Der Papst eröffnet die Riten der Karwoche

Freude, Kreuz, Jugend

Christ's Entry into Jerusalem by Hippolyte Flandrin c. 1842Vatikan: Karwoche 2013
Predigt zum Palmsonntag 2013: KathTube

Palmprozession: KathTube

‘Seid niemals traurige Menschen: ein Christ darf das niemals sein! Lasst euch niemals von Mutlosigkeit überwältigen! Unsere Freude entspringt nicht aus dem Besitzen vieler Dinge, sondern daraus, einer Person begegnet zu sein: Jesus!’.

Rom, kath.net/as, 24. März 2013

Die Predigt

Palmsonntag auf dem Peterspatz: rund 250.000 Menschen waren gekommen, um zusammen mit Papst Franziskus in die Karwoche einzutreten. Freude, Kreuz, Jugend: unter diese drei Worte stellte Franziskus seine Betrachtungen.

“Seid niemals traurige Menschen: ein Christ darf das niemals sein!”, rief der Papst den Gläubigen in seiner Predigt zu: “Lasst euch niemals von Mutlosigkeit überwältigen! Unsere Freude entspringt nicht aus dem Besitzen vieler Dinge, sondern daraus, einer Person begegnet zu sein: Jesus”.

Grund der christlichen Freude und Hoffnung sei das Wissen, dass wir niemals einsam sind, “auch dann nicht, wenn der Lebensweg auf Probleme und Hindernisse stösst, die unüberwindlich scheinen”. So solle diese Freude allen Menschen überbracht werden. Der Papst rief eindringlich auf: “Bitte, lasst euch die Hoffnung nicht stehlen!”

Bei seinem Einzug in Jerusalem sei Christus nicht von einem Heer als Symbol der Macht umgeben. Sein Königtum erstrahle im Sinne Gottes: “Sein Königsthron ist das Holz des Kreuzes!“. Franziskus erinnerte an das Wort Benedikts XVI., das dieser einmal an die Kardinäle gerichtet hatte: “Ihr seid ‘Fürsten’, aber eines gekreuzigten Königs”.

Was zählt, sei nicht die irdische Macht. Die Macht Christi “ist die Macht Gottes, der dem Übel der Welt entgegentritt: der Sünde, die das Gesicht des Menschen verunstaltet. Jesus nimmt das Böse, den Schmutz, die Sünde der Welt – auch unsere Sünde – auf sich und wäscht es, wäscht es mit seinem Blut, mit der Barmherzigkeit, mit der Liebe Gottes“.
Am Kreuz spüre Jesus das ganze Gewicht des Bösen, und mit der Kraft der Liebe Gottes überwindet er es, besiegt es in seiner Auferstehung: “Liebe Freunde, wir alle können das Böse überwinden, das in uns und in der Welt ist: mit Christus, mit dem Guten!“ So ist das Kreuz “das Mittel, womit er das Böse überwunden hat! Wir dürfen dem Bösen nicht glauben, der uns sagt: Du kannst nichts tun gegen die Gewalt, die Korruption, die Ungerechtigkeit, gegen deine Sünden! Wir dürfen uns niemals an das Böse gewöhnen! Mit Christus können wir uns selbst und die Welt verwandeln. Wir müssen den Sieg des Kreuzes Christi zu allen und überallhin bringen”. Das mit Liebe angenommene Kreuz Christi “führt nicht in die Traurigkeit, sondern zur Freude!”

Abschliessend erinnerte Franziskus daran, dass der Palmsonntag seit 28 Jahren der Tag der Jugend ist. Der Papst betonte die Wichtigkeit der Jugendlichen, die eine grosse Rolle beim Fest des Glaubens spielten: “Ihr bringt uns die Freude des Glaubens und sagt uns, dass wir den Glauben mit einem jungen Herzen leben müssen, immer, auch mit siebzig, achtzig Jahren! Mit Christus wird das Herz niemals alt!”

Der Papst rief die Jugend dazu auf, sich nicht des Kreuzes zu schämen: “Nein, Ihr bekennt euch zu ihm, denn ihr habt begriffen, dass in der Selbsthingabe die wahre Freude liegt und dass Gott mit der Liebe das Böse überwunden hat. Ihr tragt das Pilgerkreuz durch alle Kontinente, auf den Strassen der Welt! Ihr tragt es, indem ihr der Einladung Jesu folgt: “Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern” (Mt 28,19) ; das ist auch das Motto des diesjährigen Weltjugendtags”.

Auch Franziskus mache sich auf den Spuren des seligen Johannes Pauls II. und Benedikts XVI. auf den Weg: “Mit Freude sehe ich dem kommenden Juli in Rio de Janeiro entgegen! Ich verabrede mich mit euch in dieser grossen Stadt Brasiliens! Bereitet euch gut vor, vor allem in spirituellem Sinn in euren Gemeinschaften, damit dieses Treffen ein Zeichen des Glaubens für die ganze Welt wird. Die Jugendlichen müssen der Welt sagen: es ist gut, mit Jesus zu gehen”.

Am Schuss der heiligen Messe betete der Papst den Angelus und bat um die Fürsprache der Jungfrau Maria, damit sie uns in der Karwoche begleite: “Sie, die ihrem Sohn voller Glauben bis zum Kalvarienberg folgte, helfe uns, hinter ihm herzugehen und mit Gelassenheit und Liebe sein Kreuz zu tragen, um zur Osterfreude zu gelangen”.

“Die schmerzensreiche Jungfrau stütze besonders jene, die in sehr schwierigen Situationen leben. Ein spezielles Gedenken gilt den Menschen, die an Tuberkulose erkrankt sind, denn der heutige Tag ist weltweit dem Kampf gegen diese Krankheit gewidmet.

In besonderer Weise vertraue ich euch, liebe junge Freunde, und euren Weg nach Rio de Janeiro der Mutter Gottes an. Bereitet euch geistlich vor!
Ich wünsche euch allen alles Gute auf eurem Weg!”

Kath.net veröffentlicht die Predigt des Heiligen Vaters zur heiligen Messe am Palmsonntag in einer vorläufigen deutschen Übersetzung:

1. Jesus zieht in Jerusalem ein. Die Menge der Jünger begleitet ihn in Feststimmung, die Kleider sind vor ihm ausgebreitet, man spricht von den Wundertaten, die er vollbracht hat, ein Lobruf ertönt: “Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe!” (Lk 19,38).

Menschenmenge, Fest, Lobpreis, Frieden – ein Klima der Freude liegt in der Luft. Jesus hat in den Herzen viele Hoffnungen geweckt, vor allem bei den bescheidenen, einfachen, armen, vergessenen Menschen, bei denen, die in den Augen der Welt nicht zählen. Er war imstande, das menschliche Elend nachzuempfinden, hat das Gesicht der Barmherzigkeit Gottes gezeigt, hat sich niedergebeugt, um Leib und Seele zu heilen. Und nun zieht er in die Heilige Stadt ein!

Es ist eine schöne Szene: voller Licht, Freude, Feststimmung.

Zu Beginn der Messe haben auch wir es wiederholt. Wir haben unsere Palmen geschwenkt, unsere Olivenzweige, und gesungen: “Gepriesen, der kommt im Namen des Herrn, der König von Israel” (Antiphon) ; auch wir haben Jesus empfangen; auch wir haben die Freude zum Ausdruck gebracht, ihn zu begleiten, ihn nahe zu wissen, in uns und unter uns gegenwärtig als ein Freund, als ein Bruder, auch als König, das heisst als leuchtender Bezugspunkt unseres Lebens.

Und hier kommt uns das erste Wort: Freude! Seid niemals traurige Menschen: ein Christ darf das niemals sein! Lasst euch niemals von Mutlosigkeit überwältigen! Unsere Freude entspringt nicht aus dem Besitzen vieler Dinge, sondern daraus, einer Person begegnet zu sein: Jesus; sie entspringt aus dem Wissen, dass wir mit ihm niemals einsam sind, selbst in schwierigen Momenten nicht, auch dann nicht, wenn der Lebensweg auf Probleme und Hindernisse stösst, die unüberwindlich scheinen, und davon gibt es viele! Wir begleiten, wir folgen Jesus, aber vor allem wissen wir, dass er uns begleitet und uns auf seine Schultern lädt: darin liegt unsere Freude, die Hoffnung, die wir in diese unsere Welt tragen müssen. Bringen wir allen die Freude des Glaubens!

2. Aber wir fragen uns: Warum zieht Jesus in Jerusalem ein, oder vielleicht besser: Wie zieht Jesus in Jerusalem ein? Die Menschenmenge bejubelt ihn als König. Und er widersetzt sich nicht, er bringt sie nicht zum Schweigen (vgl. Lk 19,39-40). Doch was für eine Art König ist Jesus? Schauen wir ihn an: Er reitet auf einem Fohlen, hat keinen Hof, der ihm folgt, ist nicht von einem Heer als Symbol der Macht umgeben. Die ihn empfangen, sind niedrige, einfache Leute. Jesus zieht nicht in die Heilige Stadt ein, um die Ehren zu empfangen, die den irdischen Königen, den Machthabern, den Herrschern vorbehalten sind; er zieht ein, um gegeisselt, beschimpft und geschmäht zu werden, wie Jesaja in der ersten Lesung ankündigt (vgl. Jes 50,6) ; er zieht ein, um eine Dornenkrone, einen Stock und einen Purpurmantel zu erhalten, sein Königtum wird Gegenstand des Spottes sein; er zieht ein, um mit einem Balken beladen zum Kalvarienberg hinaufzugehen.

Und da haben wir das zweite Wort: Kreuz. Jesus zieht nach Jerusalem ein, um am Kreuz zu sterben. Und genau hier erstrahlt sein Königsein im Sinne Gottes: Sein Königsthron ist das Holz des Kreuzes! Erinnern wir uns an die Wahl des Königs David: Gott erwählt nicht den Stärksten, den Tapfersten, er erwählt den Letzten, den Jüngsten, denjenigen, den niemand in Betracht gezogen hatte. Was zählt, ist nicht die irdische Macht. Vor Pilatus sagt Jesus: “Ich bin ein König” (Joh 18,37), aber seine Macht ist die Macht Gottes, der dem Übel der Welt entgegentritt: der Sünde, die das Gesicht des Menschen verunstaltet. Jesus nimmt das Böse, den Schmutz, die Sünde der Welt – auch unsere Sünde – auf sich und wäscht es, wäscht es mit seinem Blut, mit der Barmherzigkeit, mit der Liebe Gottes.
Schauen wir uns um: Wie viele Wunden schlägt das Böse der Menschheit! Kriege, Gewalttaten, Wirtschaftskonflikte, die die Schwächeren treffen; Gewinnsucht, Machtstreben, Korruption Spaltungen, Verbrechen gegen das menschliche Leben und gegen die Schöpfung! Und unsere persönlichen Sünden: der Mangel an Liebe und Achtung gegenüber Gott, gegenüber dem Nächsten und gegenüber der gesamten Schöpfung. Am Kreuz spürt Jesus das ganze Gewicht des Bösen, und mit der Kraft der Liebe Gottes überwindet er es, besiegt es in seiner Auferstehung.

Liebe Freunde, wir alle können das Böse überwinden, das in uns und in der Welt ist: mit Christus, mit dem Guten! Fühlen wir uns schwach, ungeeignet, unfähig? Aber Gott sucht keine Machtmittel: Das Kreuz ist das Mittel, womit der das Böse überwunden hat! Wir dürfen dem Bösen nicht glauben, der uns sagt: Du kannst nichts tun gegen die Gewalt, die Korruption, die Ungerechtigkeit, gegen deine Sünden! Wir dürfen uns niemals an das Böse gewöhnen! Mit Christus können wir uns selbst und die Welt verwandeln. Wir müssen den Sieg des Kreuzes Christi zu allen und überallhin bringen; diese grosse Liebe Gottes überbringen. Und das verlangt von uns allen, keine Angst zu haben, aus uns selbst heraus- und auf die anderen zuzugehen. In der zweiten Lesung sagt uns der heilige Paulus, dass Jesus sich entäusserte, indem er den Menschen gleich wurde und uns entgegenkam (vgl. Phil 2,7). Lernen wir, nach oben zu schauen, auf Gott, aber auch nach unten, auf die anderen, auf die Letzten! Und wir dürfen keine Angst vor dem Opfer haben. Denkt an eine Mama oder an einen Papa: wie viele Opfer! Aber warum tun sie das? Aus Liebe! Und wie gehen sie es an? Mit Freude, denn es ist ja für die Menschen, die sie lieben. Das mit Liebe angenommene Kreuz Christi führt nicht in die Traurigkeit, sondern zur Freude!

3. Heute sind auf diesem Platz sehr viele junge Menschen: Seit 28 Jahren ist der Palmsonntag der Tag der Jugend! Und da haben wir das dritte Wort: Jugendliche! Liebe junge Freunde, ich stelle mir vor, wir ihr in Jesu Umgebung feiert, indem ihr die Olivenzweige schwenkt; ich stelle mir vor, wie ihr seinen Namen ruft und eure Freude, bei ihm zu sein, zum Ausdruck bringt! Ihr spielt eine wichtige Rolle beim Fest des Glaubens! Ihr bringt uns die Freude des Glaubens und sagt uns, dass wir den Glauben mit einem jungen Herzen leben müssen, immer, auch mit siebzig, achtzig Jahren! Mit Christus wird das Herz niemals alt! Doch wir alle wissen – und ihr wisst es sehr wohl –, dass der König, dem wir folgen und der uns begleitet, ein ganz besonderer König ist: ein König, dessen Liebe bis zum Kreuz geht und der uns lehrt zu dienen, zu lieben. Und ihr schämt euch des Kreuzes nicht! Nein, Ihr bekennt euch zu ihm, denn ihr habt begriffen, dass in der Selbsthingabe die wahre Freude liegt und dass Gott mit der Liebe das Böse überwunden hat. Ihr tragt das Pilgerkreuz durch alle Kontinente, auf den Strassen der Welt! Ihr tragt es, indem ihr der Einladung Jesu folgt: “Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern” (Mt 28,19) ; das ist auch das Motto des diesjährigen Weltjugendtags. Ihr tragt es, um allen zu sagen, dass Jesus am Kreuz die Mauer der Feindschaft, die Menschen und Völker voneinander trennt, niedergerissen und Versöhnung und Frieden gestiftet hat. Liebe Freunde, auch ich mache mich mit euch auf den Weg, auf den Spuren des seligen Johannes Pauls II. und Benedikts XVI. Schon sind wir der nächsten Etappe dieser grossen Pilgerreise des Kreuzes Christi nahe. Mit Freude sehe ich dem kommenden Juli in Rio de Janeiro entgegen! Ich verabrede mich mit euch in dieser grossen Stadt Brasiliens! Bereitet euch gut vor, vor allem in spirituellem Sinn in euren Gemeinschaften, damit dieses Treffen ein Zeichen des Glaubens für die ganze Welt wird.
Lasst uns die Freude leben, mit Jesus unterwegs zu sein, bei ihm zu sein und mit Liebe und einem immer jungen Geist sein Kreuz zu tragen!

Erbitten wir die Fürsprache der Jungfrau Maria. Sie lehrt uns die Freude der Begegnung mit Christus, die Liebe, mit der wir unter dem Kreuz auf ihn schauen müssen, die Begeisterung des jungen Herzens, mit der wir ihm in dieser Karwoche und in unserem ganzen Leben folgen sollen.

Amen.

Der Tweet des Tages:

Ich freue mich auf den kommenden Juli, auf Rio de Janeiro. Ich erwarte euch in dieser grossen brasilianischen Stadt.

Mensem iam laetissimus ego Iulium Fluminis Ianuarii prospicio in urbe. Vos omnes illam consalutare magnificam volo apud Brasiliae civitatem.

Original: Vatikan
Apostolisches Schreiben dilecti-amici: Zum Internationalen Jahr der Jugend
Weltjugendtag 2013 Rio de Janeiro

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