Umsetzung von Verbum Domini

Bericht von Kardinal Marc Ouellet über das nachsynodale Apostolische Schreiben

Vatikanstadt, 10.Oktober 2012, ZENIT.org

Der Bericht über die Umsetzung von “Verbum Domini” von Kardinal Marc Ouellet P.S.S., Präfekt der Kongregation für die Bischöfe, war unter anderem Programmpunkt am Dienstagnachmittag bei der vierten Generalkongregation der Bischofssynode.

[Wir dokumentieren die vom Heiligen Stuhl zur Verfügung gestellte Zusammenfassung der Ansprache:]

***

Zwei Jahre nach der Veröffentlichung des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens Verbum Domini im Jahre 2010, das die sich über vier Jahre erstreckenden Überlegungen der Synode abschliesst, bringt uns die Eröffnung dieser Synode dazu, über die Rezeption dieses nachsynodalen Dokuments nachzudenken, und eine Bestandsaufnahme der Durchführung seiner Zielsetzungen zu machen, die den Glauben in der Kirche erneuern sollten.

Auch wenn es verfrüht ist, ein Gesamturteil über seine Rezeption zu fällen, kann man jedoch schon jetzt sagen, dass das Interesse am Wort Gottes ständig zunimmt. Viele Aktivitäten zeigen, dass die Zentralität des Wortes Gottes im Leben der Pfarrgemeinden immer mehr in das allgemeine Bewusstsein eindringt, und in vielen Länder wurden die Medien eingesetzt, um das Apostolische Schreiben und seine Auswirkungen auf das Leben der Kirche bekannt zu machen.

Die in Verbum Domini geäusserte feste Überzeugung, dass die Liturgie der bevorzugte Ort ist, an dem Gott zu uns spricht, hat ein grosses Echo bei den Seelsorgern, den Liturgie-Experten und Katecheten gefunden, vor allem im italienisch-, spanisch- und englischsprachigen Bereich. Im übrigen hat die Synode Anlass zu einer wichtigen Veröffentlichung gegeben, in der das katechetische Modell der Episode der Jünger von Emmaus entwickelt wird. Und die erneute Lancierung des Katechismus der Katholischen Kirche anlässlich des Jahres des Glaubens ist eine wunderbare Gelegenheit für die Umsetzung von “Verbum Domini”. Wir dürfen jedoch keine schnellen Veränderungen in der Denkweise der wissenschaftlichen Forschung und im Verhältnis zwischen Exegese und Theologie erwarten. Doch es gibt die Voraussetzungen für einen konstruktiven und ernsthaften Dialog, der die Verschiedenheit der Charismen und der Methoden achtet. Die Universitäten reagieren gewöhnlich nur langsam auf die Äusserungen des Lehramts der Kirche, was jedoch nicht gleichbedeutend sein muss mit Opposition oder Gleichgültigkeit. Verbum Domini war Thema wissenschaftlicher Konferenzen in Rom, Polen und in Amerika.

Mit Genugtuung wurde die Originalität und die Neuheit der doktrinären Entwicklung von “Verbum Domini” über das Wort Gottes aufgenommen, dessen mehrfache Sinndeutung auf Christus als hauptsächliches Analogon bezogen wird. Diese Christologie des Wortes nimmt theologische Einsichten auf, die von herausragenden Theologen im Anschluss an Karl Barth formuliert worden sind, dessen Christozentrismus grossen Einfluss auf die Ökumene hatte.

Ein weiteres wichtiges Thema, das Aufmerksamkeit verdient, ist die Performativität des Wortes, das heisst sein dynamischer und wirkmächtiger Charakter, der im liturgischen Kontext einen sakramentale Dimension annimmt. Die wesensmässige Performativität des Wortes Gottes erreicht so das sakramentale Niveau im engeren Sinn einer Gemeinschaft von Personen, die zeigt, dass das Wort Gottes sehr viel mehr ist als eine Information oder eine Lehre.

Die kirchliche Hermeneutik der Schrift ist in der Natur der Schrift selbst verwurzelt als gemeinsames Zeugnis des Heiligen Geistes und der Kirche. Diese Hermeneutik setzt die harmonische Integration von Glaube und Vernunft voraus wie auch eine Kommunion mit dem Leben der Kirche und die Kenntnis der Heiligenleben, die eine lebende Auslegungsrichtschnur darstellen. Im Anschluss an das Apostolische Schreiben Verbum Domini formuliert Benedikt XVI. ein inniges Gebet für die Neuevangelisierung, das den Wunsch zum Ausdruck bringt, dass unsere Zeit sich mehr dem Hören auf das Wort Gottes widmen möge.

Die neue Evangelisierung muss wie die Erstevangelisierung vom Heiligen Geist abhängen, dem grossen Protagonisten der Mission der Kirche ad gentes und aller aktueller Formen der Neuevangelisierung. Die Evangelisierung der Welt hat ihren Anfang genommen mit dem Kairos von Pfingsten, und sie muss von dort wieder ausgehen.

Fünfzig Jahre nach dem Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzil findet sich die mit der Dogmatischen Konstitution Dei Verbum begonnene Reform bestätigt und weiterentwickelt. In dieser Hinsicht stellt Verbum Domini eine großartige Übung für die Rezeption des Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzils dar.

VerbumDomini: Nachsynodales Apostolisches Schreiben über das Wort Gottes im Leben und in der Sendung  der Kirche
DeiVerbum: Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung

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