Beide sind Lehrer und Hirte in einem
…. aber in einer anderen Mischung
Der Präfekt der Glaubenskongregation Gerhard Ludwig Müller äusserte sich zu den Schwerpunkten von Papst Franziskus und Papst em. Benedikt XVI., zur Piusbruderschaft, zur Befreiungstheologie und zum evangelisch-katholischen Gespräch
Vatikan, kath.net/pl, 15. April 2013
“Benedikt ist ein grosser Lehrer und hat als Spezifikum seine ausserordentliche theologische und philosophische Kompetenz eingebracht. Franziskus ist geprägt durch seinen lebenslangen pastoralen Dienst. Aber beide sind Lehrer und Hirte in einem, aber in einer anderen Mischung und beide je nach ihrer Art.”
Das sagte Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, im Interview mit der bayrischen Tageszeitung “Passauer Neue Presse”. Jeder Papst sei, so erläuterte der frühere Bischof von Regensburg weiter, “der Nachfolger Petri” und sei “darum nicht an den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zum vorangehenden Papst zu messen”, auch sei es “schon rein menschlich unmöglich, einen anderen zu kopieren”.
Reform bedeute nicht “Anpassung an problematische Gesellschaftsentwicklungen und falsche Einstellungen zu Gott, Jesus Christus, Mensch und Welt”, verdeutlichte Präfekt Müller auf die Frage des Interviewers, ob er unter Papst Franziskus ein “Reform-Pontifikat” erwarte. Reform sei vielmehr die “Erneuerung des Glaubens an Gott als Ursprung und Ziel jedes Menschen”, also “Vertiefung der religiösen Praxis aus der Freude über unser Erlöstsein”, dies beinhalte “Hingabe und Einsatz des eigenen Lebens für das Reich des Gottes der Liebe und Barmherzigkeit”.
Der Piusbruderschaft kämen sowohl Benedikt XVI. ebenso wie Franziskus einerseits “väterlich den verlorenen Söhnen entgegen”, doch andererseits müssten sie gleichzeitig “die Einheit der Kirche und die Integrität des geoffenbarten Glaubens bewahren”. Es führe für die Piusbruderschaft “kein Weg vorbei” an “einer vollen Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils und der nachfolgenden Lehrdokumente der Kirche entsprechend ihrem Verbindlichkeitsgrad“. Dabei seien “Geduld im Umgang und Klarheit in der Lehre” die beiden Leitmotive “für jeden Versuch, Spaltungstendenzen und Abspaltungen zu überwinden“.
Beim evangelisch-katholischen Gespräch gehe es darum, “dass wir trotz der Trennung in wichtigen Fragen der Glaubens- und der Sittenlehre das Gemeinsame des christlichen Grundzeugnisses von der Hoffnung auf Christus ins Zentrum stellen und damit der Welt einen grossen Dienst leisten“.
Die Option für die Armen, die jetzt durch Papst Franziskus in den Vordergrund gestellt werde, gehöre laut Kurienerzbischof Müller “zum Grundbestand christlicher Theologie und Praxis“. Die authentische Theologie der Befreiung dürfe aber nicht verwechselt werden “mit einer materialistischen Gesellschaftsideologie, die weder etwas mit Gott noch mit Freiheit zu tun hat“. Seine Kongregation habe “auch die Aufgabe, innerkirchliche Richtungskämpfe zu überwinden”, so wolle er darauf hinarbeiten, “dass beim Stichwort ‘Theologie der Befreiung‘ die gemeinsame Berufung zum Dienst am Reich Gottes” bewusst werde, statt dass “Parteikämpfe ausbrechen”.
Der Kurienerzbischof bezeichnete es als eines seiner eigenen Anliegen, “die Kompetenz und das Engagement der bischöflichen Mitglieder, der wissenschaftlichen und anderen Mitarbeiter und der Professoren der theologischen und biblischen Kommissionen, die mit der Glaubenskongregation verbunden sind, hervorzuheben”. Dies komme “nicht in den Blick, wenn nur mit der Brille der Klatsch-Skandalpresse auf die Römische Kurie” geschaut werde. Er nannte es “schade”, dass “auch gläubige Katholiken auf die völlige Verzerrung der Wirklichkeit” hereinfielen und dass man das Unrecht nicht bemerke, “das den Hunderten treuen und fleissigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beim Heiligen Stuhl” angetan werde.
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