erzdiözese Ljubljana und den Bischof von Celje, Stanislav Lipovšek, als Apostolischen Administrator für die Erzdiözese Maribor. In dem kleinen EU-Staat gibt es nur zwei Erzdiözesen und vier Diözesen.

Von den 2,05 Millionen Einwohnern Sloweniens gehören 1,16 Millionen (knapp 58 Prozent) der römisch-katholischen Kirche an. Dazu kommen etwa 2,5 Prozent Muslime und 2,3 Prozent Mitglieder der Serbisch-Orthodoxen Kirche. 22,8 Prozent der Slowenen gaben bei der letzten Volkszählung 2002 an, keiner Religionsgemeinschaft anzugehören, der Rest machte gar keine Angaben.

re/wl, kna, dpa, afp, Radio Vatikan

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