Generalaudienz
Papst Benedikt XVI., Aula Paolo VI, Mittwoch, 28. November 2012
In der heutigen Katechese möchte ich mich der Frage widmen, wie wir heute zu unseren Mitmenschen von Gott sprechen können.
Wir können davon ausgehen, dass es bei den meisten Zeitgenossen irgendwie ein Wissen um Gott gibt. Aber es besteht doch ein Dilemma zwischen diesem stillen Anspruch der göttlichen Wahrheit, der in uns da ist, und den vielfältigen Stimmen, die unsere Gesellschaft und unser tägliches Leben prägen. Von Gott sprechen heisst zunächst sich darüber im klaren sein, was wir den Menschen bringen, nämlich die Antwort auf die grundsätzliche Frage, auf das Warum und auf das Wie unseres Lebens. Deswegen brauchen wir einen vertrauten Umgang mit Gott im Gebet und durch das Betrachten der Heiligen Schrift.
Es braucht eine Leidenschaft für die Sache des Herrn und zugleich die Demut der kleinen Schritte. Eine Rückkehr zur Einfachheit, zum Wesentlichen der Frohen Botschaft ist notwendig; zur Tatsache, dass der Gott der Liebe uns in Jesus Christus nahe kommt, sich für uns hingibt am Kreuz und dass er uns in seiner Auferstehung Hoffnung schenkt auf ein Leben in Fülle, das kein Ende hat.
Um von Gott sprechen zu können, müssen wir selbst ihm Raum geben und ihm Vertrauen schenken, dass Er da ist, dass Er wirkt, dass Er unserer Schwachheit zur Hilfe kommt. Aus dem Evangelium lernen wir, dass Christus aus dem unmittelbaren Kontakt zum Vater spricht und handelt. Und so soll, entsprechend unserer kreatürlichen Bedingung, auch unser Leben im Glauben und in der Liebe aus der Zwiesprache mit dem lebendigen Gott erwachsen, aus dem ständigen inneren Nahesein bei ihm. Nur wenn wir selbst ihm nahe sind, können wir andere ihm nahebringen. Ein solches Bei-Gott-Sein mit unserem Innersten führt zu einem Einklang zwischen unserem Inneren und unserem Tun, zwischen dem, was wir sagen, und der Art, wie wir leben, wie wir die Schöpfung achten.
Schliesslich ist der bevorzugte Ort für das Sprechen von Gott die Familie, wo alle Glieder sich in der Einübung gegenseitiger Hingabe einüben müssen in das Miteinander – auch das Miteinander mit Gott – und im Vertrauen ein Gespür dafür bekommen, wie Gott ist und wie Er der Welt Gutes gibt.
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Ganz herzlich grüsse ich alle deutschsprachigen Pilger und Gäste. Gott steht unserer menschlichen Existenz nicht fremd gegenüber; er ist vielmehr der Grund der Würde und der Einzigartigkeit des Menschen. Wir wollen dieser Gnade als Zeugen seiner Liebe gerne entsprechen. Der Herr begleite euch alle auf eurer Pilgerfahrt mit seinem reichen Segen.
© Copyright 2012 – Libreria Editrice Vaticana
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