Kurienkardinal Koch: ‘Reformation’ war Scheitern der ‘Reform’

Kurt Kardinal Koch, Präsident des päpstlichen Einheitsrates

Die Trennung der evangelischen Kirchen von der römisch-katholischen Kirche ist kein Ausdruck des Gelingens, sondern des Scheiterns der Reformation.

Timmendorfer Strand, 3. November 2012, kath.net/idea)

Die Trennung der evangelischen Kirchen von der römisch-katholischen Kirche ist kein Ausdruck des Gelingens, sondern des Scheiterns der Reformation. Denn die Reformatoren wollten keine neuen Kirchen bilden, sondern die katholische Kirche reformieren. Diese Ansicht vertrat der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Kirchen, Kurt Kardinal Koch am 2. November vor der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Sie beschäftigt sich mit den Vorbereitungen zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im Jahr 2017.

Das wirkliche Gelingen der Reformation könne man erst von der Überwindung der ererbten Spaltungen in der wieder gefundenen Einheit der Christen erwarten, so Koch. Daraus ergebe sich die Frage, wie die ökumenischen Partner die Reformation betrachten – als Bruch mit der Tradition der universalen (katholischen) Kirche oder in Kontinuität mit dieser Tradition.

Die Ökumene muss nach dem Verständnis von Kirche fragen

Koch ging besonders auf das unterschiedliche Verständnis der sogenannten apostolischen Sukzession ein. Während die römisch-katholische Kirche sie als Weitergabe des Bischofsamtes von den Aposteln der frühen Kirche bis zu den heutigen Amtsträger versteht, betonen die evangelischen Kirchen die Weitergabe des Evangeliums. Kochs Folgerung für die Ökumene: “Da evangelische Christen auf der Grundlage ihres Bekenntnisses ihr Kirchesein anders verstehen als Katholiken und sich deshalb in ihrer Tradition ein anderer Typ von Kirche herausgebildet hat, muss die Frage nach dem Wesen der Kirche im Mittelpunkt der künftigen ökumenischen Gespräche stehen.” Er hoffe auf eine entsprechende gemeinsame Erklärung zu diesem Thema etwa binnen der nächsten 30 Jahre.

Muss sich auch die katholische Kirche ändern?

In der Aussprache fragte der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), ob nicht die katholische Kirche auch auf dem Weg zur kirchlichen Einheit sich reformieren und auf die evangelischen Kirchen zugehen müsste. Aus seiner Sicht gelte es, sich gemeinsam auf die Grundlagen der frühen, apostolischen Kirche zu besinnen. Diesen Weg habe das Zweite Vatikanische Konzil vor 50 Jahren eingeschlagen.

Ausserdem wollen die römisch-katholische Kirche und der Lutherische Weltbund (LWB) den ökumenischen Dialog mit den Pfingstkirchen vorantreiben. Das erklärten der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kurt Kardinal Koch (Vatikanstadt), und der Generalsekretär des LWB, Martin Junge (Genf), am selben Tag vor Journalisten. Die charismatische und pfingstkirchliche Bewegung wachse besonders im globalen Süden stark, sagte Koch. In einigen Ländern Lateinamerikas seien sie nach der katholischen Kirche zur zweitgrössten christlichen Kraft geworden. Man bemühe sich um ökumenische Gespräche, so Koch, doch könne man sie nur mit jenen führen, die dies selbst wollten. Mit anti-ökumenischen oder anti-katholischen Bewegungen sei dies nicht möglich. Vielfalt in der Christenheit sei nichts Ungewöhnliches; auch innerhalb der römisch-katholischen Kirche gebe es etwa eine Vielzahl unterschiedlicher Ordensgemeinschaften. Wichtig sei, dass sich die christlichen Gemeinschaften als “Ausfaltung des einen Glaubens” verstünden.

Pfingstkirchen selbst in Differenzierungsprozess

Junge berichtete, dass etwa die Gespräche im Global Christian Forum gezeigt hätten, wie sehr die Pfingstkirchen und die charismatische Bewegung sich selbst in einem Differenzierungsprozess befänden. Die Vollversammlung des LWB habe im Jahr 2010 den Auftrag erteilt, den Dialog aufzunehmen. Derzeit sei man bei der Vorbereitung und erkunde, wie ein solcher Dialog “vernünftig” geführt werden könne.

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