Die Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes

Franziskus bei der Besitzergreifung der römischen Kathedrale:

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Vatikan
KathTube: : Predigt Papst Franziskus Lateranbisilika

Verlieren wir niemals das Vertrauen in die geduldige Barmherzigkeit Gottes! Gott ist niemals fern. Für Gott sind wir keine Nummern, wir sind ihm wichtig

Rom, kath.net/as, 7. April 2013

Im Rahmen einer feierlichen heiligen Messe nahm Papst Franziskus heute Nachmittag die Päpstliche Basilika St. Johann im Lateran in besitzt, die Kathedrale des Bischofs vom Rom, “mater er caput omnium Ecclesiarum urbis et orbis”. Vorher hatte der Papst vor der Basilika den neuen “Largo Beato Giovanni Paolo II” eingeweiht.

Der Platz liegt vor dem Lateran-Palast, dem Hauptsitz der römischen Bistumsverwaltung. Bislang gehörte dieses Teilstück zur “Piazza San Giovanni in Laterano”.

Der Papst benützte wieder den Kreuzstab, der für Paul VI. zur Abschlussfeier des II. Vatikanischen Konzils gefertigt wurde (8. Dezember1965). Dieser Hirtenstab begleitete auch den gesamten Pontifikat Johannes Pauls II.

Ab Palmsonntag 2008 hatte Benedikt XVI. einen Stab ohne Darstellung des Gekreuzigten benutzt. Dabei handelte es sich um ein Kreuz Pius’. IX., das auch von Johannes XXIII. verwendet worden war. Seit dem 1. Advent 2009 benutzte Benedikt XVI. dann einen eigens für ihn vom “Circolo di San Pietro” angefertigten Stab. Die Enden des Kreuzes zeigten die vier Evangelisten, ein eingraviertes Netz auf dem Querbalken erinnerte an Petrus als Menschenfischer. Die Rückseite zeigte an den Kreuzenden die Kirchenväter des Ostens und Westens: Athanasius und Johannes Chrysostomos sowie Augustinus und Ambrosius. In der Mitte war das Christusmonogramm abgebildet. Auf dem Ring unterhalb des Kreuzes war der Name Benedikts XVI. eingraviert, das obere Ende des Stabes zeigte das Wappen des Papstes.

In seiner Predigt erinnerte Franziskus an den heutigen Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit und betonte die Schönheit dieser Wirklichkeit des Glaubens. Eine so grosse, so tiefe Liebe habe Gott zu uns, eine Liebe, die niemals nachlasse, immer unsere Hand ergreife und uns stütze, “uns wieder aufrichtet, uns lenkt“.

Im heutigen Evangelium mache der Apostel Thomas eigens die Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes, die ein konkretes Gesicht habe: “das Gesicht Jesu, des auferstandenen Jesus“. Thomas traue nicht dem, was die anderen Apostel ihm sagen: “Wir haben den Herrn gesehen”; es genüge ihm nicht die Verheissung Jesu, der angekündigt hatte: Am dritten Tag werde ich auferstehen. Er will sehen, will seine Finger in die Male der Nägel und seine Hand in Jesu Seite legen.

“Und was ist die Reaktion Jesu?“, fragte sich der Papst. “Geduld: Jesus lässt den eigensinnigen Thomas in seiner Ungläubigkeit nicht fallen; er gibt ihm eine Woche Zeit, verschliesst nicht die Tür, sondern wartet. Und Thomas erkennt seine Armseligkeit, seine Kleingläubigkeit”. “Mein Herr und mein Gott”: Mit diesem einfachen, doch glaubensvollen Ruf antworte er auf die Geduld Jesu. Er “lässt sich von der göttlichen Barmherzigkeit umfangen, sieht sie vor sich in den Wunden der Hände und der Füsse, in der geöffneten Seite, und gewinnt das Vertrauen zurück: Er ist ein neuer Mensch, nicht mehr ungläubig, sondern gläubig”.

Auch Petrus habe dreimal Jesus gerade in dem Moment verleugnet, als er ihm ganz besonders nahe hätte sein sollen. Als ihm dies zutiefst bewusst werde, begegne ihm der Blick Jesu, der ihm geduldig und ohne Worte zu verstehen gibt: “Petrus, hab’ keine Angst wegen deiner Schwachheit, vertraue auf mich!” Petrus verstehe, er “spürt den liebevollen Blick Jesu und weint. Wie schön ist dieser Blick Jesu – wie viel Zärtlichkeit! Brüder und Schwestern, verlieren wir niemals das Vertrauen in die geduldige Barmherzigkeit Gottes!“.

Franziskus rief dann die beiden Emmausjünger in Erinnerung: “Mit traurigem Gesicht gehen sie so vor sich hin, ohne Hoffnung. Aber Jesus verlässt sie nicht: Er geht mit ihnen, und nicht nur das! Geduldig erklärt er ihnen, was in der Schrift über ihn geschrieben steht, und bleibt, um mit ihnen Mahl zu halten“.

Das “ist der Stil Gottes: Er ist nicht ungeduldig wie wir, die wir oft alles und sofort wollen, auch von den Menschen. Gott hat Geduld mit uns, denn er liebt uns, und wer liebt, der versteht, hofft, schenkt Vertrauen, gibt nicht auf, bricht die Brücken nicht ab, weiss zu verzeihen. Erinnern wir uns daran in unserem Leben als Christen: Gott wartet immer auf uns, auch wenn wir uns entfernt haben! Er ist niemals fern, und wenn wir zu ihm zurückkehren, ist er bereit, uns in seine Arme zu schliessen“.

“Mir macht es immer einen tiefen Eindruck, wenn ich das Gleichnis vom barmherzigen Vater lese“, so Franziskusn weiter: “es beeindruckt mich, weil es mir stets grosse Hoffnung schenkt. Denkt an jenen jüngeren Sohn, der im Haus des Vaters war, der geliebt wurde. Und doch will er sein Erbteil, geht weg, gibt alles aus, sinkt auf das niedrigste Niveau herab, am weitesten entfernt vom Vater. Und als er völlig heruntergekommen ist, verspürt er Heimweh nach der Geborgenheit des Vaterhauses, und er kehrt zurück. Und der Vater? Hatte er seinen Sohn vergessen? Nein, niemals. Er ist dort, sieht ihn von weitem, erwartete ihn jeden Tag, jeden Moment: Immer hatte er ihn als Sohn in seinem Herzen, obwohl dieser ihn verlassen hatte, obwohl er das ganze Erbe, das heisst seine Freiheit vergeudet hatte“.

Mit Geduld und Liebe, mit Hoffnung und Barmherzigkeit habe der Vater nicht einen Moment aufgehört, an ihn zu denken, und sobald er ihn von ferne erspähe, laufe er ihm entgegen und umarmt ihn zärtlich – mit der Zärtlichkeit Gottes – ohne ein einziges Wort des Vorwurfs: Er ist zurückgekehrt! “Gott wartet immer auf uns, er wird nicht müde“, betonte der Papst erneut. “Jesus führt uns diese barmherzige Geduld Gottes vor Augen, damit wir Vertrauen und Hoffnung zurückgewinnen, immer! Romano Guardini sagte, dass die Geduld Gottes auf unsere Schwäche antwortet und dies die Rechtfertigung unserer Zuversicht, unserer Hoffnung ist“.

Franziskus unterstrich noch ein weiteres Elemente: “Die Geduld Gottes muss in uns den Mut wecken, zu ihm zurückzukehren, ganz gleich welchen Fehler, welche Sünde es in unserem Leben gibt“. Jesus lade Thomas ein, den Finger in die Wunden seiner Hände und Füsse und die Hand in seine geöffnete Seite zu legen: “Auch wir können in die Wunden Jesu hineinfassen, ihn wirklich berühren; und das geschieht jedes Mal, wenn wir gläubig die Sakramente empfangen. Der heilige Bernhard sagt in einer schönen Predigt: ‘Durch … die Wunden [Jesu] kann ich Honig aus dem Felsen saugen und Öl aus den Felsspalten (vgl. Dtn32,13), das heisst kosten und erfahren, wie gut der Herr ist’ (Homilie über das Hohelied 61,4)“.

“Gerade in den Wunden Jesu sind wir sicher, dort zeigt sich die unermessliche Liebe seines Herzens“, so der Papst: “Thomas hatte es begriffen. Der heilige Bernhard fragt sich: Worauf kann ich mich verlassen? Auf meine Verdienste? Doch ‘mein Verdienst ist die Barmherzigkeit Gottes. Sicher bin ich nicht arm an Verdiensten, solange er reich an Barmherzigkeit ist. Und so habe ich, wenn die Barmherzigkeiten des Herrn zahlreich sind, einen Überfluss an Verdiensten'”.

So sei der Mut wichtig, sich der Barmherzigkeit Jesu anzuvertrauen, auf seine Geduld zu zählen, immer Zuflucht in den Wunden seiner Liebe zu nehmen. Der heilige Bernhard gehe so weit zu sagen: “Doch was soll ich sagen, wenn ich Gewissensbisse habe wegen meiner vielen Sünden? ‘Wo die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergross geworden’ (Röm 5,20)”.

Vielleicht könnte jemand denken: “Meine Sünde ist so gross, meine Entfernung von Gott ist wie die des jüngeren Sohnes aus dem Gleichnis, mein Unglaube ist wie der des Thomas; ich habe nicht den Mut umzukehren, zu meinen, Gott könne mich aufnehmen und warte ausgerechnet auf mich”. Doch “Gott wartet gerade auf dich, er verlangt von dir nur den Mut, zu ihm zu gehen“.

“Wie oft habe ich in meinem seelsorglichen Dienst die Worte gehört“, so der Jesuit und ehemalige Erzbischof von Buenos Aires: “’Pater, ich habe viele Sünde’. Und meine Einladung war immer: ‘Keine Angst, geh zu ihm, er erwartet dich, er wird alles tun’. Wie viele weltliche Angebote hören wir in unserer Umgebung, aber lassen wir uns vom Angebot Gottes ergreifen – es ist eine herzliche Liebkosung. Für Gott sind wir keine Nummern, wir sind ihm wichtig, ja, wir sind das Wichtigste, das er hat; auch wenn wir Sünder sind, sind wir das, was ihm am meisten am Herzen liegt“.

Adam empfinde nach der Sünde Scham, er fühle sich nackt, er spüre das Gewicht dessen, was er getan hat: “Und doch gibt Gott nicht auf: Wenn in jenem Moment mit der Sünde die Verbannung aus Gottes Nähe beginnt, gibt es bereits die Verheissung der Rückkehr, die Möglichkeit, zu ihm zurückzukehren. Gott fragt sofort: ‘Adam, wo bist du?’,’er sucht ihn“.

Jesus habe sich für uns entäussert, er habe die Schande Adams, die Nacktheit seiner Sünde auf sich geladen, um unsere Sünde reinzuwaschen: “Durch seine Wunden sind wir geheilt“.

“In meinem persönlichen Leben habe ich viele Male das barmherzige Antlitz Gottes, seine Geduld gesehen“, so der Bischof von Rom abschliessend: “Bei vielen Menschen habe ich auch den Mut beobachtet, in die Wunden Jesu hineinzufassen und ihm zu sagen: Herr, da bin ich, nimm meine Armut an, verbirg meine Sünde in deinen Wunden, wasche sie rein mit deinem Blut. Und ich habe immer gesehen, dass Gott es getan hat, dass er aufgenommen, getröstet, gewaschen, geliebt hat“.

“Liebe Brüder und Schwestern, lassen wir uns von der Barmherzigkeit Gottes einhüllen. Vertrauen wir auf seine Geduld, die uns immer Zeit lässt; haben wir den Mut, in sein Haus zurückzukehren, in den Wunden seiner Liebe zu wohnen und uns von ihm lieben zu lassen, seiner Barmherzigkeit in den Sakramenten zu begegnen. Wir werden seine Zärtlichkeit spüren, wir werden seine Umarmung spüren und auch selber fähiger sein zu Barmherzigkeit, Geduld, Vergebung und Liebe.”

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