‘Ein Mann voll des Geistes, einfach, demütig, klar, mutig’

Kardinal Schönborn im Gespräch mit “kath.net” über die Papstwahl

Pressekonferenz in Rom
Interview

Kardinalskollegium selten so geeint wie jetzt gewesen. “Das ist sicher auch der Geist von Papst Benedikt, der sehr spürbar in den Tagen der Vorbereitung war”

Rom, kath.net/rn/nn, 15. März 2013

Sehr zufrieden über die Wahl von Papst Franziskus zeigte sich am “Tag danach” der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. In gleich zwei Gesprächen mit kath.net erzählte er, dass er den neuen Bischof von Rom gut kenne und diesen zum ersten Mal in Buenos Aires kennengelernt habe, bei einem Besuch in einem Kloster der Schwestern vom Lamm.

“Das erste Bild prägt sich ja am stärksten ein. Ein Mann voll des Geistes, einfach, demütig, klar, mutig. Der Hirte für unsere Zeit.” Auf die Frage, ob er ihn gewählt habe, erklärte der Wiener Kardinal schmunzelnd: “Er hat zwei Drittel der Stimmen gehabt. Mindestens, sonst wäre er nicht Papst geworden.” Schönborn bezeichnete es als eine “gewisse Ironie”, dass von den Medien keiner auf ihn getippt hab. Er zeigte sich auch glücklich, dass das Konklave so kurz war. Dies sei ein “starkes Zeichen” der Einheit gewesen. “Die Parteien, die man erfindet, war ein Unsinn”, so Schönborn. Im Wesentlichen sei das Kardinalskollegium selten so geeint wie jetzt gewesen. “Das ist sicher auch der Geist von Papst Benedikt, der sehr spürbar in den Tagen der Vorbereitung war. Sich auf das Wesentliche besinnen und die innere Erneuerung. Papst Franziskus steht ganz stark für die innere Erneuerung des Evangeliums.” Der neue Papst sei auch ein sehr “betender Mensch”, der eine Geistesklarheit habe, die ihn sehr beeindrucke. “Er ist auch den Priestern sehr nahe und hat einen persönlichen und sehr direkten Kontakt zu den Priestern. Und er ist ein Mann, der die Armen liebt.”

“Die Freude, wie er den Namen Franziskus genannt habe”, war übrigens sein erster Gedanke, die ihn nach der Papstwahl in Kopf schoss, erklärte Schönborn später im kurzen Videointerview mit kath.net-Mitarbeiterin Nathalie Nordio. Er habe sich das schon seit längerem gewünscht: “Warum haben wir noch nie einen Papst Franziskus gehabt.” Auf die Frage, was die Schwerpunkte des Pontifikats von Papst Franziskus sein werden, erklärte Schönborn:

“Evangelisierung”.

Bei der Pressekonferenz am gestrigen Donnerstag zeigte sich Schönborn übrigens sehr verärgert über die Indiskretionen, die bei der Vorkonklave an italienische Medien gelangten.  Er hoffe, dass es Papst Franziskus bald gelingen werde, den guten Ruf des Vatikans wieder herzustellen. Wörtlich sprach der Kardinal von einem “Skandal”, dass “vertrauliche Gespräche der Kardinäle im Vatikan wortwörtlich von italienischen Zeitungen gedruckt” worden seien. Schönborn nahm aber die meisten Mitarbeiter des Vatikans sehr in Schutz. Diese seien loyal und sehr kompetent. Er freue sich, dass er jetzt nach Wien zurückkehren können und wies Spekulationen über eine Berufung an die Kurie zurück.

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