Zum offenen Konzilskonzept Johannes’ XXIII.
Welche genauen Vorstellungen hatte Johannes XXIII. von dem Konzil, das er einberufen hatte?
Kardinal Lehmann meint, dass er kein fertiges Konzept, keinen genauen Plan gehabt habe “‘Ziele und Wesen des Konzils wurden fortschreitend entworfen; sobald etwas als richtig erkannt war, wurde es festgehalten und vertieft in seinen Stärken und Zusammenhängen in der persönlichen Reflexion des Papstes.’ (Giuseppe Alberigo u.a.) Dem widerspricht nicht, dass Johannes XXIII. mit grosser Beharrlichkeit das Konzilsvorhaben verfolgte. ‘Papst Johannes wollte ein Konzil des historischen Übergangs, folglich ein Konzil, das der Kirche den Weg weist aus der nachtridentinischen Epoche und in gewissem Masse aus der jahrhundertelangen konstantinischen Zeit in eine neue Phase des Zeugnisses und der Verkündigung; dabei sollte auf die wichtigen und dauerhaften Elemente der Tradition zurückgegriffen werden, die als geeignet beurteilt wurden, den evangelischen Charakter eines so schwierigen Übergangs zu befruchten und zu garantieren.’
Man kann diese Zielsetzung nicht genügend hervorheben, denn sie war weder den Bischöfen in der Weltkirche noch der Kurie selbstverständlich. Manche sahen in einem solchen Konzil nur einen Nachtrag zum Ersten Vatikanum, das ja gar nicht abgeschlossen war. Der Papst war in einem tiefen und unerschütterlichen Glauben an einen solchen Schritt nach vorne überzeugt, befand sich aber nach einem Wort von Yves Congar in einer ‘institutionellen Einsamkeit’. Papst Johannes XXIII. wollte aber bewusst die Aufgabe des Konzils im Rahmen und Horizont der Zeit und der Gegenwart verstanden wissen und zwar bewusst in einer umfassenden Perspektive.”
(Karl Lehmann, in: Sonderheft «Zur Debatte» 3/2013, 2; ab)
Freitag, 16. August 2013, 00:03
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