Wie die Jünger von Emmaus (Teil 2)

Interview mit Pater Eric Jacquinet, Mitarbeiter des Päpstlichen Rates für die Laien und Mitveranstalter des WJT

Caravaggio Abendmahl in EmmausWeltjugendtage: Vatikan

Vatikanstadt, 19. Juli 2013, zenit.org

Wir veröffentlichen heute den zweiten und letzten Teil des Interviews mit Pater Eric Jacquinet, dem Verantwortlichen der Jugendabteilung des Päpstlichen Rates für die Laien.

Der erste Teil erschien gestern, am Donnerstag, dem 18. Juli 2013.

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Beschreiben Sie uns die Ihrer Meinung nach bedeutendsten Früchte des WJT seit dessen Entstehung.

Pater Eric Jacquinet: Meines Erachtens hat der WJT vielen jungen Menschen bei der Wiedererlangung einer christlichen Identität geholfen. Johannes Paul II. hatte es sich zur Aufgabe gemacht, eine Annäherung der jungen Menschen an Christus zu bewirken. Bei seinem ersten Besuch des WJT in Köln hat Papst Benedikt XVI. in diesem Zusammenhang Folgendes gesagt: “Es ist mein Ziel, die jungen Menschen die Schönheit des Glaubens erkennen zu lassen” (eigene Übersetzung). Viele erfuhren eine Stärkung ihres Glaubens und trafen die Entscheidung, Jesus nachzufolgen. Viele meiner heidnischen Freunde, die im Jahre 1997 zum WJT nach Paris  reisten und dort dem Blick des Heiligen Vaters begegneten, fassten den Entschluss, sich um die Nachfolge Christi zu bemühen und ihn als den Quell ihrer Freude zu erkennen. Dabei handelt es sich um die vordergründige Berufung der Getauften. Der WJT ist eine grosse Ermutigung: Viele junge Paare entschliessen sich zu heiraten, andere hingegen entscheiden sich für den Eintritt in das Priesterseminar oder das Ordensleben, weil ihnen das Beispiel der Erfahrung der bei diesen Treffen anwesenden junger Priester gezeigt hat, dass es möglich ist.

Im Rahmen der Begegnung mit den Freiwilligen des WJT in Madrid sagte Papst Benedikt XVI: “Ich bin nicht nur gekommen, um euch zu danken. Ich bitte euch darum, dem Ruf des Herrn tatsächlich zu folgen.” (eigene Übersetzung). Diese geistliche Dynamik eines WJT bringt auch in den Ortskirchen Früchte hervor. Manchen armen Ländern ist es nicht möglich, viele junge Menschen zu entsenden. Daher organisieren die wenigen, denen dieses Glück zuteilwird, nach der Rückkehr in ihre Heimat nationale Begegnungen, in denen sie ihre Eindrücke und Erlebnisse des WJT anderen mitteilen.

In Zusammenhang mit armen Ländern denke ich an Afrika: Wie gestaltet sich Teilnahme der jungen Afrikaner am WJT?

Pater Eric Jacquinet: Die Zahl der Teilnehmer ist nicht sehr hoch. Es kann vorkommen, dass ganze Länder nicht vertreten sind. Diesmal haben wir zahlreiche afrikanische Länder allerdings über einen Solidaritätsfonds des WJT unterstützt. Jeder aus einer finanzstarken Nation stammende Jugendliche ist dazu aufgerufen, 10 Euro in diesen Solidaritätsfonds einzuzahlen. Die Geldmittel werden vom Päpstlichen Rat für die Laien verwaltet und den Anfragen der jeweiligen Länder entsprechend verteilt. Wir haben über die Bischofskonferenzen der verschiedenen Länder Geld nach Afrika geschickt, um Menschen aus diesem Kontinent eine Teilnahme an dem Ereignis zu ermöglichen. Viele von denen, die selbst nicht anwesend sein können, schliessen sich zusammen, um die in Rio stattfindenden Veranstaltungen vor Ort mitverfolgen zu können.

Welche Kriterien wurden für die Planung des Programms herangezogen?

Pater Eric Jacquinet: An erster Stelle steht der Wunsch eines Bischofs oder eines Erzbischofs, das Ereignis zu veranstalten, und die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit dem Staat, sodass konkrete Mittel für die Aufnahme der jungen Menschen bereitgestellt werden können: Krankenhäuser, medizinische Einrichtungen usw. Der Weltjugendtag wurde auch in Ländern ausgetragen, in denen die katholische Kirche nicht vorherrschend ist, beispielsweise in Sydney (2008). Logistisch betrachtet, ist ein gegenseitiges Abwechseln zwischen Europa und den anderen Kontinenten zu beobachten. Ich hege die Hoffnung, dass der Weltjugendtag eines Tages in Asien stattfinden wird, vielleicht in Seoul, Korea, oder in einem Land des ehemaligen Ostblocks, Indien, China oder Afrika. Vor zwei Jahren haben einige afrikanische Delegierte im Rahmen der Vorbereitungen des WJT in Rio zum Nachdenken darüber die Möglichkeit einer Veranstaltung in Afrika angeregt. Kard. Stanisław Ryłko (der Präsident des Päpstlichen Rates für die Laien, Anm. d.R.) hat sich dazu bereit erklärt, sich dieser Frage anzunehmen, doch im Augenblick sind noch nicht alle Kriterien für einen Vorschlag dieses Ziels beim Papst erfüllt.

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