Missbrauchstudie
Juristin unterstützt aus eigener Erfahrung DBK
Es gab nichts, “was auch nur ansatzweise einer Zensur nahegekommen” sei
Die Juristin Marion Westphahl hatte 2010 die Missbrauchsfälle des Erzbistums München aufgearbeitet und sagt jetzt im Hinblick auf die Kündigung des Kriminologen Pfeifer: Es gab nichts, “was auch nur ansatzweise einer Zensur nahegekommen” sei.
München, kath.net/KNA/red, 11. Januar 2013
Die Münchner Juristin Marion Westpfahl wirft dem Hannoveraner Kriminologen Christian Pfeiffer problematische Veröffentlichungspläne bei der Missbrauchsstudie vor. Der Professor habe dem wissenschaftlichen Beirat gegenüber erklärt: “Das entscheidet der Markt”, sagte die Anwältin dem “Münchner Merkur” (Donnerstag). Es sei aber “schon problematisch, wenn er mit solchen persönlichen Daten über die Dörfer geht.”
Westpfahl hatte im Jahr 2010 im Auftrag des von Pfeiffer nun scharf kritisierten Erzbistums München und Freising dessen Missbrauchsfälle seit 1945 anhand von mehr als 13.000 Akten aufgearbeitet, kath.net hat berichtet. Sie kam zum Ergebnis, dass die Akten völlig unzureichend geführt und in grösserem Umfang vernichtet worden seien. Die Kleriker hätten über die Jahre einen “rücksichtslosen Schutz des eigenen Standes” betrieben. Jetzt betonte Westpfahl gegenüber dem “Münchner Merkur”, dass es damals bei ihrem Bericht “nichts gab, was auch nur ansatzweise einer Zensur nahegekommen” sei. Sie habe alle Erkenntnisse ausschöpfen dürfen.
Pfeiffer kreidet den deutschen Bischöfen an, das Forschungsprojekt sei unter anderem an den Zensurwünschen der Kirche gescheitert. Die Bischöfe bestreiten dies mit Nachdruck und wollen dem Kriminologen diese Behauptung unter Strafandrohung verbieten lassen, kath.net hat berichtet.
Westpfahl sprach im Zusammenhang mit der geplatzten Studie von einem “Geburtsfehler”. Der Umgang mit den Ergebnissen hätte gleich zu Beginn klarer geregelt werden müssen. Bei der geplanten Neuauflage werde es auf ein “seriöses Mandantenverhältnis” ankommen. Es müsse beim nächsten Anlauf klar sein, dass man frei sei in der Gewinnung der Erkenntnisse und diese auch unzensiert dem Auftraggeber mitteile. “Ich muss mich aber dem Mandanten soweit unterwerfen, dass er mir die Veröffentlichung gestattet”, so die Anwältin. “Wenn er das nicht macht, kann die Öffentlichkeit ihre Schlüsse daraus ziehen.”
Die “Frankfurter Rundschau” urteilte über Christian Pfeiffer: “Dass er gern dort dabei ist, wo Brisantes öffentlichkeitswirksam verhandelt wird und dabei stets dem Lichtkegel der Kameras folgt, hat Pfeiffer bekannt gemacht”. Der “Stern” habe ihm 2010 vorgehalten, er sei ein “Quartalstalker”, doch sei, so die “Frankfurter Rundschau”, “diese Bezeichnung ist fast noch eine Untertreibung. 130 bis 160 Aktivitäten pro Jahr für Radio und Fernsehsendungen, in Form von Interviews und selbst geschriebenen Texten für Zeitungen und Magazine, gehörten für ihn selbstverständlich zum Alltag des Institutsdirektors, erklärte Pfeiffer im Mai vergangenen Jahres der Süddeutschen Zeitung”. Der ganze Artikel: Christian Pfeiffer liefert – fast immer.
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