Wider den Egoismus. Wider eine Ideologie der Armut

Franziskus-Perle des Tages

Erzbischof von MedelinJudas isoliert sich von seinem Gewissen. Er wird zum am Geld hängenden Götzendiener und verliert sich am Ende. Satan ist ein schlechter Zahlmeister. Er betrügt uns: immer! Von Armin Schwibach

Rom, kath.net/as, 14. Mai 2013

Der Christ bedarf eines weiten Herzens, das fähig ist, zu lieben. Mit diesen Worten wandte sich Papst Franziskus in seiner Predigt zur heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses “Domus Sanctae Marthae” an die versammelte Gemeinde. Der Papst warnte vor der Haltung des Egoismus, der – wie dies bei Judas Iskariot der Fall gewesen sei – zur Isolierung gegenüber dem eigenen Gewissen und schliesslich zum Verrat an Jesus führe.

ei der Eucharistiefeier zum liturgischen Gedenken des Apostels Matthias, das im Vatikan am 14. Mai begangen wird, waren eine Gruppe von Angestellten der Vatikanischen Museen sowie einige Alumnen des Päpstlichen Portugiesischen Kollegs anwesend. Es konzelebrierte der Erzbischof von Medellín (Kolumbien), Ricardo Antonio Tobón Restrepo.

Wenn wir wirklich Christus nachfolgen wollen, “müssen wir das Lebens als Geschenk leben”, das den anderen weiterzugeben ist, “nicht als einen Schatz, den es aufzubewahren gilt”. Dies betonte Franziskus, der sich mit der Gegensätzlichkeit der Strasse der Liebe und der Strasse des Egoismus auseinandersetzte. Jesus spreche im heutigen Evangelium (Joh 15, 9-17) ein starkes Wort: “Es gibt keine grössere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt”. Doch die Texte der Liturgie verwiesen auch auf eine andere Person: Judas, “der die gegensätzliche Haltung eingenommen hatte”. Denn: “Judas hat nie verstanden, was ein Geschenk ist”.

“Denken wir nur an jenen Moment, als Maria Magdalena Jesus die Füsse mit so teurem Nardenöl salbt: es ist dies ein religiöser Moment, ein Moment der Dankbarkeit, ein Moment der Liebe. Und Judas nimmt Abstand und kritisiert bitter: ‘Warum hat man dieses Öl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Erlös den Armen gegeben?’ (Joh 12,5) Das ist der erste Bezug auf die Armut als Ideologie, den ich im Evangelium gefunden habe. Der Ideologe weiss nicht, was Liebe ist, weil er es nicht versteht, sich hinzugeben”.

Judas, so der Papst, “hatte sich in seiner Einsamkeit abgesetzt”. Diese Haltung des Egoismus „ist gewachsen bis zum Verrat an Jesus“. Der Liebende gebe das Leben als Geschenk. Der Egoist dagegen “kümmert sich um sein Leben, er wächst in diesem Egoismus und wird zum Verräter, doch immer alleine”. Wer aber das Leben aus Liebe hingebe, “ist nie allein: immer ist er in Gemeinschaft, in einer Familie”. Wer sein Gewissen im Egoismus isoliere, verliere es am Ende. So sei es gekommen, dass Judas ein “am Geld hängender Götzendiener war”.

Dieser Götzendienst “hat ihn dazu gebracht, sich von der Gemeinschaft mit den anderen zu isolieren: wenn ein Christ beginnt, sich zu isolieren, so trennt er auch sein Gewissen vom gemeinschaftlichen Sinn, vom Sinn der Kirche, von jener Liebe, die Jesus uns gibt. Jener Christ dagegen, der sein Leben hingibt, der es ‘verliert’, wie Jesus sagt, findet es, er findet es neu in Fülle. Und wer es wie Judas für sich selbst bewahren will, verliert es am Ende. Johannes sagt, dass in jenem Moment ‘der Satan in das Herz von Judas gefahren ist’. Und wir müssen es sagen: Satan ist ein schlechter Zahlmeister. Er betrügt uns: immer!” Jesus aber “liebt immer und gibt sich immer hin”. Und dieses sein Geschenk der Liebe dränge uns zur Liebe, “um Frucht zu tragen. Und die Frucht bleibt”.

Abschliessend betete der Papst zum Heiligen Geist: “In diesen Tagen der Erwartung des Festes des Heiligen Geistes wollen wir bitten: Komm, Heiliger Geist, komm und gib mir dieses weite Herz, dieses Herz, das fähig ist, demütig zu lieben und voll Sanftmut: dieses weite Herz, das lieben kann. Wir wollen den Heiligen Geist um diese Gnade bitten. Und dass er uns immer von der anderen Strasse befreie, von der Strasse des Egoismus, die am Schluss schlecht ausgeht. Bitten wir um diese Gnade!”.

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