Erzbischof Nossol: Papst ist ein grosser Theologe

Emeritierter Erzbischof von Oppeln:

Benedikt XVI. gelinge es, “in klaren, einfachen Worten das zutiefst komplizierte theologische Wesen der Glaubenswahrheiten anzusprechen”

Köln, kath.net/KNA, 28. Januar 2013

Der Papst ist nach den Worten des polnischen Erzbischofs Alfons Nossol ein “grosser Wissenschaftler”. Benedikt XVI. gelinge es, “in klaren, einfachen Worten das zutiefst komplizierte theologische Wesen der Glaubenswahrheiten anzusprechen”, sagte der emeritierte Bischof von Opole (Oppeln) am Sonntag im Deutschlandfunk. Früher seien die Menschen auf den Petersplatz gekommen, um den Papst zu sehen, jetzt kämen sie, um ihn zu hören.

Der Vorgänger von Benedikt XVI., Johannes Paul II., habe hingegen seine Stärken auf dem Gebiet der Politik gehabt, sagte Nossol. Als Beispiel verwies er auf die Haltung des polnischen Papstes zur Solidarnosc-Bewegung, die entscheidend für die politische Wende in Polen war. Den Bischöfen seiner Heimat habe Johannes Paul II. damals sinngemäß gesagt: «Sie dürfen sich da politisch in der ganzen Solidaritätsbewegung nicht engagieren, aber Sie dürfen es auch nicht vergessen: Alle Probleme, alle Anliegen, die die Solidaritätsbewegung auf ihre Fahnen geschrieben hat, sind zutiefst menschliche Anliegen.»
Beide Päpste «ergänzen sich sehr», fasste Nossol zusammen. Ausdrücklich würdigte der Erzbischof den Besuch von Benedikt XVI. im NS-Konzentrationslager Auschwitz 2006. Dabei verteidigte er die Tatsache, dass das aus Deutschland stammende katholische Kirchenoberhaupt bei dieser Gelegenheit die Begriffe Schoah und Holocaust nur selten benutzte. Der Papst habe «das tragischste Ereignis dieses Weltkrieges» religiös und theologisch zu deuten versucht und sei damit entgegen anderslautenden Medienberichten auf große Zustimmung bei seinen Zuhörern gestoßen. Nossol: «Alle Polen waren damit sehr zufrieden.»
Das Gespräch mit dem 80-Jährigen Erzbischof wurde am Holocaust-Gedenktag gesendet, der am 27. Januar weltweit begangen wird. Das Datum erinnert an die Befreiung von Auschwitz, des größten Konzentrationslagers, durch russische Truppen am 27. Januar 1945. Seit 1996 gedenken die Deutschen jeweils an diesem Tag der Millionen Opfer des Völkermords.
Der gebürtige Oberschlesier Nossol wirkt seit Jahrzehnten als Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland sowie als Mittler zwischen den Konfessionen. Bis zu seiner Emeritierung 2009 war er mit 32 Amtsjahren Polens dienstältester Ortsbischof. 1999 verlieh ihm Papst Johannes Paul II. den persönlichen Titel eines Erzbischofs.

Ein Mann der Aussöhnung
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