Kampf der totalitären Ideologien gegen das Christentum?
Denken, bevor man redet, schadet nicht!
Die Wortmeldung der deutschen Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger verblüfft insofern, als Präfekt Müller den Holocaust mit keinem Wort in den Mund genommen hatte. Ein Gastkommentar von Dominik J. Kraschl OFM
Würzburg, 4. Februar 2013, kath.net
Der Präfekt der Glaubenskongregation, Bischof G. L. Müller, hatte kürzlich in einem Interview mit der Zeitung “Die Welt“ geäussert: “Gezielte Diskreditierungs-Kampagnen gegen die katholische Kirche in Nordamerika und auch bei uns in Europa haben erreicht, dass Geistliche in manchen Bereichen schon jetzt ganz öffentlich angepöbelt werden. Die daraus entstandene Stimmung sieht man in vielen Blogs. Auch im Fernsehen werden Attacken gegen die katholische Kirche geritten, deren Rüstzeug zurückgeht auf den Kampf der totalitären Ideologien gegen das Christentum. Hier wächst eine künstlich erzeugte Wut, die gelegentlich schon heute an eine Pogromstimmung erinnert.“
Die deutsche Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger attackierte Müller daraufhin in Der Welt am Sonntag scharf: “Vergleiche mit dem Holocaust sind geschmacklos, wenn es um unterschiedliche Auffassungen in unserer Gesellschaft zu aktuellen Fragen wie auch der Rolle der Ehe, Familie und eingetragenen Lebenspartnerschaften geht.” Die Wortmeldung der Ministerin verblüfft insofern, als Müller den Holocaust mit keinem Wort in den Mund genommen hatte.
Kann die Ministerin, so fragt man sich unwillkürlich, zwischen “Pogrom” und “Holocaust” nicht unterscheiden, oder will sie es am Ende nicht? Der erste Fall ist wohl wenig wahrscheinlich. Der zweite käme einer “gezielten Diskreditierungs-Kampagne” gleich. Eine solche würde Müllers Diagnose eindrücklich bestätigen, soll der Ministerin hier aber nicht unterstellt werden.
Bleibt noch die Möglichkeit, dass die Ministerin aus Müllers Worten “zu viel” herausgehört hat und sich zu einer unüberlegten Kritik hat hinreissen lassen. In diesem Fall sollte man von ihr erwarten, dass sie sich für ihre deplatzierten Unterstellungen in gebührender Form entschuldigt. Auch eine Ministerin kann sich ja mitunter einmal in ihren Worten oder Vergleichen vergreifen.
DDr. Dominik J. Kraschl OFM lehrt Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät Würzburg
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