EKD-Ratsvorsitzender beim Papst

Brüderliche und herzliche Begegnung

ekd ratsvorsitzenderAm Montagvormittag hat Papst Franziskus den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschland im Vatikan empfangen. Ein Treffen von grosser ökumenischer Bedeutung, so Vatikansprecher Federico Lombardi. Bei einer Pressekonferenz nach der Begegnung berichtete Nikolaus Schneider, wie er das Treffen erlebt und was für Erwartungen er an den neuen Papst hat.

Von Herz zu Herz haben sie sich ausgetauscht – Papst Franziskus und EKD-Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider.

Der Pontifex ist dem Präses aus Deutschland am Montagvormittag im Vatikan begegnet und hat damit ein ökumenisches Zeichen gesetzt: Das erste gemeinsame Treffen der Beiden habe eine Basis für die Zukunft gelegt, doch es sei vor allem ein Kennenlernen gewesen, so Schneider:

Konkrete Fragen habe ich nicht angesprochen. Denn ich bin der Meinung, dass eine solche erste Begegnung nicht dazu geeignet ist, ökumenische Verhandlungen vorzubereiten. Etwa in der Gemeinschaft am Tisch des Herrn, oder das zumindest ökumenisch verbundene Ehepaare gemeinsam Abendmahl feiern können. Diese Dinge habe ich alle nicht angesprochen.”

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschland und auch Franziskus betonten die Gemeinsamkeit beider Kirchen: Christus als das Zentrum. Nikolaus Schneider setzt Hoffnungen in den neuen Papst – und er setzt auf das seelsorgerische Verständnis von Papst Franziskus: Ein Papst, der die Nöte der Armen kennt, wird auch die Nöte anderer verstehen, so Schneider. Er glaubt, “dass dieser Papst auch emotional ein grosses Verständnis für die Lebenswirklichkeit und die Nöte von Familien hat, wo eine Seite evangelisch und die andere katholisch ist. Dass er auch gut versteht, warum solche Familien den Wunsch haben, auch gemeinsam Abendmahl feiern zu können. Die sind in intimster Gemeinschaft zusammen – am Tisch und im Bett, aber am Tisch des Herrn sollen sie getrennt sein. Diese seelsorgerliche Not wird dieser Papst verstehen.“

Bei seinem Gespräch mit Schneider betonte Franziskus, dass er zwar gewählt wurde, dass aber nicht er als Mensch im Mittelpunkt stehe. Nikolaus Schneider äusserte sich auch zu Franziskus´ Rolle als Bischof von Rom.

“Das gehört zu den wichtigen Zeichen, die der Papst gesetzt hat. Nämlich, dass das Imposante des Amtes zurückgenommen wird. Der neue Papst macht deutlich, dass er einen Dienst an den Menschen leisten will und zwar einen bischöflichen Dienst an den Menschen. Das ist eine deutliche Veränderung von dem, was uns so imposant erscheint. Es wird auf ein Mass gebracht, dass sich sehr bewusst an die Menschen richtet, erkennbar wird und eben den Menschen dienen will.“

Das Reformationsgedenken war ebenfalls ein Thema beim Gespräch der beiden: Nikolaus Schneider lud Papst Franziskus nach Deutschland ein, um mit ihm und den Protestanten im Jahr 2017 die Reformation zu feiern – für Schneider eine Selbstverständlichkeit:

“Das sollte ihm auch möglich sein, weil es kein deutsches Jubelfest werden soll. Es soll nicht der Held Luther im Vordergrund stehen, obwohl wir Luther dankbar sind, dass er den Anstoss gegeben hat. Diese Dankbarkeit und Freude kommen zum Ausdruck. Aber wofür hat er einen Anstoss gegeben? Umkehr zu Christus. Es soll also inhaltlich ein Christusfest werden. Da kann ich nur sagen, dass kann jeder Christenmensch. Deshalb auch die Christen aus Rom.“

Die Begegnung beendeten der Papst und Nikolaus Schneider nach einer halben Stunde mit einem gemeinsamen “Vater unser“.

Für Nikolaus Schneider und seine Delegation ging es dann weiter zur Deutschen Botschaft des Heiligen Stuhls. Zum Empfang dort brachte der EKD-Vorsitzende ein Gastgeschenk mit: Luthertexte, die vom Vokalensemble Thios Omilos präsentiert wurden. Die fünf Mitglieder des Ensembles sind ehemalige Sänger des Leipziger Thomaner-Chores, der seit 800 Jahren Musikgeschichte schreibt – auch mit protestantischer Musiktradition. Das Quintett präsentierte klangvoll die Entwicklung protestantischer Lieder von der Reformationszeit bis ins 20. Jahrhundert. Während des Konzertes lauschten neben Nikolaus Schneider auch Kardinal Koch und Kardinal Kasper in der ersten Reihe dem vollen und warmen Klang der Musik.

rv 09.04.2013 pd

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel