5. Sonntag in der Osterzeit
Evangelium nach Johannes 13,31-33a.34-35
Hl. Augustinus, Bischof von Hippo
Wäre das Christentum nur eine Summe von Geboten und Lebensregeln, es wäre leichter zu begreifen, aber auch leichter zu ersetzen und zu erledigen. Aber Christus sagt: Ich bin. Er ist der Fels, das Fundament. Er ist auch der Weg, und er ist das Leben. Wer ihm folgt, geht sicher; er ist in der Wahrheit und Treue Gottes geborgen.
Evangelium nach Johannes 13,31-33a.34-35
Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht.
Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen.
Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, und was ich den Juden gesagt habe, sage ich jetzt auch euch: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen.
Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.
Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Augustinus (354 – 430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer, Homilien zum Johannesevangelium, 65
“Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben”
“Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander” … Wer dieses Gebot hört, oder vielmehr: wer es befolgt, der wird erneuert nicht durch irgendeine Liebe, sondern durch diejenige, die der Herr näherhin beschrieben hat, indem er, um sie von der rein naturhaften Zuneigung zu unterscheiden, hinzufügte: “wie ich euch geliebt habe”… Darum sorgen die Glieder füreinander, und wenn ein Glied leidet, leiden alle mit ihm, und wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle mit ihm (vgl. 1Kor 12,25-26). Sie hören wirklich dieses Wort und befolgen es: “Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander”, nicht wie es verdorbene Wesen tun, nicht wie Menschen einander lieben, weil sie Menschen sind. Sie lieben einander wie “die Götter” (vgl. Ps. 81,6) und “Söhne des Höchsten” (vgl. Lk 6,35). Um Brüder seines einzigen Sohnes zu sein, lieben sie einander mit der Liebe, mit der dieser sie geliebt hat, um sie zu dem Ziel zu führen, das ihrem Begehren entspricht, wo ihre Sehnsucht mit Gaben gesättigt wird, wenn Gott “alles in allem” (1 Kor 15,28) ist…
Wer seinem Nächsten mit reiner und geistlicher Liebe zugetan ist, wen anderes liebte er in ihm, wenn nicht Gott? Und diese Liebe ist es, die der Herr von der rein natürlichen Zuneigung getrennt wissen will, wenn er hinzufügt: “Wie ich euch geliebt habe”. Was hat er in uns geliebt, wenn nicht Gott? Nicht jedoch Gott, wie wir ihn schon besitzen, sondern so, wie er will, dass wir ihn dort besitzen werden, wo Gott “alles in allem” sein wird. Der Arzt liebt die Kranken, da er ihnen die Gesundheit schenken möchte, und nicht, weil sie krank sind. “Wie ich euch geliebt habe, so liebt einander.” Darum nämlich hat er uns geliebt: damit wir unsererseits einander lieben.
Lesungen
Apostelgeschichte 14,21b-27
Als sie dieser Stadt das Evangelium verkündet und viele Jünger gewonnen hatten, kehrten sie nach Lystra, Ikonion und Antiochia zurück.
Sie sprachen den Jüngern Mut zu und ermahnten sie, treu am Glauben festzuhalten; sie sagten: Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen.
In jeder Gemeinde bestellten sie durch Handauflegung Älteste und empfahlen sie mit Gebet und Fasten dem Herrn, an den sie nun glaubten.
Nachdem sie durch Pisidien gezogen waren, kamen sie nach Pamphylien,
verkündeten in Perge das Wort und gingen dann nach Attalia hinab.
Von dort fuhren sie mit dem Schiff nach Antiochia, wo man sie für das Werk, das sie nun vollbracht hatten, der Gnade Gottes empfohlen hatte.
Als sie dort angekommen waren, riefen sie die Gemeinde zusammen und berichteten alles, was Gott mit ihnen zusammen getan und dass er den Heiden die Tür zum Glauben geöffnet hatte.
Psalm 145(144),8-9.10-11.12-13ab
Der Herr ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Gnade.
Der Herr ist gütig zu allen, sein Erbarmen waltet über all seinen Werken.
Danken sollen dir, Herr, all deine Werke und deine Frommen dich preisen.
Sie sollen von der Herrlichkeit deines Königtums reden, sollen sprechen von deiner Macht, den Menschen deine machtvollen Taten verkünden und den herrlichen Glanz deines Königtums.
Dein Königtum ist ein Königtum für ewige Zeiten, deine Herrschaft währt von Geschlecht zu Geschlecht. [Der Herr ist treu in all seinen Worten, voll Huld in all seinen Taten]
Buch der Offenbarung 21,1-5a
Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr.
Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat.
Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein.
Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.
Er, der auf dem Thron sass, sprach: Seht, ich mache alles neu. Und er sagte: Schreib es auf, denn diese Worte sind zuverlässig und wahr.
Tagesheiliger: Ludwig-Maria Grignion de Montfort
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