Man braucht einen lebhaften persönlichen Kontakt zu Gott

Kardinal kritisiert Hirten, die sich selbst statt die Herde weiden

Zenon Kardinal Grocholewski, der Präfekt vatikanischen Bildungskongregation, kritisierte bei der Synode die katholischen Bildungeinrichtungen: es reicht nicht, dass man intellektuelles Wissen hat, man braucht auch persönlichen Kontakt zu Gott.

Vatikanstadt, kath.net/pl, 11. Oktober 2012

Es “reiche nicht aus, dass man forscht und intellektuelles Wissen hat, sondern man braucht einen lebhaften persönlichen Kontakt zu Gott.“ Das sagte Zenon Kardinal Grocholewski, der Präfekt vatikanischen Bildungskongregation, bei seinem Statement in der Bischofssynode. Der Kardinal fragte damit ausdrücklich die katholischen Bildungseinrichtungen an. Hier bestehe auch “in der Praxis nach wie vor Unklarheit im Hinblick auf dem Bezug zwischen der Rolle der Theologie und der des kirchlichen Lehramts”.

kath.net dokumentiert den Beitrag von Zenon Kardinal Grocholewski bei der Bischofssynode in voller Länge:

Man muss sich ernsthaft die Frage stellen: Warum geht eine ständig steigende Anzahl unserer Bildungseinrichtungen einher mit einer zunehmenden Glaubenskrise? Wodurch sind sie so wenig wirkungsvoll bei der Wiedererweckung des Glaubens im Bereich der Evangelisierung? Ich möchte dazu drei Einsichten darlegen, die, auch wenn sie sich nicht durch Neuheit auszeichnen, danach verlangen, neu vorgestellt, ernsthaft überdacht und vielleicht weiter vertieft zu werden.

Ich habe das hier folgende, bezeichnende Urteil gelesen, das ein Laie über einen Priester gefällt hat: “Er ist hervorragend in der Katechese und im Predigen, aber nicht gleichermassen gut in der Evangelisierung. […] Er weiss in der Tat sehr viel über Gott, aber ich bin mir nicht sicher, ob er Gott gut genug kennt. Es scheint, dass er nicht genug Erfahrung mit Jesus hat.” Um den eigenen Glauben zu stärken, um Gott zu kennen und ein wirksames Werkzeug der Evangelisierung zu sein reicht es nicht aus, dass man forscht und intellektuelles Wissen hat, sondern man braucht einen lebhaften persönlichen Kontakt zu Gott. Wenn diese Erkenntnis wahrhaft lebendig würde, wären sich unsere Bildungsinstitutionen, vor allem diejenigen der höheren Bildung, aber auch die Schulen besser ihres Auftrags zur Evangelisierung bewusst und wären wichtige Werkzeuge zu ihrer Verwirklichung.

Obwohl es dazu Vorgaben des II. Vatikanischen Konzils und des postkonziliaren Lehramts gibt und obwohl die Frage im vor kurzem von der Internationalen Theologischen Kommission vorgelegten Dokument (Theologie heute: Perspektiven, Prinzipien und Kriterien, 29. XI. 2011, Nr. 37-44) behandelt wurde, besteht in der Praxis nach wie vor Unklarheit im Hinblick auf dem Bezug zwischen der Rolle der Theologie und der des kirchlichen Lehramts. Jesus hat unser Verständnis der Heiligen Schrift und der Tradition nicht der Willkür der verschiedenen Meinungen überlassen, die offensichtlich auch auseinandergehen und überspannt sein können, abgesehen davon, dass sie ständig Unsicherheit und Verwirrung stiften, sondern er hat uns den grossen Schatz des Lehramts hinterlassen, “dessen Autorität im Namen Jesu Christi ausgeübt wird, […] unter Beistand des Heiligen Geistes” (Dei verbum, 10b). Dies mindert die Rolle und die Kreativität der Theologen natürlich nicht, doch es ruft sie zur Verantwortung. Wie auch immer, die Rolle der Theologen im Werk der Evangelisierung wird oft durch das Fehlen des Bewusstseins der enormen Bedeutung des Lehramts zunichte gemacht.

Das grösste Hindernis auf dem Weg, unter der Perspektive der Neuevangelisierung ein konstruktiver und folglich erfolgreicher Theologe (oder Seelsorger) zu werden, ist zweifellos der Stolz mit seinem natürlichen Verbündeten, dem Egoismus. Die Sucht, gross, originell, wichtig zu werden, reduziert nicht wenige darauf, “Hirten zu sein, die sich selbst, nicht aber die Herde weiden” (vgl. Ez 34, 8); vgl. d. hl. Augustinus,Über die Hirten), und in Wirklichkeit im Reich des Himmels bedeutungslos zu werden, unproduktiv für das Wachstum der Kirche und für die Evangelisierung. Da nach dem Sündenfall in jedem von uns eine Dosis von Stolz vorhanden ist, müssen wir uns unter diesem Aspekt einer ständigen, gründlichen Gewissensprüfung unterziehen und zu Füssen des Kreuzes Demut und authentische Liebe lernen.

Alle drei Einsichten unterstreichen die Bedeutung unserer eigenen Umkehr, um auf dieser Grundlage die anderen Christus näherbringen zu können und sie mit den Schätzen des Evangeliums zu bereichern.

Theologie heute
DeiVerbum

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